dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Euro-Finanzminister beraten über Spanien und Griechenland
Luxemburg/Madrid (dpa) - Die obersten Kassenhüter der Eurozone kommen am späten Donnerstagnachmittag in Luxemburg zu ihrer Juni-Sitzung zusammen. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen Finanzhilfen an das krisengeschüttelte Spanien sowie die Lage in Griechenland nach Bildung der neuen Regierung, die am Donnerstag vereidigt werden sollte. Erwartet wurde allerdings zunächst noch Interims-Finanzminister Giorgos Zanias. Wie es aus Kreisen des Finanzministeriums in Athen am Donnerstag hieß, wolle Zanias für eine Lockerung der harten Sparauflagen für Griechenland werben. Athen will angesichts des Niedergangs seiner Wirtschaft zwei Jahre mehr Zeit für die Umsetzung. Zudem soll die Rückzahlung der gewährten Hilfen statt 2015 erst 2017 beginnen.
Anleiheauktion: Spanien muss hohe Zinsen bieten
Madrid/Frankfurt (dpa) - Spanien kämpft bei der Geldaufnahme weiter mit kräftig steigenden Zinsen: Bei einer Anleiheauktion musste das Euro-Schwergewicht am Donnerstag tief in die Tasche greifen, um die Ansprüche von Investoren zu erfüllen. Doch zumindest die Nachfrage nach den Papieren war groß, wie aus den Daten der spanischen Schuldenagentur hervorgeht. Insgesamt sammelte Madrid 2,22 Milliarden Euro und damit etwas mehr ein als die anvisierten zwei Milliarden Euro. Allerdings handelt es sich auch um ein außergewöhnlich niedriges Volumen, das den aktuellen Marktverwerfungen geschuldet sein dürfte, unter denen Spanien leidet.
NRW-Landtag beschließt WestLB-Gesetz - Eine Milliarde Euro vom Land
Düsseldorf (dpa) - Das hoch verschuldete Land Nordrhein-Westfalen stellt eine Milliarde Euro frisches Kapital für die Abwicklung der WestLB bereit. Dazu ermächtigte der Landtag die rot-grüne Regierung am Donnerstag in Düsseldorf mit Verabschiedung eines entsprechenden WestLB-Gesetzes. SPD und Grüne stimmten dafür, CDU, FDP und Piraten dagegen. Die einst größte Landesbank in Deutschland wird nach Verstößen gegen EU-Recht und einer Vereinbarung mit Brüssel zum Monatsende aufgelöst. Nach einer Einigung über die milliardenschwere Lastenverteilung zwischen NRW, Bund und Sparkassen ist der Weg für den radikalen Umbau nun frei.
Ecclestone wehrt sich gegen Bestechungsvorwurf
München (dpa) - Formel 1-Chef Bernie Ecclestone hat sich nach dem Geständnis des ehemaligen BayernLB-Vorstandes Gerhard Gribkowsky gegen den Vorwurf der Bestechung gewehrt. Gribkowsky habe nur versucht, „sich selbst zu retten“, sagte Ecclestone der britischen Zeitung „Daily Telegraph“ (Donnerstag). Er habe nichts zu verbergen. Gribkowsky hatte am Mittwoch vor dem Landgericht München gestanden, 44 Millionen Dollar von Ecclestone erhalten zu haben. „Bestechungsgeld“, wie er sagte. Ecclestone habe ihn damit zu bringen wollen, ihm die ungeliebten Banken vom Hals zu schaffen, denen die Formel 1 im Jahr 2006 gehörte. Ecclestone hingegen hatte die Millionen bei seiner Zeugenaussage in München als eine Art Schweigegeld dargestellt, damit ihn Gribkowsky nicht bei den Steuerbehörden anschwärzt. Ecclestone hatte vor rund einem Jahr erstmals eingeräumt, Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt zu haben.
Jain/Fitschen sehen große Herausforderungen für Deutsche Bank
Frankfurt/Main (dpa) - Die neuen Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen wollen das größte deutsche Geldhaus trotz enormer Herausforderungen in der Weltspitze etablieren. Die Bank werde um Anpassungen bei Geschäftsmodell, Kapitalausstattung und Kostenstruktur nicht herumkommen, erklärte die seit Juni amtierende Doppelspitze im Interview mit dem „Manager Magazin“. „Das Umfeld für Banken ändert sich dramatisch“, warnte Jain. Im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ/Freitag) bekräftigten die seit Monatsbeginn amtierenden Vorstandschefs, sie seien auch angetreten, um langfristig den Wert der Bank zu steigern. Im September will das Duo nach bisheriger Planung Details zur langfristigen Strategie des Dax-Konzerns nennen.
