dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
DIW-Studie: Mietpreisbremse hilft nicht gegen steigende Mieten
Berlin (dpa) - Die vor einem Jahr eingeführte Mietpreisbremse kann den Anstieg der Mieten einer Studie zufolge kaum verlangsamen. Im Gegenteil: Kurzfristig habe sie vielerorts sogar preistreibend gewirkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Auch andere Studien hatten in den vergangenen Wochen die Wirksamkeit der Regelung in Zweifel gezogen.
Rewe verabschiedet sich von der Plastiktüte
Köln (dpa) - Bei Deutschlands zweitgrößtem Lebensmittelhändler Rewe gibt es für Kunden künftig keine Plastiktüten mehr. Stattdessen können sie ihre Einkäufe in Kartons, Papiertüten, Stofftaschen oder stabile Mehrweg-Taschen aus Recyclingmaterial packen. Dadurch sollen in Deutschland jährlich rund 140 Millionen Plastiktüten weniger im Müll landen, wie das Unternehmen am Mittwoch ankündigte. Testläufe dafür seien erfolgreich gewesen, sagte Konzernvorstand Lionel Souque. Damit geht die Supermarktkette noch einen Schritt weiter als die inzwischen rund 300 Einzelhandelsunternehmen, die sich seit Ende April freiwillig verpflichtet haben, Geld für die umweltschädlichen Plastiktüten zu nehmen. Inzwischen sei etwa die Hälfte aller Tüten in Deutschland von der Vereinbarung erfasst, sagte Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Umweltverbände kritisieren, die meisten der nun betroffenen Tüten seien bereits vorher kostenpflichtig gewesen.
Neuer Antrieb fürs Klima - Luftfahrtmesse ILA eröffnet
Schönefeld (dpa) - Sparsamere Flugzeuge, neue Antriebsarten und künftige Raumfahrtmissionen: Auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld zeigen 1017 Aussteller aus 37 Ländern vier Tage lang ihre Produkte und Trends der Industrie. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eröffnete die viertägige Leistungsschau am Mittwoch mit einem Rundgang bei strömendem Regen. Zum Auftakt bekannte sich Airbus-Vorstandschef Tom Enders zum Ziel der Branche, den Ausstoß des Klimagases CO2 bis zum Jahr 2050 um 75 Prozent zu verringern. Das sei „extrem ambitioniert“, aber angesichts der erwarteten Verdoppelung des Flugverkehrs in den nächsten 20 Jahren notwendig.
OECD vermisst Ehrgeiz für Reformen in Deutschland - Wenig Wachstum
Paris (dpa) - Deutschland sollte aus Sicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mehr für seine Zukunftsfähigkeit tun. „Der Ehrgeiz für gute Strukturreformen hat deutlich nachgelassen“, kritisierte der Direktor für wirtschaftspolitische Studien bei der OECD, Christian Kastrop, am Mittwoch in Paris bei der Vorlage des Wirtschaftsausblicks seiner Organisation. Nach zuvor guten Ansätzen seien die jüngsten fünf bis sieben Jahre „eher enttäuschend“ verlaufen, sagte Kastrop. Als mögliche Ziele nannte Kastrop die Bereiche Arbeitsmarkt, Sozial- und Steuerpolitik. Zudem könne Deutschland mehr für die Erholung des Wachstums in Europa tun. Die Organisation sieht die Weltwirtschaft in einer anhaltenden Phase schlechter Konjunkturwerte.
Existenzgründungen in Deutschland auf niedrigstem Stand seit 2002
Frankfurt/Main (dpa) - Die gute Lage auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat den Drang zur Selbstständigkeit im vergangenen Jahr gebremst. Die Zahl der Existenzgründer sank im Vergleich zum Vorjahr um 152 000 oder 17 Prozent auf 763 000, wie die Förderbank KfW in ihrer jährlichen Erhebung feststellt. Das ist der niedrigste Stand seit dem Jahr 2002. Dominierend waren Gründer, die mit neuen Produkten und mehr Mitarbeitern erfahrungsgemäß bessere Überlebenschancen auf dem Markt haben als Menschen, die etwa aus der Arbeitslosigkeit heraus den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. „Das Gründungsgeschehen hat an Quantität verloren, aber strukturell an Qualität gewonnen“, bilanzierte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner am Mittwoch in Frankfurt.
Bayer-Chef: Monsanto-Übernahme wird „Marathon“
Düsseldorf/Leverkusen (dpa) - Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer braucht nach Ansicht von Vorstandschef Werner Baumann für die milliardenschwere Monsanto-Übernahme einen langen Atem. „Die geplante Übernahme von Monsanto wird kein Sprint, sondern sicherlich eher ein Marathon“, sagte der Vorstandschef dem Magazin „Wirtschaftswoche“ einem Vorabbericht vom Mittwoch zufolge. Insbesondere die Abstimmungen mit Kartellwächtern könnten sich hinziehen. Zunächst steht aber ohnehin noch eine Einigung mit dem Monsanto-Management aus. Baumann wertete die Zurückweisung des bisherigen Gebots von 62 Milliarden US-Dollar (55,6 Mrd Euro) wegen der Gesprächsbereitschaft des umstrittenen US-Agrarchemiekonzerns als „konstruktive Ablehnung“. Baumann verteidigte das Übernahmeangebot weiter als „richtige strategische Entscheidung“ für den Leverkusener Dax-Konzern.
