Grüne Investments Welche Bedeutung hat das Thema Klimawandel in der Geldanlage?

Düsseldorf · Deka-Manager Ingo Speich ist sicher, dass Investoren immer größeren Wert auf nachhaltiges Wirtschaften legen.

Schmutzig unerwünscht: Die Bedeutung von Ökostrom wird in Deutschland und anderswo immer größer.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Fondsgesellschaften und Versicherungen verwalten Billionen Euro von Anlegern. Ist das Thema Klimawandel auch dort inzwischen angekommen? Fragen an Ingo Speich (43), der bei der Deka, dem Wertpapierhaus der deutschen Sparkassengruppe, das Thema Nachhaltigkeit verantwortet.

Welche Bedeutung hat das Thema Klimawandel in der Geldanlage?

Ingo Speich: Die Bedeutung hat massiv zugenommen. Immer mehr Privatanleger wollen nachhaltig investieren und damit dem Klimawandel aktiv begegnen. Ohne die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten wird man künftig nicht mehr am Kapitalmarkt investieren können. Unternehmen werden die enormen regulatorischen Veränderungen des Kapitalmarkts zu spüren bekommen und ihre Geschäftsmodelle mit Blick auf nachhaltige Produkte anpassen müssen. Kapitalströme werden aufgrund dieser Veränderung umgeleitet und es wird sich die Betrachtung von Rendite und Risiko verändern.

Wie schätzt die Deka Investment den Zusammenschluss von Investoren im Hinblick auf den Klimawandel ein?

Speich: Zusammenschlüsse von Investoren führen zu einer Bündelung von Kräften und damit zu einer Veränderungsnotwendigkeit der Unternehmen. Wir unterstützen zahlreiche Initiativen nicht nur ökologischer Art, sondern auch im Hinblick auf soziale Themen wie Menschenrechte. Wichtig ist, aktiv die Stimme zu erheben und als Aktionär auch Farbe zu bekennen. Jeder investierte Euro unterstützt die Ziele dieser Initiativen.

Kann der Kampf gegen den Klimawandel zu einem Treiber für Wachstum werden, zu einem Schlüssel für profitables und nachhaltiges Wirtschaften?

Speich: Definitiv. Durch eine frühzeitige Analyse von Unternehmen, die beispielsweise nachhaltige Zukunftstechnologien entwickeln, kann in diese investiert werden. Sind die Produkte dann erfolgreich, können sich Anleger so die Kursgewinne der Zukunft sichern. Auf diese Weise wird der Klimawandel zum doppelten Treiber für Wachstum. Auf der anderen Seite müssen Anleger natürlich auch die Risiken erkennen und bedenken. Klimaschädliche Technologien und Produkte – wie beispielsweise die Kohleförderung – werden künftig keine Wachstumstreiber mehr sein.

Welche Bedeutung haben Umweltschutz und ethisch-soziale Standards aktuell für die Anlagewünsche Ihrer Kunden?

Speich: Wir spüren ein zunehmendes Interesse sowohl von Großanlegern als auch bei Privatkunden. Nachhaltige Finanzprodukte sind schon heute so selbstverständlich wie der Bio-Trend im Einzelhandel.

Wie wirkt sich die dauerhafte Niedrigzinsphase auf die private Altersvorsorge aus?

Speich: Aufgrund der niedrigen Zinsen wird das aktive Sparen für die Altersvorsorge immer wichtiger. Den Zinseszinseffekt, der gerade langfristig wirkte, gibt es nicht mehr. Aktien sollten aufgrund der Renditeaussichten ein fester Baustein der Altersvorsorge sein. Hier ergeben sich bei der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten Vorteile. Für Sparer besteht so die Chance bei einer vergleichbaren Rendite die Kursschwankungen zu verringern.

Wann steigen die Zinsen wieder?

Speich: Frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts.