dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Neuer Kredit für IWF: Bundesbank will Ja des Parlaments
Frankfurt/Main (dpa) - Die Bundesbank ist bereit, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zusätzliche Kreditlinien von bis zu 45 Milliarden Euro einzuräumen, will dafür aber eine Zustimmung des Bundestags. Die Summe wäre „noch einmal das Dreifache der bisherigen bilateralen Bundesbank-Kreditlinie an den IWF“, sagte Vorstandsmitglied Andreas Dombret der Deutschen Presse-Agentur dpa. Laut den Beschlüssen des jüngsten EU-Gipfels wollen die europäischen Regierungen insgesamt bis zu 200 Milliarden Euro an zusätzlichen Kreditlinien an den IWF geben, knapp ein Viertel davon entfällt auf Deutschland. Die Bundesbank wünscht sich zuvor die Zustimmung des Parlaments: „Wichtig ist uns, dass der Bundestag in diesem speziellen Fall ausnahmsweise die zusätzliche Kreditlinie an den IWF mitträgt und der Bundesbank bestätigt, dass wir nicht mit früheren Bundestagsbeschlüssen zur Risikobegrenzung in Konflikt treten“, sagte Dombret.
Parteiübergreifende Warnungen vor völliger Isolation Großbritanniens
Berlin/London (dpa) - Als Reaktion auf den Gipfel-Streit mit Premierminister David Cameron warnen deutsche Politiker parteiübergreifend vor einer völligen Isolation Großbritanniens. Bundespräsident Christian Wulff sagte als Reaktion auf das Zerwürfnis beim Brüsseler Euro-Gipfel: „Wir sollten wissen, was Europa bedeutet und nie darüber spekulieren, Europa zu verkleinern.“ Die Beziehungen Deutschlands zu Frankreich, Italien und auch England seien „tragende Säulen in der EU“, sagte Wulff während eines Besuches in der omanischen Hauptstadt Maskat. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werde den Gesprächsfaden zu Cameron nicht abreißen lassen. Cameron, der in Brüssel auf weitreichenden Forderungen beharrt und damit eine EU-Vertragsreform blockiert hatte, steht nun auch in seiner Regierung unter Druck. Vize-Premierminister kritisierte ihn offen: „Ich bin über die Ergebnisse des Gipfels von letzter Woche bitter enttäuscht“, sagte er der BBC. „Ich fürchte, es besteht nun die Gefahr, dass Großbritannien innerhalb der Europäischen Union isoliert und an den Rand gedrängt wird.“
Schlecker schließt weiterhin Filialen - Bericht über Finanzprobleme
Ehingen/Hamburg (dpa) - Die Drogeriekette Schlecker steht laut „Spiegel“-Informationen vor schwerwiegenderen Finanzproblemen als angenommen. Allein im November und Dezember habe das Unternehmen aus dem schwäbischen Ehingen 600 Filialen geschlossen. Ein Sprecher des Konzerns dementierte, dass die Probleme gravierend seien. Es treffe aber zu, dass defizitäre Läden weiterhin zugemacht würden, sagte er am Wochenende der Nachrichtenagentur dpa, ohne die genannten Zahlen zu bestätigen. Dieser Prozess solle bis zum Ende des ersten Quartals 2012 abgeschlossen werden. Die Darstellung des Magazins, Firmengründer Anton Schlecker habe einen zweistelligen Millionenbetrag aus seinem Privatvermögen zum Ausgleichen von Verlusten benutzt, dementierte der Unternehmenssprecher: „Aber es ist grundsätzlich so, dass ein Polster aus guten Jahren auch mal für schlechte Jahre benutzt wird.“ Schlecker sei nun einmal ein Familienunternehmen.
Nachfrageboom: BMW, Audi und Mercedes verkürzen Werksferien
München (dpa) - Die Weihnachtsferien fallen bei den Premium-Autobauern BMW, Audi, Mercedes und teilweise auch bei Porsche und Opel kürzer aus. Grund ist der anhaltende Nachfrageboom. Die BMW-Werke seien zu mehr als 110 Prozent ausgelastet, berichtete die „Wirtschaftswoche“ vorab unter Berufung auf Produktionsvorstand Frank-Peter Arndt. Um den hohen Bestelleingang abzubauen, werde BMW seine Werksferien in München, Regensburg, Oxford und Spartanburg auf eine Woche verkürzen. Andere Werke würden aufgrund anstehender Wartungsarbeiten etwas länger geschlossen. „Mercedes-Benz hält die Bänder über den Jahreswechsel so kurz wie möglich an“, zitierte die Zeitung einen Sprecher. Möglichst nur eine Woche lang solle pausiert werden, lediglich in Sindelfingen seien wegen nötiger Umbauten für die neue S-Klasse zwei Wochen erforderlich.
