Sprit und Öl Diese Auswirkungen hat die Iran-Krise auf Spritpreise

Berlin · Christian Küchen vom Mineralölwirtschaftsverband zu den Folgen des Konflikts auf die Spritpreise.

Laut Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbands, bezieht Deutschland Öl aus rund 30 Ländern.

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Angesichts der Entspannung im Konflikt zwischen den USA und dem Iran müssen die deutschen Autofahrer vorerst nicht mit einem Preissprung an der Zapfsäule rechnen. Die Benzinpreise seien in den vergangenen Tagen sogar leicht gesunken, so der Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV), Christian Küchen.

Herr Küchen, die Lage im Mittleren und Nahen Osten hat sich leicht entspannt. Bleibt der Preisschock bei Sprit und Öl damit aus?

Christian Küchen: Bis jetzt sind Preissteigerungen an deutschen Tankstellen im Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen ausgeblieben. Die Benzinpreise sind in den letzten Tagen sogar leicht gesunken. Aktuell liegen wir im Bundesdurchschnitt bei rund 1,40 Euro je Liter für Super E10, ein halber Cent weniger als noch am vergangenen Sonntag.

Aber was, wenn der Konflikt wieder eskalieren sollte?

Küchen: Geopolitische Risiken können immer auftreten. Aber die wichtigste Nachricht für Autofahrer ist: Die Ölversorgung Deutschlands ist zuverlässig und im vollen Umfang gesichert. Deutschland bezieht Öl aus rund 30 Ländern weltweit. Hauptlieferanten sind Russland, Norwegen, Großbritannien und Kasachstan. Aus dem Iran dagegen kamen 2019 nur 273 000 Tonnen Öl – das waren 0,3 Prozent aller Ölimporte.

Wie war es bei vorangegangenen kritischen Ereignissen?

Küchen: Von den geopolitischen Ereignissen in letzter Zeit wissen wir, dass sich die Lage an den Ölmärkten schnell normalisiert hat. Das war zuletzt etwa nach dem Angriff auf einen Öltanker in der Straße von Hormus oder saudische Öl-Anlagen der Fall.

Gibt es noch andere Risiken für einen Preissprung?

Küchen: Seit Jahresbeginn gilt in Deutschland ein höherer Wert zur Senkung von CO2 im Straßenverkehr. Zur Erfüllung muss ein höherer Anteil von erneuerbaren Kraftstoffen beigemischt werden. Damit trägt auch der Verkehr zum Klimaschutz bei, aber die Biokraftstoffe sind etwas teurer. Ob und wie weit das zu einer Preiserhöhung an der Zapfsäule führt, entscheidet sich im Wettbewerb der Tankstellen.

Und was ist mit dem geplanten Emissionshandel im Verkehr, Stichwort Klimaschutzgesetz?

Küchen: Das ist in der Tat ein Faktor. Ab 2021 gilt für den Verkehr ein fester Wert von 25 Euro je Tonne CO2. Rein rechnerisch würde das inklusive Mehrwertsteuer eine Kostensteigerung von sieben Cent je Liter bedeuten, bis 2025 sogar 15 Cent. Das Gesetz wirkt in der Praxis also wie eine reine Steuererhöhung für Autofahrer. Nötig wäre aber eine Reform der Energiesteuer, mit der klimafreundliche Kraftstoffe deutlich bessergestellt würden. Wir plädieren zudem dringend dafür, staatliche Mehreinnahmen zur Förderung von klimaneutralen Kraftstoffen zu verwenden, denn allein mit E-Autos erreichen wir die Klimaziele im Verkehr nicht.

Alles in allem ist der Sprit derzeit ja relativ günstig. Woran liegt das?

Küchen: Der Ölpreis ist bezogen auf die Nordsee-Sorte Brent bei aktuell rund 65 Dollar je Barrel im langjährigen Vergleich vergleichsweise niedrig. Es gab schon Jahre mit dauerhaft oberhalb 100 Dollar.  Zudem schwanken die Preise an der Zapfsäule deutlich geringer als die Rohstoffpreise. Grund sind die jetzt schon hohen Energiesteuern auf jeden Liter Benzin und Diesel.