Drei Millionen Menschen verdienen sich Geld dazu
In Deutschland hatten noch nie so viele Arbeitnehmer einen Minijob. Ein Grund: Der Nebenerwerb ist abgabenfrei.
Berlin. Noch nie haben sich so viele Bundesbürger neben ihrem Hauptjob noch etwas hinzu verdient wie 2013. Details zu den Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der „Denkfabrik“ der Bundesagentur für Arbeit:
Die Zahl der Beschäftigten mit einem Nebenjob hat 2013 erstmals seit der Wiedervereinigung die Drei-Millionen-Marke (3,02 Millionen) überschritten. Immerhin elf Prozent der sozialversicherungspflichtigen Frauen gehen zusätzlich einem Minijob nach. Bei den Männern sind es sieben Prozent.
IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber führt den Boom auf eine Gesetzesänderung im Jahr 2003 zurück, die von der damaligen rot-grünen Bundesregierung beschlossen worden war. Bis dahin galt die Regelung, dass auf Minijobs im Nebenerwerb die vollen Sozialbeiträge lasteten. Seit der Streichung dieser Vorschrift sind Minijobs auch im Nebenerwerb praktisch abgabenfrei. Dadurch habe sich die Attraktivität enorm erhöht. „Nach der Gesetzesänderung ist ein großer Sprung zu beobachten“, so Weber im Gespräch mit unserer Zeitung.
Personen, die sich neben ihrem Hauptjob noch etwas hinzuverdienen, sind auch gegenüber den Beschäftigten im Vorteil, die in ihren Betrieben bezahlte Überstunden machen. Denn Überstunden unterliegen der vollen Steuer- und Abgabenpflicht. Der zusätzliche Minijob nicht. Dies sei „sehr unfair gegenüber der Versichertengemeinschaft“, kritisierte die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Brigitte Pothmer, gegenüber unserer Zeitung. Deshalb müssten Minijobs unattraktiver werden.
Besonders verbreitet sind Minijobs als Nebenerwerb im Gastgewerbe. Laut Bundesagentur für Arbeit verdienten sich dort Mitte 2013 rund 304 000 Arbeitnehmer etwas hinzu. Das waren fast zwölf Prozent der Beschäftigten in dieser Branche. Im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen arbeiteten 290 000 Personen, die über einen Haupt- und einen Nebenjob verfügten. Ihr Anteil lag bei elf Prozent. Im Einzelhandel waren es 278 000 Personen. Der Anteil lag bei 10,6 Prozent.
Darüber gibt es bislang keine gesicherten Erkenntnisse. „Wenn man sich die Personen näher anschaut, dann scheinen das nicht diejenigen zu sein, die auf das Geld unbedingt angewiesen sind“, sagt IAB-Experte Weber. So seien unter den Nebenjobbern relativ wenige Geringqualifizierte. „Viele haben einen ordentlichen Hauptjob.“