dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Nach Gipfel: Europa wirbt um Chinas Geld
Berlin/Peking/London (dpa) - Im Kampf gegen die Schuldenkrise buhlen die Euro-Länder um chinesische Milliarden. Der Chef des Euro-Rettungsschirms EFSF, Klaus Regling, warb am Freitag in Peking für Investitionen in Anleihen von Euro-Krisenländern. Für den Rettungsschirm sei es wichtig, mit den großen Investoren wie China in Kontakt zu stehen. Chinas Vizeaußenministerin Fu Ying begrüßte die „positiven Ergebnisse“ des Euro-Krisengipfels. Vor zusätzlichen Investitionen in einen erweiterten europäischen Rettungsschirms wolle China aber abwarten, wie die technischen Details aussehen, sagte Vizefinanzminister Zhu Guangyao. Auf dem Euro-Krisengipfel war beschlossen worden, einen neuen Sondertopf zu schaffen. Dieser Fonds investiert in Anleihen, die der EFSF teils absichert.
Gewerkschaften zum Generalstreik gegen Berlusconis Pläne bereit
Rom (dpa) - Die italienischen Gewerkschaften scheinen zum Widerstand gegen die von Regierungschef Silvio Berlusconi vorgelegten Sanierungspläne entschlossen - bis hin zum Generalstreik. Sie machen gegen die von Berlusconi angekündigten Erleichterungen von Entlassungen auch bei unbefristeten Arbeitsverträgen mobil, wie italienische Medien am Freitag übereinstimmend berichteten. „Diese Regierung muss gehen, an jedem Tag häuft sie neuen Schutt auf unserer Gegenwart und vor allem unserer Zukunft auf“, sagte die Generalsekretärin der größten Gewerkschaft CGIL, Susanna Camusso, der Zeitung „L'Unità“. Der Regierungschef hatte unter Reformdruck der EU dem jüngsten Gipfel in Brüssel ein umfangreiches Papier mit Absichtserklärungen zu Liberalisierungen, einer Rentenreform und Infrastrukturprogrammen für mehr Wachstum im hoch verschuldeten Italien vorgelegt.
Chinesen übernehmen Saab und wenden Pleitegefahr ab
Stockholm/Peking (dpa) - Geld aus China und eine Einigung in allerletzter Minute bewahren den schwedischen Autohersteller Saab vor der drohenden Pleite. Wie Saabs bisheriger und mittelloser Eigner Swedish Automobile N.L. (Swan) am Freitag mitteilte, übernehmen der Pekinger Autohersteller Youngman und das Großhandelsunternehmen Pang Da sämtliche Anteile an Saab für 100 Millionen Euro. Beide Unternehmen hatten schon im Sommer mit dem in Doppelfunktion agierenden Saab- und Swan-Chef Victor Muller ihren Einstieg als Teileigner ausgehandelt. Die Produktion im Stammwerk Trollhättan steht seit April wegen Geldmangels und hoher Schulden still. Saab hat derzeit auch keine Mittel, um die fälligen Restlöhne und -gehälter für Oktober zu überweisen. Auch in besseren Zeiten liefen in Trollhättan wenig mehr als 100 000 Autos pro Jahr vom Band.
Porsche weiter mit hohem Wachstumstempo
Stuttgart (dpa) - Porsche behält sein hohes Wachstumstempo bei. Der Sportwagenbauer steigerte in den ersten neun Monaten sein operatives Ergebnis um 25 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Wie Porsche am Freitag berichtete, legte der Umsatz um 20 Prozent auf 7,93 Milliarden Euro zu. Finanzvorstand Lutz Meschke sagte, dieser Zuwachs belege die hohe Ertragskraft des Unternehmens. „Wir gehen davon aus, dass die Umsatzerlöse und das operative Ergebnis im Jahr 2011 die Vorjahreswerte deutlich übertreffen.“ Der Absatz verbesserte sich um 26 Prozent auf 85 872 Autos. Vorstandschef Matthias Müller wiederholte die Prognose, dass Porsche erstmals in einem Geschäftsjahr über 100 000 Fahrzeuge absetzen werde.
