Die deutschen Fernseh-Hersteller sterben aus
Die Traditionsfirma Loewe meldet Insolvenz an. Bis Ende Oktober muss ein Investor gefunden sein, sonst droht das Aus.
Kronach. In Deutschlands Wohnzimmern sind Fernseher aus dem eigenen Land selten geworden. Technik mit Namen wie Grundig wird längst nicht mehr hierzulande gebaut. Gestern stellte der fränkische Hersteller Loewe einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung.
Unter Hochdruck sucht Vorstandschef Matthias Harsch nach einem Käufer, um das Ende der Firma zu verhindern. Mehrere Interessenten haben schriftliche Kaufangebote abgegeben. Gelingt die Rettung nicht, blieben von den deutschen TV-Produzenten nur Metz und Technisat übrig. In ihren besten Zeiten war die Marke Loewe mit Luxus-Fernsehern „Made in Germany“ erfolgreich. In den Yuppie-Haushalten der 90er Jahre war ein schwarzer Fernseher im kantigen Loewe-Design Kult — auch wenn er 2000 Mark kostete.
Diese Zeiten sind vorbei. Loewe setzt zwar weiter auf Luxus und Design — doch die asiatischen Anbieter haben auch hier aufgeholt. Hausgemachte Probleme verschärften die Krise: Zu lange hielt Loewe dem Röhrenfernseher die Treue und verpasste den Siegeszug der flachen LCD- oder Plasma-Fernseher. Ende 2012 stürzte ein schwaches Weihnachtsgeschäft die Firma in eine Krise.
Den Preiskampf gegen die Konkurrenz aus Asien kann Loewe nicht gewinnen: Die meisten Fernseher in den Elektronikmärkten kommen von Samsung oder Panasonic, die in großen Stückzahlen produzieren und damit wesentlich günstiger sein können. Loewe stellt einen kleinen Teil seiner Geräte immer noch in Kronach her.
Vorstandschef Harsch ist trotzdem sicher, einen Käufer zu finden, der Loewe in die Zukunft führt. Nicht mehr als TV-Hersteller, sondern als Spezialisten für „Smart Home Entertainment“ — multimediale Unterhaltung im heimischen Wohnzimmer. Im Sommer gewann er immerhin den chinesischen Elektronikkonzern Hisense als Geschäftspartner, mit dem das Unternehmen bei Einkauf, Produktion, Entwicklung und Vertrieb kooperieren will. Auch am Montag hatte Harsch Gespräche mit Investoren. „Ich bin überzeugt, dass wir Erfolg haben werden“, sagt er.
Die Mitarbeiter wurden gestern in einer Betriebsversammlung über die Rettungsbemühungen informiert. Die Gewerkschaft IG Metall verfolgt derweil das Drama bei Loewe mit großer Sorge. Loewe hat zwar bereits zahllose Arbeitsplätze gestrichen, gehört mit aktuell rund 650 Beschäftigten aber noch immer zu den wichtigsten Arbeitgebern in der Region.