dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft

Deutschland zurückhaltend gegenüber möglichem Euro-Sondergipfel

Berlin (dpa) - Ungeachtet der sich zuspitzenden Lage an den Finanzmärkten steht die Bundesregierung einem Sondergipfel zur Schuldenkrise weiter zurückhalten gegenüber. Der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Kotthaus, sagte am Mittwoch, die Euro-Finanzminister hätten am Vortag die nötigen Maßnahmen für ein neues Griechenlandpaket auf den Weg gebracht. Allerdings sei es aus „psychologischen Gründen“ manchmal nötig, dies nochmals durch einen Gipfel der Staats- und Regierungschefs bestätigen zu lassen. Angesichts der drohenden Ausbreitung der Schuldenkrise auf große Länder wie Italien oder Spanien und der sich immer weiter zuspitzenden Lage auf den Finanzmärkten ist laut Diplomaten in Brüssel für diesen Freitag (15.7.) ein Krisentreffen geplant.

Schlag für Irland: Ratingagentur Moody's spricht von „Ramsch“

London/Dublin (dpa) - Nach Griechenland und Portugal hat die mächtige Ratingagentur Moody's auch Irland auf „Ramschniveau“ herabgestuft. Damit zweifelt Moody's die Kreditwürdigkeit des Landes an - und warnt Investoren vor den Gefahren eines Investments. Für das hoch verschuldete Irland dürfte es nun noch schwieriger und teurer werden, an frisches Geld zu gelangen. Die Bewertung Irlands sei um eine Note von Baa3 auf Ba1 gesenkt worden, teilte Moody's am Dienstagabend mit. Der Ausblick bleibe „negativ“, hieß es weiter. Das bedeutet, dass weitere Abstufungen drohen. Denn Moody's fürchtet, dass Irland seine Schuldenprobleme nicht aus eigener Kraft in den Griff bekommt.

Zinsen für Italien und Spanien sinken - Schlechtere Lage für Irland

Frankfurt/Main (dpa) - Die Lage an den Anleihemärkten Italiens und Spaniens hat sich am Mittwoch deutlich entspannt. In beiden Euro-Ländern gaben die Risikoaufschläge für Staatsanleihen spürbar nach. Demgegenüber verschlechterte sich die Situation an den Märkten für irische und portugiesische Staatspapiere. In Irland stieg der Risikoaufschlag für zehnjährige Titel auf ein neues Rekordhoch. Händler sprachen von einer erhöhten Unsicherheit, nachdem die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit Irlands auf „Ramsch-Niveau“ gesenkt hatte. Die Höhe der Renditen für Staatsanleihen zeigt die Gefahrenzulage an, die die Märkte für das jeweilige Land verlangen. Hohe Renditen sind ein Zeichen für großes Misstrauen.

News Corp. zieht Gebot für BSkyB zurück

London (dpa) - Der US-Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch zieht als Folge der Abhöraffäre seiner britischer Zeitungen sein Gebot für die britische Senderkette BSkyB zurück. Es sei nicht länger geplant, die restlichen BSkyB-Anteile zu übernehmen, teilte News Corp. am Mittwoch mit. Damit reagierte Murdoch auf eine Forderung der britischen Politik. Am Mittwoch hatten alle Parteien im Parlament auf Antrag der Labour-Opposition Murdoch aufgefordert, diesen Schritt zu tun. Premierminister David Cameron hatte Murdoch aufgefordert, zunächst einmal die Probleme in seinem Unternehmen zu lösen, bevor er eine neue Investition tätigt. Für Murdoch platzt damit ein Milliardendeal.

Goldpreis steigt auf neues Rekordhoch

London (dpa) - Der Goldpreis hat vor dem Hintergrund der jüngsten Zuspitzung der europäischen Schuldenkrise ein neues Rekordhoch auf Dollar-Basis erreicht. Im späten Vormittagshandel sprang der Preis für eine Feinunze (etwa 31 Gramm) am Mittwoch zeitweise auf 1578,50 Dollar und damit so hoch wie noch nie. Im weiteren Handelsverlauf fiel der Preis wieder etwas zurück, auf 1574,99 Dollar. Das waren immer noch 9,74 Dollar mehr als am Vortag. Zuletzt hatte der Goldpreis Anfang Mai ein Rekordhoch auf Dollar-Basis erreicht. Stark verunsicherte Anleger drängt es an den internationalen Finanzmärkten immer stärker in den vermeintlich „sicheren Hafen“ Gold.

China wächst unerwartet robust - nur leichter Rückgang

Peking (dpa) - Die Gefahr einer „harten Landung“ der chinesischen Wirtschaft scheint gebannt: Trotz der Bremsmanöver zum Kampf gegen die hohe Inflation in China verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal leichter als erwartet. Nach 9,7 Prozent im ersten Quartal des Jahres ging das Wachstum nur auf 9,5 Prozent zurück, wie das Statistikamt am Mittwoch mitteilte. Experten rechnen mit weiteren Zinserhöhungen, um die hohe Inflation zu drosseln. Die Regierung werde ihre straffe Geldpolitik fortsetzen, sagten Fachleute voraus. Die Inflation hatte im Juni mit 6,4 Prozent den höchsten Stand seit drei Jahren erreicht - im ersten Halbjahr waren es 5,4 Prozent.

