DWS spricht sich für umstrittene Eurobonds aus
Berlin (dpa) - Deutschlands größte Fondsgesellschaft DWS spricht sich für die Einführung der umstrittenen Eurobonds aus.
„Wenn Frankreich weiter eskaliert, werden Eurobonds die letzte Chance sein“, sagte Asoka Wöhrmann, oberster Fondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter, der „Welt am Sonntag“. Der Markt werde weiter testen, wie ernst es den Regierungen mit ihrer Schuldenpolitik sei.
Eurobonds könnten in dieser Lage für eine Beruhigung sorgen, falls stabilitätspolitische Grundsätze gewahrt würden, sagte Wöhrmann. Mit der Einführung dieser Form von Staatsanleihen entstünde ein hochliquider Markt, an dem kein globaler Investor vorbeikomme. Wöhrmann ist bei der DWS als Chef-Stratege für die weltweite Anlage an den Aktien- und Rentenmärkten verantwortlich. In dieser Woche war Frankreich an den internationalen Finanzmärkten unter Druck geraten.
Eurobonds wären gemeinsame Anleihen aller Euro-Länder, um die Schuldenaufnahme auf den ganzen Raum zu verteilen. Hoch verschuldete Länder wie Griechenland müssten sich dann nicht mehr zu horrenden Zinssätzen Geld leihen - der Zinssatz wäre für alle Staaten gleich hoch. Die Euro-Krisenländer kämen zu günstigeren Konditionen an ihr Geld, für Euro-Länder mit starker Wirtschaftsleistung wie Deutschland würde die Kreditaufnahme aber deutlich teurer. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ist deshalb entschieden gegen Eurobonds, EU-Währungskommissar Olli Rehn dafür.
Grundsätzlich erwartet DWS-Chef-Stratege Wöhrmann zwar keine Rezession, er sieht aber einen „schmerzhaften Prozess“ auf alle Staaten zukommen: „Wir müssen einsehen, dass wir am Ende eines Superzyklus der Verschuldung sind“, sagte der Fondsmanager. Die Staaten seien als Stabilisatoren der Wirtschaft und damit auch der Finanzmärkte ausgefallen und blieben dies auf Jahre. Die einzig verbliebenen Handlungsakteure seien die Zentralbanken, die jederzeit Geld drucken könnten. Dies geschehe allerdings auf Kosten steigender Inflationsraten. „Das können mittelfristig in Deutschland vier oder fünf Prozent sein“, so der DWS-Manager. Zuletzt lag die Inflationsrate im Juli bei 2,4 Prozent.