Die E10-Gegner formieren sich
Der neue Kraftstoff spaltet die Lager: Erste Politiker fordern das sofortige Aus.
Berlin. Während Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) am umstrittenen Bio-Sprit E10 festhalten will, formieren sich die Gegner der neuen Kraftstoffsorte. So fordern erste Politiker das Aus für das gesamte E10-Projekt. Der Chef der CSU-Gruppe im EU-Parlament, Markus Ferber, sagte „Bild“: „Dieser klimapolitische Unsinn hilft der Umwelt nicht und bestraft den Bürger. E10 wieder abzuschaffen wäre die effektivste Klimapolitik für Mensch, Fahrzeug und Umwelt.“
Auch das katholische Hilfswerk Misereor hat in der Diskussion um den neuen Bio-Sprit E10 die Bundesregierung aufgefordert, die Biokraftstoffquote zurückzunehmen. Die wachsende Nachfrage nach Agro-Sprit trage zur Verknappung der Flächen für Grundnahrungsmittel in den Entwicklungsländern bei.
Selbst bei den Umweltschützern von Greenpeace findet die neue Kraftstoffsorte keine Unterstützung. „Die CO2-Einsparungen von E10 bringen weniger als ein besser aufgepumpter Reifen“, sagte Verkehrsexperte Wolfgang Lohbeck. Mit dem höheren Verbrauch von E10 gegenüber herkömmlichen Super werde „der ohnehin kaum vorhandene Klima-Nutzen von E10 völlig aufgehoben“.
Die Verbraucher müssen sich derweil nach Ansicht der Ernährungsindustrie wegen der Einführung des Biokraftstoffs E10 auf stärker steigende Preise einstellen.
„Wir haben die Sorge, dass die Konkurrenz auf den Anbauflächen zunimmt und dass sich das auf die Preise auswirkt“, sagte Sabine Eichner, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Sie fordert einen Abbau von Subventionen beim Einsatz nachwachsender Rohstoffe.
Landwirte können sich beim Verkauf von Weizen, Mais oder Zuckerrüben entscheiden, ob sie ihre Produkte an die Ernährungsindustrie oder aber als Rohstoffe an Biogas- oder Biokraftstoffproduzenten verkaufen. Da dies hoch subventioniert wird, ist ein solcher Weg für viele Bauern attraktiver.
Steigende Preise wegen der Einführung des Bio-Sprits erwartet auch der Sauer-Konservenhersteller Kühne: „Alkohol, den wir für die Herstellung von Essig benötigen, ist bereits deutlich teurer geworden“, sagte Kühne-Chef Andreas Schubert dem „Manager Magazin“. Das liege daran, dass Alkohol dem Benzin beigemischt werde. „Plötzlich ist Zucker, der als Ausgangsprodukt für Alkohol billig war, ein teurer Rohstoff geworden.“ Die Entwicklung sei aber auch beim Öl für Dressings und Mayonnaise deutlich erkennbar.
Auch die wachsende Zahl von Biogasanlagen und der damit verbundene Maisanbau stehe „in absoluter Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau“ und treibe die Pachtpreise nach oben. Als Folge würden zahlreiche Produkte seines Unternehmens teurer.