Die Wirtschaft ist in bester Laune

Mehr neue Jobs und dicke Gewinne — über Jahre hinaus bleibt es bei Wachstum.

Frankfurt/ München. Das deutsche Wirtschaftswunder setzt sich fort, Experten und Laien reiben sich verwundert die Augen. Denn während angesichts täglich neuer Schreckensmeldungen über Finanzierungsprobleme mehrerer Euro-Staaten schon das Ende der Gemeinschaftswährung an die Wand gemalt wird, ist die Stimmung in den deutschen Unternehmen glänzend. Auch steigende Rohstoffkosten und Energiepreise, die die Fertigung verteuern und die Inflation anheizen, können den Aufschwung bisher nicht stoppen.

Experten erwarten nach dem phänomenalen Quartalsplus der deutschen Wirtschaft zum Jahresauftakt von 1,5 Prozent, dass Deutschland auf Jahre Europas Konjunkturlokomotive bleibt. Im laufenden Jahr wird ein Wachstum von bis zu 3,5 Prozent erwartet. Die Berenberg-Bank sieht Deutschland vor einem goldenen Jahrzehnt.

Denn während andere lange über ihre Verhältnisse lebten, wurden hierzulande die Hausaufgaben gemacht: Die Unternehmen sind im globalen Wettbewerb gut aufgestellt, und sie können flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren. Der deutsche Arbeitsmarkt ist robust, die Zahl der Erwerbstätigen erreicht immer neue Rekorde. Im ersten Quartal 2011 wurde die deutsche Wirtschaftsleistung von 40,4 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht - das waren 552.000 Menschen mehr als ein Jahr zuvor.

Das alles hebt die Stimmung in den deutschen Unternehmen, trotz der vielen Risiken, die weltweit Märkte und Menschen bedrohen. „Die Konjunkturampeln in Deutschland stehen nach wie vor auf grün“, sagt Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. Der Ifo-Index verharrt nach zwei kleinen Dämpfern im Mai auf dem noch immer sehr hohen Niveau des Vormonats. Der wichtigste Frühindikator der deutschen Wirtschaft narrt damit wieder Experten, die einen leichten Rückgang prophezeit hatten. Die Rekordfahrt wird aber wohl nicht ungebremst weitergehen.

Dennoch: Von einer Trendwende ist weit und breit nichts zu spüren, zumal Europas Währungshüter die Investitionsbereitschaft mit weiterhin niedrigen Zinsen beflügeln werden. Die prekäre Situation in einigen Euroländern verhindere ein stärkeres Drehen an der Zinsschraube, ist Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer überzeugt.

Nur das hohe Tempo des Aufschwungs dürfte sich verlangsamen, doch das muss nicht mal schlecht sein. „Weder Autos noch die Konjunktur können ständig im roten Drehzahlbereich fahren“, sagt der Konjunkturexperte der DekaBank, Andreas Scheuerle.

Auch die Wirtschaft könne überhitzen, eine langsamere Gangart sei zu begrüßen. Deutschland dürfte trotz allem auf Jahre hinaus ein Wachstumsmotor in Europa bleiben. Nach einer Aufholjagd ist der Vorkrisenstand inzwischen wieder erreicht.