dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Bundesländer und Euro-Rettungsschirm unter Druck - Ökonomen warnen

Frankfurt/Main/Berlin (dpa) - Keine Atempause in der Euro-Schuldenkrise: Nach dem Warnschuss für Deutschland hat die US-Ratingagentur Moody's auch die sehr gute Bonität einzelner Bundesländer und des Euro-Rettungsschirms EFSF in Zweifel gezogen. Eine Gruppe internationaler Wirtschaftsexperten sieht Europa vor dem Abgrund. „Europa steuert schlafwandelnd auf eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen zu“, heißt es in dem Appell von 17 Ökonomen. Berlin wies die Warnungen am Mittwoch zurück: Vieles sei schon getan. Die EU-Kommission kritisierte die Rolle der Ratingagenturen. Die Überprüfung der Länderratings erfolgt laut Moody's, weil Bund und Länder eng verflochten sind und im Notfall füreinander einstehen.

Stimmung in der deutschen Wirtschaft stark eingetrübt

München (dpa) - Weniger Aufträge, sinkende Produktion und Stellenabbau in der Industrie: Die deutsche Wirtschaft gerät immer stärker in den Sog der Eurokrise. Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Juli überraschend stark gefallen - von 105,2 auf 103,3 Punkte. Die Unternehmen bewerten sowohl ihre aktuelle Lage als auch ihre Geschäftsaussichten im kommenden halben Jahr deutlich schlechter. „Die Eurokrise belastet zunehmend die Konjunktur in Deutschland“, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Mittwoch in München. Aufwärts geht es nur im Einzelhandel. Dank niedriger Arbeitslosigkeit und steigender Löhne bleibt der private Konsum eine Stütze.

Experten sehen Europa an der Schwelle zur Katastrophe

Berlin (dpa) - Europa steht nach Ansicht führender Wirtschaftswissenschaftler vor dem Abgrund und muss die Währungsunion so schnell wie möglich reformieren. „Europa steuert schlafwandelnd auf eine Katastrophe von unabsehbaren Ausmaßen zu“, heißt es in dem Gutachten von 17 europäischen Ökonomen, das der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Die Wissenschaftler, darunter die beiden Wirtschaftsweisen Peter Bofinger und Lars Feld, verlangen von den Regierungen schnelle durchgreifende Reformen, um den Kollaps zu vermeiden. Als Sofortmaßnahme fordern sie, die Schulden von Krisenländern in einen Tilgungsfonds mit gemeinschaftlicher Haftung auszulagern, um den Staaten wieder Luft zu verschaffen, sowie ein stärkeres Eingreifen der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine langfristige Transferunion lehnen sie aber ebenso ab wie Eurobonds.

Europas Autobranche schwächelt zusehends - Krise kommt bei Daimler an

Stuttgart/Paris (dpa) - Die Krise am europäischen Automarkt zieht immer weitere Kreise. Der besonders hart getroffene französische Marktführer PSA Peugeot Citroën schreibt tiefrote Zahlen. Der Absatzeinbruch sorgte im ersten Halbjahr 2012 für einen Verlust von 819 Millionen Euro, nach einem Gewinn in ähnlicher Größenordnung ein Jahr zuvor. Der US-Autobauer Ford fürchtet in seinem Europageschäft einen Milliardenverlust. Auch der deutsche Autobauer Daimler spürt mittlerweile die Probleme, kann aber anders als PSA in Übersee und mit Lkws für Entlastung sorgen. Unter dem Strich verdienten die Schwaben im zweiten Quartal 2012 aber mit rund 1,5 Milliarden Euro 11 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Brüssel verordnet Landesbanken BayernLB und NordLB Schrumpfkur

Brüssel/München (dpa) - Die EU-Kommission hat den Landesbanken BayernLB und NordLB im Gegenzug für staatliche Beihilfen in Milliardenhöhe eine Schrumpfkur verordnet. Die BayernLB muss zudem bis zum Jahr 2019 fünf Milliarden Euro an Staatshilfen zurückzahlen und damit die Hälfte der Summe, die sie bei der Notrettung 2008 vom Freistaat Bayern erhalten hat. „Die Auflagen stellen sicher, dass die Bank nicht mehr öffentliche Gelder behält als sie unbedingt braucht“, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia nach der Entscheidung über das Beihilfeverfahren am Mittwoch in Brüssel.

Apple enttäuscht: iPhone-Verkäufe unter Erwartungen

Cupertino (dpa) - Apple kann sein rasantes Wachstumstempo nicht halten. Von April bis Juni wurde der US-Konzern weniger seiner iPhone-Handys los als Analysten erwartet hatten. Zum einen hielten sich viele Europäer wegen der Euro-Schuldenkrise mit Neuanschaffungen zurück. Das galt auch für die Deutschen. Zum anderen warten viele Kunden auf das neue iPhone 5, das im Herbst herauskommen dürfte. „Die Leute wollen das nächste Ding - und darüber bin ich super froh“, sagte Apple-Chef Tim Cook. Welchen Einfluss das Zögern auf die aktuellen Verkaufszahlen gehabt habe, lasse sich nur schwer beziffern. Fest steht aber, dass Apple in seinem dritten Geschäftsquartal vergleichsweise magere 26 Millionen iPhones verkaufen konnte. Das lag zwar 28 Prozent über dem Vorjahresquartal - Analysten hatten jedoch mit mehr als 28 Millionen Stück gerechnet.

Machtkampf um Praktiker spitzt sich zu - Neuer Investor

Hamburg/Kirkel/Berlin (dpa) - Der Machtkampf um die kriselnde Baumarktkette Praktiker spitzt sich zu. Der Finanzinvestor Clemens Vedder kündigte am Mittwoch an, sich mit einer Finanzspritze von zunächst 30 Millionen Euro an der Rettung des Unternehmens beteiligen zu wollen. Die Mittel könnten bis 100 Millionen Euro aufgestockt werden, sagte ein Sprecher des Investors in Berlin. Ziel sei, die mehr als 10 000 Arbeitsplätze bei Praktiker und der Schwestermarke Max Bahr zu erhalten. Vedder selbst ist überzeugt, dass das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurückgeführt werden kann.

EZB: Weniger Betrug mit Kreditkarten - Internet lockt Kriminelle

Frankfurt/Main (dpa) - Der Missbrauch von Kredit- und EC-Karten nimmt nach Erkenntnissen der Europäischen Zentralbank (EZB) insgesamt ab. Vor allem die EMV-Technologie mit einer Art Mini-Computer in den Karten habe Plastikgeld sicherer gemacht, bilanziert die Notenbank in ihrem am Mittwoch erstmals veröffentlichten Bericht über Kartenmissbrauch. Allerdings versuchten Kriminelle immer häufiger Kartendaten und Geheimnummer (PIN) bei Zahlungen abzugreifen, die über das Internet, per Mail oder Telefon abgewickelt werden. Die EZB-Studie bezieht sich auf die Jahre 2007 bis einschließlich 2010.

Dax fängt sich dank guter US-Zahlen wieder

Frankfurt/Main (dpa) - Nach den teils heftigen Verlusten der vergangenen Tagen hat sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch wieder etwas gefangen. Der Leitindex Dax profitierte dabei von mehrheitlich guten Unternehmenszahlen aus den USA. Er stand am Nachmittag 0,95 Prozent höher bei 6451 Punkten. Der MDax stieg um 0,33 Prozent auf 10 489 Punkte. Der TecDax gewann 1,15 Prozent auf 757 Punkte. Der Euro-Kurs legte zu. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2134 (Dienstag: 1,2089) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8241 (0,8272) Euro.