Draghi will geheime EZB-Protokolle offen legen
München (dpa) - Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), spricht sich dafür aus, die bislang geheimen Protokolle der EZB-Ratssitzungen zu veröffentlichen.
„Ich halte das für einen notwendigen nächsten Schritt. Daher wird das EZB-Direktorium dem EZB-Rat einen entsprechenden Vorschlag zur Diskussion und Entscheidung vorlegen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.
Die Diskussion um die Sitzungsprotokolle erhält mit Draghis Aussagen neues Futter. Die beiden einflussreichen EZB-Direktoren Jörg Asmussen und Benoit Coeure hatten vor kurzem bereits angeregt, die Dokumente freizugeben. Als einzige große Notenbank veröffentlicht die EZB die im Fachjargon als „Minutes“ bezeichneten Protokolle bislang nicht.
Durch mehr Transparenz und Offenheit sollen die Finanzmärkte Klarheit und Orientierung über die geldpolitischen Entscheidungen und den künftigen Kurs der Währungshüter erhalten. Gegner eines solchen Schritts geben zu bedenken, Notenbanker könnten von ihren nationalen Regierungen unter Druck gesetzt werden.
Mehr Offenheit zu wagen, könnte auch noch eine andere Gefahr bergen: Wenn die Märkte erfahren, dass die Notenbanker tief zerstritten sind, würde dies eher für Nervosität als für Sicherheit sorgen.