Drohende Verluste und Elektro-Ärger bei Opel
Hamburg/Rüsselsheim (dpa) - Dem Autohersteller Opel drohen einem Medienbericht zufolge neue Milliardenverluste. Die Europa-Tochter von General Motors (GM) gehe in einer internen Prognose davon aus, im kommenden Jahr nur 1,4 Millionen Autos verkaufen zu können, schreibt die Zeitschrift „Capital“.
Mit dem Verfehlen der Vorgaben um 100 000 Fahrzeuge drohe 2012 ein operativer Verlust von 1 Milliarde Euro. Für dieses Jahr erwartet Opel wegen der hohen Restrukturierungskosten einen noch nicht bezifferten Verlust. In den ersten neun Monaten waren bereits 429 Millionen Euro aufgelaufen.
Das Unternehmen wollte sich am Mittwoch zu „Spekulationen“ nicht äußern. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Friedrich Stracke hatte erst vor wenigen Tagen das Ziel ausgegeben, den Absatz insbesondere über das Flottengeschäft anzukurbeln. Für das Jahr 2016 versprach er auch in Folge einer Modelloffensive einen Milliardengewinn.
Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer nannte die Prognose unwahrscheinlich, da Opel die Lasten der Restrukturierung im wesentlichen 2011 tragen musste. In einem schwierigen Markt sei das Unternehmen eigentlich ganz gut unterwegs, sagte der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Essen-Duisburg.
Unterdessen musste Opel die Auslieferung seines ambitionierten Elektro-Autos „Ampera“ an Endkunden stoppen. Grund seien die noch nicht abgeschlossene Untersuchungen in den USA nach einem Brand des Schwesterfahrzeugs Chevrolet Volt, erklärte ein Sprecher. Das nahezu baugleiche Fahrzeug hatte im Mai drei Wochen nach einem Crashtest zu brennen begonnen, vermutlich durch Stromfluss aus der nicht entladenen Batterie.
Man arbeite derzeit daran, die Abläufe im Umgang mit Unfallfahrzeugen exakt festzulegen, sagte der Opel-Sprecher. Vor dem Abschluss der Untersuchung durch die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHSTA könnten keine Fahrzeuge an Privatleute abgegeben werden. Opel hatte die Markteinführung des Ampera für Ende 2011 angekündigt, was nun wohl nicht mehr zu halten ist.
Bei seiner Verabschiedung in der Konzernzentrale kämpfte der scheidende Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz noch einmal für neue Perspektiven der Marke mit dem Blitz: „Opel sollte nicht in den gesättigten europäischen Markt eingesperrt bleiben. Der uneingeschränkte globale Marktzutritt ist der Schlüssel zum Erfolg.“
Der Schwabe hatte sich während der GM-Pleite für einen Verkauf an den Zulieferer Magna starkgemacht. Nach dem Scheitern führte er mit GM die Verhandlungen um den Sanierungsplan, der den Abbau von 8000 Jobs in Europa und die Werksschließung in Antwerpen besiegelte. „Das war mit das Schlimmste, weil es ungerecht war“, sagte Franz kürzlich. Opel-Chef Stracke wie auch der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, dankten Franz für seinen Einsatz. „Ohne sein streitbares Engagement wäre das Unternehmen Opel ein anderes - und zweifellos kein besseres“, sagte Beck.
Der 59 Jahre alte Franz geht zu Beginn des kommenden Jahres in den passiven Teil der Altersteilzeit. Vereinbart habe er diesen Schritt bereits im Jahr 2006, sagte Franz. Damit trat er auch Spekulationen entgegen, er reagiere mit dem Schritt auf laufende Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt wegen pauschaler Sonderzahlungen an Opel-Betriebsräte. Diese Ermittlungen würden zweifellos eingestellt, hatte er bereits zuvor erklärt.