Einkaufsmeile oder Online-Handel?
Immer mehr Menschen bestellen im Internet. Für viele Händler vor Ort hat das Folgen.
Düsseldorf. Der Online-Handel droht zum Laden-Killer zu werden. „Die Schleuse ist offen. Die Online-Händler werden dem klassischen Einzelhandel in den nächsten Jahren immer mehr und immer schneller Umsätze wegnehmen“, prognostiziert Gerrit Heinemann, Handelsexperte und Leiter des eWeb-Research-Centers an der Hochschule Niederrhein. Vor allem in den mittelgroßen Städten werde es zur Sache gehen. „Viele schwache Händler werden wohl ihre Läden schließen müssen.“
Nach einer Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) hat bereits jeder dritte Verbraucher die Anzahl der Fahrten ins Stadtzentrum verringert und kauft stattdessen öfter im Internet ein. Mehr als 60 Prozent der „normalen“ Einzelhändler klagen nach Angaben des Einzelhandelsverbandes Deutschland (HDE) über sinkende Besucherzahlen in ihren Geschäften. Doch das ist wohl erst der Anfang.
Was da auf viele klassische Einzelhändler zukommt, lässt der Verlauf des vergangenen Weihnachtsgeschäfts erahnen. Denn während die Einzelhandelsumsätze in den wichtigsten Verkaufsmonaten des Jahres nach Angaben des HDE bei 80 Milliarden Euro stagnierten, explodierten die Umsätze der Online-Händler. Sie verzeichneten laut Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) ein Wachstum von 54,5 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro.
Und eine Abschwächung des Internetbooms ist nicht in Sicht. Auch im kommenden Jahr wird der Online-Handel nach Einschätzungen des HDE mehr als zehn Mal so stark wachsen wie der Einzelhandel insgesamt. In weniger als zehn Jahren werde ein Viertel aller Einkäufe im Internet erledigt, erwartet Handelsexperte Heinemann.
Allerdings werden nicht alle Einkaufsstraßen Deutschlands im gleichen Maß unter dem Online-Boom leiden. „Toplagen bleiben Top. Mittellagen geraten unter Druck. Im ländlichen Raum besteht Handlungsbedarf“, beschreibt der HDE die Lage in den Innenstädten. Schon im Weihnachtsgeschäft stellte der Verband bei den Kunden „eine Fokussierung auf die Top-Lagen der Innenstädte und die Einkaufszentren fest“. Mit anderen Worten: Wo die meisten Attraktionen locken, da funktioniert der stationäre Handel noch am besten.
Heinemann ist überzeugt: Metropolen wie Düsseldorf, München, Hamburg, Frankfurt oder Köln werden als attraktive Shopping-Destinationen sogar an Bedeutung gewinnen. „In diese Super-1a-Lagen wollen alle rein.“ Auch die Einkaufsmeilen der meisten Großstädte würden sich behaupten.