Getränkedosen Die Wiederkehr der Problemverpackung

Bis 2001 wurden in Deutschland mehr als acht Milliarden Getränkedosen im Jahr verkauft. Heute sind es 1,9 Milliarden.

Foto: Stephanie Pilick

Düsseldorf. Die Jahre 1919 bis 1933 sind in den USA keine schönen — zumindest nicht für diejenigen, die gern mal ein Gläschen gehoben hätten: Alkohol gilt als Teufelszeug und ist im Land der Freiheit folglich verboten. Als Prohibition wird diese Zeit heute in den Geschichtsbüchern verewigt. Kaum ist die Durststrecke vorbei, beginnt die Gottfried Krueger Brauerei in New Jersey damit, ihr jetzt wieder legales Gebräu in einer neuen Erfindung zu verkaufen: der Getränkedose.

Am 24. Januar 1933 geht die erste Büchse über den Ladentisch, 200 Millionen weitere folgen bis Jahresende. Denn auch weitere Getränkehersteller erkennen den Vorteil der Blechbüchse: Sie ist Verpackung und Trinkbecher in einem. Zunächst müssen durstige Menschen die Behälter allerdings per mitgeliefertem Dosenöffner knacken.

Deutschland muss bis 1937 auf die Dose warten: Die Schmalbach-Lubeca AG produziert die Blechzylinder zunächst aber in gebremster Form — Metalle werden in der Rüstungsindustrie gebraucht. Erst 1951 nimmt das Verpackungsunternehmen, Teile davon gehören heute zu Ball Packaging Europe, die Produktion wieder auf. Zunächst wird Henniger Export in die Dosen gepumpt, ab 1963 folgen der US-Softdrink Coca-Cola, zwei Jahre später dann die Orangenbrause Fanta. Noch bestehen die Dosen aus drei Einzelteilen. In den 50ern wiegt das Blechteil zum Trinken noch 80 Gramm, heute sind es — je nach Größe und Material kaum mehr als zehn.

So praktisch die Büchsen für Produzenten, Handel und Verbraucher sind, so kritisch sehen Umweltschützer die Verpackungen. Sie stören sich vor allem an dem hohen Energieverbrauch bei der Produktion und deren gefährlichen Abfallprodukten. Das Umweltbundesamt stuft die Verpackung als „ökologisch nachteilig“ ein, auch weil jährlich Zehntausende achtlos weggeworfene Büchsen in der Natur landen. 1998 waren laut Umweltbundesamt 13 Prozent aller „gefundener Objekte“ Dosen.

Acht Milliarden Stück werden zur Einführung der sogenannten Dosenpfands im Jahr 2001 jährlich verkauft, in der Folge der 25-Cent-Abgabe bricht der Verkauf dramatisch ein. Das ändert sich erst, als 2006 ein einheitliches Rücknahmesystem etabliert wird. Ein Jahr später werden 380 Millionen abgesetzt, 2010 schon 980 Millionen Dosen. 1,9 Milliarden sind es 2014. Was nach einer gewaltigen Menge klingt, ist in Wirklichkeit wenig: Ein Prozent der Softdrinks wird laut Verband europäischer Getränkedosenhersteller in Dosen abgefüllt — beim Bier sind es drei.