Media-Saturn-Streit läuft auf Schiedsgericht zu
München (dpa) - Das Oberlandesgericht München möchte den Machtkampf bei Europas größtem Elektronikhändler Media-Saturn an ein Schiedsgericht verweisen. Nach vorläufiger Einschätzung des Senats müsse zunächst das im Gesellschaftervertrag für Streitigkeiten vorgesehene Schiedsgericht über die Sperrminorität des Firmengründers Erich Kellerhals entscheiden, sagte der Senatsvorsitzende Hartmut Fischer am Donnerstag. Die Metro AG hält 75 Prozent an Media-Saturn und will das Vetorecht von Kellerhals bei allen wichtigen Fragen kippen. In der Gesellschafterversammlung von Media-Saturn braucht die Metro für alle wichtigen Weichenstellungen die Zustimmung von Kellerhals, der 22 Prozent der Anteile hält. Die Metro und Kellerhals werfen sich aber gegenseitig vor, wichtige Entscheidungen etwa über die Expansion nach China oder ein eigenes Internet-Angebot der Elektronikketten verzögert zu haben.
Flughafengesellschaft sieht BER-Eröffnungstermin nicht gefährdet
Berlin (dpa) - Der Eröffnungstermin für den neuen Hauptstadtflughafen im März ist aus Sicht der Flughafengesellschaft nicht gefährdet. „Nach unserer Einschätzung genügen sechs Monate Bauzeit, um auch Mängel zu verfolgen und zu beseitigen“, sagte Sprecher Ralf Kunkel am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. „Grundsätzlich nehmen wir die Äußerungen des Landkreises ernst.“ Nach der Verschiebung des Termins für die Eröffnung des neuen Flughafens in Schönefeld ist der 17. März 2013 geplant - dies hatte die Genehmigungsbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald am Mittwoch aber infrage gestellt.
Air France will jede zehnte Stelle streichen
Paris (dpa) - Lufthansa-Konkurrent Air France will in den nächsten eineinhalb Jahren rund jede zehnte Stelle abbauen, um wieder auf Gewinnkurs zu kommen. Bis Ende 2013 sollten rund 5100 Jobs wegfallen, teilte die krisengeschüttelte Fluggesellschaft am Donnerstag mit. Kündigungen seien allerdings bis Ende 2014 ausgeschlossen, wenn sich die Pläne zum Stellenabbau über Abfindungsregelungen, Jobsharing oder vorzeitigen Ruhestand umsetzen ließen. Die Unternehmensführung um Alexandre de Juniac erwartet, dass allein 1710 Arbeitsplätze durch natürliche Fluktuation frei werden und gestrichen werden können. Air France steht wegen der stark gestiegenen Treibstoffpreise und des harten Konkurrenzkampfes in der Branche seit längerem unter Spardruck.
Microsoft buhlt mit Windows Phone 8 um App-Entwickler
San Francisco (dpa) - Auf dem Smartphone-Markt hatte sich Microsoft mit Windows Phone bislang kaum gegen die Rivalen Apple und Google durchsetzen können. Viel Lob gab es - von Experten. Die Geräte fanden aber nur wenige Käufer. Nun setzt der Konzern auf eine technische Plattform, die das Smartphone enger an das klassische Windows-System rückt. Das neue Betriebssystem Windows Phone 8 werde im Herbst auf den Markt kommen, kündigte Microsoft-Manager Joe Belfiore auf einer Entwicklerkonferenz am Mittwoch (Ortszeit) in San Francisco an. Microsoft will mit diesem Schritt die Entwickler von Phone-Apps für die neue Windows-Phone-Plattform begeistern.
Dax dreht dank Fed-Aussagen und Ölpreis ins Plus
Frankfurt/Main (dpa) - Wie zuletzt häufiger hat der deutsche Aktienmarkt auch am Donnerstag seine anfänglichen Verluste abgeschüttelt. Nachdem Maßnahmen der US-Notenbank Fed zur Stützung der Konjunktur und schwache Daten aus China zunächst negativ aufgenommen worden waren, setzte sich allmählich eine positivere Einschätzung durch. Daran änderten auch die etwas höher als erwartet ausgefallenen wöchentlichen US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nichts. Der Dax drehte am Nachmittag ins Plus und stieg um 0,25 Prozent auf 6408 Punkte. Damit knüpfte der Leitindex an eine mehrtägige Gewinnserie an und zeigte sich so stark wie seit Ende Mai nicht mehr. Die anderen Indizes hatten es schon etwas früher in positives Terrain geschafft. Der Kurs des Euro sank. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,2670 (Mittwoch: 1,2704) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7893 (0,7872) Euro.