dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft ausgebremst - Politik soll Wachstum ankurbeln

Berlin/Frankfurt (dpa) - Für die deutsche Wirtschaft sieht es düster aus. Weltweite Krisen und eine schwache Binnennachfrage bringen den Aufschwung ins Stocken. Nach dem herben Rückgang der Industrieaufträge brachen im August auch die Exporte ein. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute senkten ihre Wachstumsprognose für Deutschland für 2014 und 2015 deutlich. Als eine Ursache nannten die Ökonomen bei der Vorstellung des Herbstgutachtens am Donnerstag in Berlin auch „Gegenwind aus der Wirtschaftspolitik“: Mindestlohn, Mütterrente und die Rente mit 63 hemmten die Investitionsbereitschaft der Unternehmen stärker als zunächst angenommen. Die Forderungen an die Bundesregierung, mit mehr Investitionen gegenzusteuern, werden lauter.

Schäuble: Investitionen müssen höhere Priorität haben

Washington (dpa) - Die Bundesregierung prüft angesichts der Konjunkturdelle und Risiken für die Wirtschaft eine Stärkung von Investitionen auch in Deutschland. „Wir müssen Investitionen eine höhere Priorität einräumen“, sagte Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Donnerstag in Washington vor der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Konjunkturprogrammen mit neuen Schulden erteilte Schäuble erneut eine Absage. Höhere Defizite für mehr Wachstum seien der falsche Weg. Es mache keinen Sinn, immer neue hohe Milliarden-Programme ins Schaufenster zu stellen. Notwendig seien Strukturreformen. Regeln wie der EU-Stabilitäts- und Wachstumspakt müssten eingehalten werden.

Strompreis für Privathaushalte seit 2000 nahezu verdoppelt

Wiesbaden (dpa) - Der Strompreis für private Verbraucher hat sich seit dem Jahr 2000 beinahe verdoppelt. Im Durchschnitt müssen Privatleute heute 92 Prozent mehr für Strom zahlen als vor rund 14 Jahren, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag berichtete. Die Kosten für die Stromerzeugung seien dagegen lediglich um 35 Prozent gestiegen. Preistreiber waren vor allem höhere Steuern und Umlagen wie die zur Finanzierung der erneuerbaren Energien. Diese trafen der Auswertung zufolge auch andere Kundenkreise wie Industrieunternehmen und kleine Gewerbebetriebe. Sie mussten in dem beobachteten Zeitraum von Januar 2000 bis August 2014 Preiserhöhungen zwischen 76 und 79 Prozent hinnehmen, wie die Statistiker berichteten.

Studie: Mehr Frauen in Aufsichtsräten - Abwärtstrend in Vorständen

Berlin (dpa) - Der Frauenanteil in den Vorstandsetagen deutscher Unternehmen sinkt. Das geht aus einem aktuellen Index hervor, den der Verein „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) am Donnerstag in Berlin vorstellt. Danach sind aktuell nur 5,8 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich. Vor einem Jahr hatte dieser Wert noch deutlich über sechs Prozent gelegen. „Bei einigen Unternehmen scheint die Botschaft noch nicht angekommen zu sein, dass ihre Reputation auf dem Spiel steht, wenn sie jetzt nicht für messbare Veränderungen sorgen“, erklärte die Fidar-Präsidentin, Monika Schulz-Strelow. Etwas besser sieht es in den Aufsichtsräten der börsennotierten Unternehmen aus. Hier sind derzeit 18,9 Prozent der Posten mit Frauen besetzt.

Streik bringt noch keine Bewegung im Bahn-Tarifstreit

Frankfurt/Main (dpa) - Für Bahnkunden bleibt die Reiseplanung auch zum Wochenende unsicher. Nach dem Lokführerstreik gab es am Donnerstag keine Anzeichen für eine schnelle Lösung des Tarifkonflikts. „Die Bahn müsste uns ein Angebot machen, dann kommen wir sofort an den Verhandlungstisch“, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer am Donnerstag. Das Bundesunternehmen legte kein neues Angebot vor. „Wir haben einige Angebote und Varianten vorgelegt, wir sind sicher, dass es hier Anknüpfungspunkte geben kann“, sagte eine Sprecherin. Gewerkschaftschef Claus Weselsky hatte in der „Zeit“ gedroht: „Solange die Bahn ihre Blockadehaltung nicht aufgibt, sind flächendeckende Streiks möglich.“

Daimler unterliegt im Streit um verdeckte SWR-Reportage

Stuttgart (dpa) - Der Autobauer Daimler muss die Ausstrahlung einer Niedriglohn-Reportage des Südwestrundfunks (SWR) vorerst weiter hinnehmen. Wie das Landgericht Stuttgart am Donnerstag entschied, darf der SWR die mit verdeckter Kamera entstandenen Aufnahmen weiter senden. Der Autobauer hatte den Sender verklagt, weil dieser heimlich auf dem Gelände des Konzerns gedreht hatte. Die so entstandenen Aufnahmen hatte der SWR in dem im Mai 2013 ausgestrahlten Beitrag „Hungerlohn am Fließband“ verwendet. Demzufolge soll Daimler über Werkverträge Menschen beschäftigen, die ihr Gehalt mit Hartz IV aufstocken müssen.

Start in US-Berichtssaison: Alu-Riese Alcoa übertrifft Erwartungen

New York (dpa) - Die Berichtssaison in den USA steht unter ungewissen Vorzeichen: Geopolitische Krisenherde und der starke Dollar könnten dem ein oder anderen US-Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Der Aluminiumriese Alcoa, der traditionell den Bilanzreigen eröffnet, hat diese Probleme nicht - der Konzern konnte am Mittwoch (Ortszeit) überraschend gute Zahlen vorzeigen. Wall Street reagierte positiv. Das vom ehemaligen Siemens-Chef Klaus Kleinfeld geführte Unternehmen meldete einen Umsatzanstieg um sieben Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar (4,9 Mrd Euro) für das dritte Quartal. Auch der Gewinn übertraf die Erwartungen der Wall Street: Unter dem Strich verdiente Alcoa 149 Millionen Dollar.

Dax gibt Gewinne ab

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem furiosen Auftakt im Handelsverlauf einen Großteil seiner Gewinne wieder abgegeben. Der Dax verzeichnete zuletzt nur noch ein Plus von 0,44 Prozent bei 9035 Punkten und fiel zwischendurch sogar erneut unter die viel beachtete 9000-Punkte-Marke. Am Vormittag war der deutsche Leitindex wegen der Hoffnung auf zunächst weiterhin niedrige US-Leitzinsen zunächst um bis zu 1,6 Prozent gestiegen. Am Rentenmarkt stand die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere unverändert bei 0,73 Prozent. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2763 (Mittwoch: 1,2645) Dollar fest.