Verbraucher sollen Stromanbieter schneller wechseln können
Bonn (dpa) - Verbraucher sollen ihren Strom- und Gasanbieter künftig schneller wechseln können. Ein Wechsel des Lieferanten dürfe demnächst höchstens noch drei Wochen dauern, teilte die Bundesnetzagentur am Freitag in Bonn mit. Außerdem könne der Liefervertrag dann an jedem beliebigen Werktag beginnen, und nicht wie bisher nur zum Ersten eines Monats. Die ab dem 1. April 2012 geltenden neuen Regeln ermöglichten den Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität, erklärte Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur. Maßgeblich für die Drei-Wochen-Frist sei die Anmeldung des Wechsels beim Netzbetreiber durch den neuen Lieferanten. In der Vergangenheit sei es häufig zu Verzögerungen gekommen, etwa wenn der bisherige Lieferant seine Fristen wegen Problemen in der Datenverarbeitung nicht einhielt.
Engpass bei Festplattenproduktion bis in nächste Jahr hinein
München (dpa) - Die Flutkatastrophe in Thailand wird die globale Versorgung mit Festplatten bis ins nächste Jahr hinein beeinträchtigen. „Es wird mehrere Quartale dauern, bis sich die Zulieferkette wieder normalisiert hat“, sagte Daniel Mauerhofer vom US-Hersteller Western Digital am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Er rechne damit, dass die Störungen in der Produktion noch mindestens bis März 2012 spürbar seien. Western Digital ist neben Seagate der weltweit größte Hersteller von Festplatten. Nach der Schließung der nördlich von Bangkok gelegenen Fabriken in Navanakorn und Bang Pa-in versuche Western Digital jetzt, Geräte für die Festplattenfertigung nach Malaysia zu bringen, um dort die Produktion zu steigern. Von den 58 Millionen Festplatten, die Western Digital im dritten Quartal produzierte, kamen 60 Prozent aus Thailand und 40 Prozent aus Malaysia.
Handys bleiben für Motorola ein Verlustgeschäft
Libertyville (dpa) - Während Apple, Samsung und HTC mit ihren Smartphones satte Gewinne einfahren, verliert der Rivale Motorola Mobility weiter Geld: Das US-Unternehmen wies für das dritte Quartal einen Verlust von 32 Millionen Dollar (22 Mio Euro) aus, fast soviel wie im Vorjahreszeitraum. Dabei stieg der Umsatz um 11 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar, wie Motorola am Donnerstag nach Börsenschluss mitteilte. Die Zahl der ausgelieferten Handys stieg von 9,1 Millionen auf 11,6 Millionen; darunter waren zuletzt 4,8 Millionen der teuren und damit besonders lukrativen Smartphones - nach 3,8 Millionen im Vorjahreszeitraum. Motorola wurden die hohen Kosten zum Verhängnis, etwa für die Entwicklung neuer Modelle. Der Internetkonzern Google will das Branchen-Urgestein für 12,5 Milliarden Dollar schlucken, um damit seinen Vorstoß ins Smartphone-Geschäft abzusichern.
Gewinnmitnahmen stoppen Höhenflug deutscher Aktien
Frankfurt/Main (dpa) - Der jüngste Höhenflug am deutschen Aktienmarkt ist am Freitag etwas ins Stocken geraten. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 0,20 Prozent auf 6325 Punkte. Im frühen Handel hatte der Leitindex bei mehr als 6430 Punkten noch ein neues 12-Wochen-Hoch markiert und sein Plus seit dem Tief zu Monatsbeginn auf bis zu 25 Prozent geschraubt. Der MDax gab zuletzt 1,32 Prozent auf 9287 Punkte ab und für den TecDax ging es um 0,91 Prozent nach unten auf 711,47 Punkte. Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,98 (Vortag: 1,85) Prozent. Der Euro stieg. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4160 (1,4038) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7062 (0,7124) Euro.