Ecclestone: Grikowsky wollte wohl Mr. Formel 1 werden
München (dpa) - Der ehemalige Bankvorstand Gerhard Gribkowsky wollte nach Einschätzung von Formel 1-Boss Bernie Ecclestone vor seiner Verhaftung wohl neuer Chef der Rennserie werden.
„Ich glaube, er hat sich so verhalten, als ob er gern Mr. Formel 1 werden würde“, sagte der 81-jährige Ecclestone am Donnerstag als Zeuge im Prozess um Schmiergeldzahlungen beim Formel 1-Verkauf vor dem Landgericht München. Der 53 Jahre alte Bank-Manager der BayernLB habe sich wie so viele Menschen in die Formel 1 verliebt. „Er genoss den Lifestyle, die Lebensart.“
Im Gegensatz zu Gribkowsky, der wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit in Untersuchungshaft sitzt, kann Ecclestone den Glanz der Formel 1 bald wieder erleben: Direkt nach dem Abschluss seiner zweitägigen Vernehmung am Donnerstagnachmittag startete er von München zum Rennen nach Abu Dhabi.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Millionenzahlungen zwar auch gegen ihn, sicherte ihm aber für die Zeugenbefragung in München freies Geleit zu. Damit konnte er sicher sein, in Deutschland nicht festgehalten zu werden.
Die Staatsanwaltschaft wirft Gribkowsky vor, 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld von Ecclestone kassiert zu haben. Gribkowsky hatte als damaliger Vorstand der BayernLB die Aufgabe, die Anteile an der Rennserie, die der Bank aus der Kirch-Pleite zugefallen waren, zu einem guten Preis zu verkaufen.
Ecclestone hatte die Zahlungen bereits am Mittwoch eingeräumt. Er habe Sorgen gehabt, dass Gribkowsky ihn bei den Steuerbehörden anschwärzen würde. Am Donnerstag legte er nach: „Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen.“ Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.“
Damit wurde Ecclestone deutlicher als am ersten Tag seiner Vernehmung. Aus Sorge vor einer Anzeige habe er Gribkowsky deshalb Millionen gezahlt. „Wenn Sie jemand in liebenswürdiger Weise bedroht, dann muss man die Bedrohung aus der Welt schaffen“, sagte er. Dennoch habe er nie Anzeige bei den Strafverfolgungsbehörden erstattet. „Ich bin ziemlich sicher, dass das eine Zeitverschwendung gewesen wäre.“
Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass Ecclestone dem Banker das Bestechungsgeld zahlte, um dafür zu sorgen, dass er den Verkauf der Formel 1-Anteile an seinen Wunschinvestor CVC im Jahr 2006 durchsetzte. Nicht alles, was Ecclestone als Zeuge sagte, überzeugte die Ankläger. Auf Fragen des Staatsanwaltes beteuerte Ecclestone unter anderem, nie mit seiner früheren Frau über geschäftliche Dinge gesprochen zu haben. „Sie war erbost darüber, dass ich immer noch geschäftlich tätig war. Ihr wäre es lieber gewesen, ich hätte mich schon zur Ruhe gesetzt“, sagte der 81-Jährige. Diese Aussage steht aus Sicht der Staatsanwaltschaft im Widerspruch zu Angaben eines anderen Zeugen, daher bestünden Zweifel an der Glaubwürdigkeit Ecclestones.
Ecclestone erhielt beim Verkauf der Formel 1-Anteile ebenfalls eine Millionenprovision für seine Rolle als Vermittler. Die Verhandlungen darüber habe er mit Gribkowksy geführt, der ihm aber ursprünglich deutlich weniger zahlen wollte. Die anderen Mitarbeiter der BayernLB soll Ecclestone damals als „Clowns“ bezeichnet haben. Er widersprach nicht, als er vor Gericht mit diesem Begriff konfrontiert wurde. Wahrscheinlich habe er das gesagt. „Das hört sich an wie von mir“, sagte er schmunzelnd.
Der Prozess wird am Montag mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Auch Ecclestone könnte in dem Mammutverfahren, das bis ins nächste Jahr geplant ist, nochmals als Zeuge gehört werden, falls weitere Fragen auftauchen. Die Kosten für seine Zeugenaussage in München ließ sich der Milliardär daher vorsichtshalber nicht erstatten. „Ich warte ab, ob ich nochmal wiederkommen muss.“