dpa-Nachrichtenüberblick Wirtschaft
Tausende Griechen belagern das Parlament
Athen (dpa) - Aus Protest gegen den radikalen Sparkurs in Griechenland haben Streikende weite Teile des öffentlichen Lebens in dem Mittelmeerland lahmgelegt. Rund um den zentralen Syntagma-Platz vor dem Parlament in Athen versammelten sich am Mittwoch nach Medienschätzungen mehrere Zehntausend Menschen. Demonstranten versuchten, Zufahrtsstraßen zum abgesperrten Parlament zu blockieren. Sie pfiffen Politiker aus. Viele warfen Flaschen und andere Gegenstände. Wegen der Streiks sind Zugverbindungen, Fähren und die Athener Vorstandbahn ausgefallen. Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken blieben geschlossen. Im Parlament war für den Nachmittag eine erste Debatte über das neue Milliarden-Sparprogramm angesetzt.
Teldafax will Kunden weiter beliefern
Troisdorf (dpa) - Der insolvente Energieanbieter Teldafax will die Versorgung seiner Abnehmer mit Strom und Gas aufrechterhalten. Die Kunden würden weiter beliefert, sagte der Sprecher des vorläufigen Insolvenzverwalters am Mittwoch. Kunden müssten ihrerseits Zahlungsverpflichtungen nachkommen. Zahlreiche Netzbetreiber hatten die Durchlieferungsverträge wegen Zahlungsversäumnissen gekündigt. Nach dpa-Informationen hat sich die Kundenzahl von einst 700 000 Strom- oder Gasabnehmern auf rund 350 000 halbiert, vor allem wegen der Kündigungen von Netzbetreibern. Die Staatsanwaltschaft Bonn ermittelt gegen den Billiganbieter, der durch günstige Angebote bei Jahresvorauskasse bekannt wurde, bereits seit Monaten wegen möglicher Insolvenzverschleppung.
Bertelsmann-Buchclubsparte nicht mehr selbstständig
Gütersloh (dpa) - Ende einer Ära: Bertelsmann löst sein Buchclubgeschäft als eigene Konzernsparte auf. Die verbliebenen Aktivitäten der Club-Tochter Direct Group in den deutschsprachigen Ländern, Spanien und Osteuropa werden von Juli an direkt aus der Zentrale gesteuert. Das teilte Europas größtes Medienunternehmen am Mittwoch in Gütersloh mit. Der Konzern hatte nach und nach die meisten Direct-Group-Töchter im Ausland verkauft, zuletzt im Mai das wichtige Frankreich-Geschäft. Die Sparte gilt als vergleichsweise wachstumsschwach. Mit dem Frankreich-Deal war der Umsatz letztlich von 1,07 Milliarden Euro auf 500 Millionen Euro im Jahr gesackt. Es bleiben noch vier Bertelsmann-Säulen: Die TV-Tochter RTL Group, die Verlagsgruppe Random House, die Zeitschriftengruppe Gruner + Jahr und der Dienstleister Arvato.
Französischen Banken droht wegen Griechenland Abstufung
Paris (dpa) - Alarmsignal für französische Großbanken: Wegen der Griechenland-Krise droht die US-Ratingagentur Moody's, die Kreditwürdigkeit von Crédit Agricole, BNP Paribas und Société Générale herabzustufen. Die Rating-Experten stellten die bestehenden Einstufungen der Banken auf den Prüfstand, um sie möglicherweise abzusenken, wie Moody's am Mittwoch in Paris mitteilte. Damit reagiert die Agentur auf das umfangreiche Engagement der Institute auf dem griechischen Markt und ihre Investitionen in Staatsanleihen des klammen Staates. Sowohl Crédit Agricole als auch Société Générale sind mit eigenen Tochtergesellschaften in Griechenland aktiv.
Luxus liegt wieder im Trend
München (dpa) - Der anhaltende Boom in China, Brasilien oder Russland nährt auch den Hunger auf Luxusprodukte - und beschert den Herstellern von teuren Uhren, Schmuck oder Lederwaren kräftiges Wachstum. Weltweit hat sich der Markt für edle und kostspielige Waren von den Einbußen in der Krise erholt. Bereits 2010 waren die Umsätze wieder auf 172 Milliarden Euro gewachsen, ein Rekordwert. Dieses Jahr werde der globale Luxusmarkt um 8 Prozent auf 185 Milliarden zulegen, schreibt die Beratungsfirma Bain & Company in einer am Mittwoch in München veröffentlichten Studie. Allerdings veränderten etwa Online-Shops auch das Verhalten von verwöhnten Kunden.