Bericht: Medienzar Murdoch erwägt Verkauf britischer Zeitungen

New York (dpa) - Medienmogul Rupert Murdoch erwägt einem Medienbericht zufolge einen Verkauf seiner britischen Zeitungen, um weiteren Schaden aus dem Abhörskandal von seinem Imperium abzuwenden. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ kursieren derzeit Verkaufsüberlegungen in der Zentrale von Murdochs News Corp. Das Wirtschaftsblatt berichtete unter Berufung auf eingeweihte Personen, dass das Management bereits vorgefühlt habe, ob es Interessenten gebe. Das „Wall Street Journal“, das selbst zum Murdoch-Imperium gehört, schränkte allerdings gleich wieder ein, dass die Suche erfolglos verlaufen sei. Bis vor kurzem war auch noch das Revolverblatt „News of the World“ ein Teil des Murdoch-Imperiums, doch der Altmeister machte die Sonntagszeitung kurzerhand dicht, als Details über Handy-Abhöraktionen von Reportern herauskamen.

RWE ersetzt alte Kraftwerke - Milliarden-Investitionen

Essen (dpa) - Der Stromriese RWE will in den nächsten drei Jahren das größte Investitionsprogramm seiner Geschichte umsetzen. Für die Zeit nach 2014 seien in Westeuropa aber keine neuen Projekte mehr geplant, erklärte RWE am Dienstagabend in Essen. Die laufenden oder kürzlich abgeschlossenen Projekte in Europa haben einen Umfang von 12 Milliarden Euro und 13 000 Megawatt Leistung. Drei Projekte zu Braunkohle, Steinkohle und Gas betreffen Deutschland. Mit der Fertigstellung sollen Altkraftwerke abgeschaltet werden, um den CO2-Ausstoß zu senken. RWE will sich vom größten Verschmutzer zu einem Durchschnittskandidaten der Branche verbessern.

Gericht reduziert Kartellstrafe für ThyssenKrupp

Luxemburg (dpa) - Der ThyssenKrupp-Konzern kommt bei einer Geldbuße wegen illegaler Absprachen mit anderen Fahrstuhlherstellern billiger davon. Das EU-Gericht erster Instanz reduzierte am Mittwoch die im Jahr 2007 verhängte Strafe der EU-Kommission von 480 auf rund 320 Millionen Euro. Dabei ging es um die Beteiligung an einem Kartell für Aufzüge und Rolltreppen. Nach Ansicht der Richter hat die EU-Kommission eine zu hohe Strafe angesetzt, weil sie die ThyssenKrupp AG und deren Tochtergesellschaften zu Unrecht als Wiederholungstäter ansah. Die Brüsseler Wettbewerbshüter hatten 2007 eine Rekordstrafe von fast einer Milliarde Euro gegen vier Marktführer verhängt.

Aktionärsschützer kritisiert Gezerre um Ackermann-Nachfolge

Frankfurt/Main (dpa) - Als unprofessionell und „schlechten Stil“ hat Aktionärsschützer Klaus Nieding das Gezerre um die Ackermann-Nachfolge bei der Deutschen Bank kritisiert. „Die Art und Weise, wie das Ganze auf dem öffentlichen Marktplatz ausgetragen wird, ist absolut unprofessionell“, sagte der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der Nachrichtenagentur dpa. Die öffentlichen Spekulationen schadeten allen Beteiligten. Bankenforscher Dirk Schiereck warnte vor einer Übergangslösung in der Topetage des Geldhauses. „Damit würde die Diskussion gleich weitergehen“, sagte der Experte von der TU Darmstadt der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Deutschland-Chef Jürgen Fitschen, der neben dem Investmentbanker Anshu Jain als aussichtsreicher Kandidat für die Besetzung einer Doppelspitze gilt, ist wie Vorstandschef Josef Ackermann Jahrgang 1948.

Großkunde Daimler wechselt von Telekom zu o2

München/Stuttgart (dpa) - Mit dem Autobauer Daimler hat der Telekommunikations-Anbieter o2 seinen in Deutschland bisher größten Geschäftskunden an Land gezogen. Die hierzulande beschäftigten Daimler-Mitarbeiter werden demnächst mit ihren Handys im Netz von o2 telefonieren und auch das mobile Internet des Anbieters nutzen, wie die Telefónica Germany am Mittwoch in München mitteilte. Die deutsche Tochter der spanischen Telefonica bietet ihre Produkte hierzulande unter der Marke o2 an. Bisher nutzte Daimler in Deutschland bei seinen Mobilfunkverträgen Angebote der Deutschen Telekom. o2 gewinne durch den Deal mit Daimler seinen größten Business-Kunden in Deutschland, sagte eine mit dem Abschluss vertraute Person der Nachrichtenagentur dpa.

Dax erholt sich trotz Irland-Abstufung

Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt ist nach den Turbulenzen des Vortages wieder in ruhigere Fahrwasser zurückgekehrt und hat ein moderates Plus eingefahren. Der Dax legte bis Mittwochnachmittag um 0,26 Prozent auf 7193 Punkte zu, nachdem er am Dienstag noch zeitweise unter die Marke von 7000 Punkten abgerutscht war. Für den MDax ging es zuletzt um 0,94 Prozent auf 10 846 Punkte nach oben, der TecDax stieg um 0,09 Prozent auf 871 Punkte. Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere deutlich auf 2,49 (Vortag: 2,38) Prozent. Der Euro stieg, die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,4073 (1,3975) Dollar fest.