Kreise: Eon ist bei Zukaufsplänen in Portugal einen Schritt weiter
Düsseldorf (dpa) - Der größte deutsche Energiekonzern Eon ist bei seinen Zukaufsplänen in Portugal einen Schritt weiter. Der Versorger habe bei dem portugiesischen Energieunternehmen EDP ein verbindliches Angebot für seinen zum Verkauf stehenden 21-Prozent-Anteil eingereicht, sagte eine mit der Transaktion vertraute Person der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX und bestätigte damit einen Bericht des „Spiegels“. Danach wird das gesamte Unternehmen mit 8,5 Milliarden Euro bewertet. Eon wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern. Bereits vor einigen Wochen hatte der portugiesische Ministerrat eine sogenannte Shortlist mit vier Unternehmen veröffentlicht, die für den Staatsanteil an dem Unternehmen mitbieten durften. Neben dem Düsseldorfer Konzern gehörten dazu auch die brasilianischen Unternehmen Eletrobras und Cemig sowie Three Gorges aus China. Die Beteiligung an EDP ist Teil der von Eon-Chef Johannes Teyssen angekündigten Neuausrichtung des Konzerns, die unter anderem stärker auf den Ausbau der erneuerbaren Energien setzt.
Händler sind mit Weihnachtsgeschäft bisher nicht zufrieden
Berlin (dpa) - Das Weihnachtsgeschäft läuft weiter nicht zur Zufriedenheit der Händler. Die Halbzeitbilanz falle gemischt aus, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Sonntag. Auch wenn die Einkaufsmeilen der Metropolen besonders am Samstag steigende Umsätze verbucht hätten, sei auch in der dritten Adventswoche „der Knoten nicht geplatzt“. Nach HDE-Angaben zog es die Kunden am dritten Adventswochenende vor allem in die größeren Städte: Besonders Händler in hoch frequentierten Zentrumslagen hätten guten Zulauf gehabt und zeigten sich mit dem Weihnachtsgeschäft überdurchschnittlich zufrieden. Weniger Publikumsverkehr herrsche dagegen in vielen kleineren Städten. Den großen Ansturm auf die Geschenke erwartet der HDE nun für die kommenden beiden Wochen vor dem Fest.
Studie: Ernüchternde Bilanz beim Elektroauto-Absatz in Deutschland
Duisburg (dpa) - Die Elektroauto-Bilanz des Jahres 2011 in Deutschland sieht einer Studie zufolge ernüchternd aus. In den ersten elf Monaten des Jahres seien gerade mal 1808 Elektroautos neu auf die Straße gebracht worden, sagte Auto-Forscher Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen am Sonntag. Die Bilanz werde noch nüchterner, wenn man die Elektroautos zähle, die von Privaten zugelassen worden seien: „Ganze 101 Elektroautos wurden in elf Monaten von Privatkunden gekauft“, sagte Dudenhöffer der dpa. In Deutschland seien 92 Prozent der wenigen Exemplare bei Autobauern, Autohändlern oder Unternehmen wie etwa Stromkonzernen neu zugelassen worden. Weltweit kamen laut der CAR-Studie in diesem Jahr etwas mehr als 50 000 Elektroautos neu auf die Straße.
Börsenchef: Fusion mit der New Yorker NYSE nicht um jeden Preis
Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Börse will die gewünschte Fusion mit der NYSE Euronext nicht um jeden Preis durchziehen. „Grundsätzlich verläuft die rote Linie dort, wo die Fusion durch die Auflagen unattraktiv wird“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Reto Francioni, der „Berliner Zeitung“ und der „Frankfurter Rundschau“. Falls die Bedingung für die Genehmigung wäre, eine der beiden Terminbörsen, Eurex oder Liffe, zu verkaufen, „dann würden signifikante Vorteile der Fusion fehlen“, fügte Francioni hinzu. Zuletzt war spekuliert worden, Francioni sei zu weitreichenden Zugeständnissen an EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia bereit. Die „Wirtschaftswoche“ berichtete am Wochenende, Beamte Almunias lehnten einen Zusammenschluss in der vorgesehenen Form strikt ab.
Smartphone-Verkäufe steigen - 13 Prozent verweigern sich dem Handy
Berlin (dpa) - Rund 13 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahren verweigern sich dem mobilen Telefonieren oder können sich kein Handy leisten. Dies geht aus einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag der „Welt am Sonntag“ hervor. Demnach sind internetfähige Multimedia-Handys in Deutschland noch ein Statussymbol: Je höher der Bildungsabschluss eines Nutzers ist und je größer sein Einkommen, desto wahrscheinlicher ist es, dass er ein Smartphone besitzt. Laut der Umfrage nutzen zurzeit 18,2 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahren ein Smartphone und knapp 70 Prozent ein herkömmliches Handy, 12,5 Prozent verzichten bisher ganz auf ein Mobiltelefon. Bei vielen Netzanbietern steigen dem Bericht zufolge die Smartphone-Verkaufszahlen rasant: Von zehn Mobiltelefonen, die Telefónica zurzeit verkaufe, seien bereits neun Smartphones. Bei der Telekom liegt der Anteil bei 64 Prozent.