Deutlich mehr Beschäftigte in der Industrie
Wiesbaden (dpa) - Die deutsche Industrie schafft weiter Arbeitsplätze, die Beschäftigung hat ihr Vorkrisenniveau aber noch nicht wieder erreicht. Im April stieg die Zahl der Arbeitnehmer in der Branche binnen 12 Monaten um 2,7 Prozent oder 133 100 Menschen, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Damit sind insgesamt mehr als fünf Millionen Menschen im verarbeitenden Gewerbe unter Vertrag. Die Zahl der Arbeitsstunden legte im Jahresvergleich um 0,8 Prozent auf 638 Millionen zu. Die Entgelte kletterten im Vergleich zum Vorjahresmonat kräftig um 11,1 Prozent auf 19,2 Milliarden Euro.
Agrarhändler BayWa setzt auf erneuerbare Energien
München (dpa) - Europas größter Agrarhändler BayWa setzt angesichts der Energiewende große Hoffnungen in das Geschäft mit Solarstrom, Biogas oder Windkraft. „Die erneuerbaren Energien werden weltweit an Bedeutung gewinnen. Wir werden diesen Weg weiter gehen“, sagte Vorstandschef Klaus Josef Lutz auf der Hauptversammlung am Mittwoch in München. Wegen des deutschen Atomausstiegs sei dieses Segment „besonders zukunftsträchtig“. Vergangene Woche hatte die BayWa die britische Solartechnikfirma Dulas gekauft. Auch die USA und Südeuropa seien interessante Märkte, sagte Lutz.
Bausparkassen: Preise für Wohnimmobilien steigen
Berlin (dpa) - Die Bausparkassen erwarten bis Jahresende bei Wohnimmobilien in Deutschland einen Preisanstieg um durchschnittlich bis zu drei Prozent. Steigende Einkommen führten zu einer größeren Wohnungsnachfrage, heißt es in einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichte Analyse der Landesbausparkassen (LBS). Zugleich werde das Angebot an schon gebauten Häusern und Wohnungen knapper, und die Zahl der Neubauten wachse nur langsam. Regional seien die Unterschiede groß. Die beliebten Einfamilienhäuser kosteten in den teuersten Städten zehnmal mehr als in den preisgünstigsten. An der Spitze der Großstädte liege derzeit Wiesbaden mit einem Durchschnittpreis von 750 00 Euro vor München mit 710 000 Euro und Heidelberg mit 550 000 Euro.
Apple verliert Top-Manager an Warenhauskonzern
New York (dpa) - Apple verliert einen wichtigen Top-Manager. Ron Johnson, der in den vergangenen zehn Jahren das erfolgreiche Netz der Apple Stores aufgebaut und geleitet hat, wird neuer Chef beim US-Handelskonzern J.C. Penney. Die drittgrößte Warenhauskette des Landes gab die Verpflichtung des 52-Jährigen zum 1. November am Dienstag (Ortszeit) bekannt. Apple-Chef Steve Jobs hatte Ende der 1990er Jahre nach seiner Rückkehr an die Konzernspitze ein Konzept für eine umfassende Präsenz im Einzelhandel entwickelt. Johnson baute dann ab 2000 ein Netz von inzwischen 326 Apple Stores weltweit auf. In Deutschland ist Apple in München, Frankfurt, Hamburg, Oberhausen und Dresden mit eigenen Stores vertreten. Zwei weitere (am Kudamm in Berlin und am Jungfernstieg in Hamburg) werden derzeit gebaut.
Deutsche Aktien fallen zurück
Frankfurt/Main (dpa) - Der deutsche Aktienmarkt hat seine Erholung vom Vortag am Mittwoch abgebrochen. Der Dax verlor bis zum Nachmittag 1,26 Prozent auf 7171 Punkte. Der MDax mittelgroßer Werte rutschte zuletzt mit 0,54 Prozent ins Minus auf 10 635 Punkte, der TecDax fiel um 1,15 Prozent auf 882 Punkte. Das Problem Griechenland sei nicht gelöst worden und schwebe daher weiter wie ein Damoklesschwert über dem Markt, sagte Analyst Christoph Schmidt vom Asset Manager NMF AG. Am Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,73 (Vortag: 2,70) Prozent. Der Eurokurs fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4292 (1,4448) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6997 (0,6921) Euro.