Politik sucht Alternativen für Übernahme von Kuka durch Chinesen
Berlin/Augsburg (dpa) - Die Bundesregierung sucht nach einer europäischen Alternative zu einer Übernahme des Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Konzern Midea. Wie das „Handelsblatt“ und die „Süddeutsche Zeitung“ am Mittwoch aus Regierungskreisen berichteten, wollen Kanzleramt, Auswärtiges Amt und Wirtschaftsministerium dazu ein Konsortium schmieden, das Midea zuvorkommt. Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums wollte die Berichte nicht kommentieren. Ressortchef Sigmar Gabriel (SPD) hatte am Dienstag in Berlin gesagt, er fände es angemessen, wenn es aus Deutschland oder Europa ein alternatives Angebot gäbe.
Versicherungskonzern Ergo streicht rund 1800 Jobs in Deutschland
Düsseldorf (dpa) - Der Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo will rund 1800 Jobs in Deutschland streichen. Ziel sei es, den bis 2020 geplanten Personalabbau möglichst sozialverträglich zu gestalten, kündigte das Unternehmen am Mittwoch an. Hintergrund sei der Umbau des Unternehmens. Schwerpunkt des Personalabbaus werde der Vertrieb sein, sagte ein Sprecher. Die Tochter des weltgrößten Rückversicherers Munich Re zählt in Deutschland rund 14 300 Vollzeit-Stellen. Der Jobabbau soll allein das deutsche Geschäft des Konzerns treffen. Über die konkrete Umsetzung der Einschnitte sei noch nicht entschieden, hieß es. Ziel sei, das Unternehmen fit für die digitale Zukunft zu machen, kündigte der seit September amtierende Ergo-Chef Markus Rieß an.
Deutsche Börse und LSE wollen bis Mitte Juli Klarheit von Aktionären
Frankfurt/London (dpa) - Die Deutsche Börse und die Londoner LSE suchen bis Mitte Juli die Rückendeckung ihrer Aktionäre für den geplanten Zusammenschluss. Am 4. Juli sollen die Anteilseigner der London Stock Exchange (LSE) in einer außerordentlichen Hauptversammlung ihr Votum abgeben. Die Aktionäre der Deutschen Börse bekommen bis einschließlich 12. Juli Zeit, das Angebot zum Umtausch ihrer Aktien in Papiere des Gemeinschaftsunternehmens zu prüfen. Das teilten die beiden Konzerne am Mittwoch mit. Für eine bisherige Aktie des Dax-Konzerns soll es ein Papier der neuen gemeinsamen Dachgesellschaft „HoldCo“ geben. LSE-Aktionäre haben je Aktie Anspruch auf 0,4421 Anteile der neuen Holding. Damit die Fusion im dritten Anlauf glückt, müssen bei der Deutschen Börse mindestens drei Viertel der Eigentümer die Offerte annehmen.
Streiks vor Fußball-EM in Frankreich behindern Bahnverkehr
Paris/Brüssel (dpa) - Gut eine Woche vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich haben Streiks erneut den Bahnverkehr im Land gestört. Bedienstete des Staatsunternehmens SNCF traten aus Protest gegen interne Umstrukturierungen in einen unbefristeten Ausstand. Betroffen waren nach Angaben des Unternehmens am Mittwoch etwa 60 Prozent der TGV-Schnellzugverbindungen im Land. Rund 40 Prozent der Vorortzüge verkehrten nicht, zudem war jede dritte überregionale und jede zweite regionale Verbindung betroffen. Von Donnerstag an ist auch ein Streik beim Pariser Nahverkehrsunternehmen RATP geplant. Das Unternehmen rechnet nur mit schwachen Auswirkungen, die Metro soll normal fahren. Freitag bis Sonntag ist dann ein Streik bei der Flugaufsicht angekündigt.
Stimmung in der Industrie drückt auf Kauflaune im Dax
Frankfurt/Main (dpa) - Die durchwachsene Stimmung in der chinesischen und europäischen Industrie hat den Dax am Mittwoch belastet. Bis zum Nachmittag gab der deutsche Leitindex um 0,83 Prozent auf 10 177,38 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen sank zur Wochenmitte um 0,71 Prozent auf 20 615,68 Punkte, während der Technologiewerte-Index TecDax mit plus 0,03 Prozent auf 1688,67 Punkte auf der Stelle trat. Der EuroStoxx 50, der Leitindex der Eurozone, verlor 1,09 Prozent. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1174 (Dienstag: 1,1154) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8949 (0,8965) Euro.