Elektro-Fahrräder sind der Renner

600 000 der neuen Drahtesel will die Branche bald jährlich absetzen. Sie lassen sich per Elektromotor leichter fahren.

Berlin. Sie heißen „Cyclomania“, „Drahtesel Doc“ oder „Veloquent“: Rund um Spezialläden ist das Geschäft mit Fahrrädern in Deutschland zu einem Milliardenmarkt geworden. Neue Modelle für Alltagstouren oder die Freizeit lassen sich viele Bundesbürger zusehends etwas kosten. Zum Start in die Saison setzt die Branche auf Rückenwind der besseren Konjunktur — und einen weiteren Schub für das vielversprechende Elektro-Segment.

Die Erwartungen an die noch junge Sparte sind hoch. Denn Räder mit einem ergänzenden elektrischen Antrieb per Akku legen stark zu. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland rund 200 000 E-Bikes gekauft, ein Drittel mehr als im Jahr zuvor, wie der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ermittelte. Damit hat sich die Zahl der Elektro-Räder in den letzten vier Jahren nahezu vervierfacht.

E-Bikes kommen unter den Modellgruppen nun auf fünf Prozent Marktanteil. „Mittelfristig kann er zwischen 10 und 15 Prozent liegen“, sagt ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger. Das wären bis zu 600 000 pro Jahr. In ganz Europa wären das dann 2,1 Millionen Stück.

Am Wachstum teilhaben wollen auch Industriegrößen wie der Autozulieferer Bosch, der eigens einen Produktbereich gründete. Im Februar bekamen Radhersteller die ersten Systeme geliefert, wie eine Sprecherin sagt. Eingebaut werden sie in 18 Marken in Deutschland und Europa.

Aktiv ist der Antrieb aus Elektromotor, Sensoren und Akku nur bis Maximal-Tempo 25. Denn das Fahrrad soll ein Fahrrad bleiben und damit frei von Helm- oder Kennzeichenpflicht.

Für die sogenannten Pedelecs schreibt eine EU-Richtlinie eine limitierte mittlere Leistung des Motors auf 250 Watt vor. Das ist ein Fünftel der Leistung, die ein heute üblicher Staubsauger bringt. Pro Akku-Ladung sind mit dem E-Bike Fahrstrecken von 40 bis 60 Kilometer möglich.

Wie massenhaft sich Elektro-Modelle in deutschen Haushalten, die bereits 69 Millionen Räder in den Kellern haben, durchsetzen, muss sich erst zeigen. Interessiert wäre knapp ein Viertel der Bundesbürger, fand der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club 2009 heraus.

Neugierig sind demnach am ehesten Männer und die zahlungskräftige Generation 60 plus. Denn E-Bikes kosten leicht 2000 Euro und mehr — im Schnitt waren es 2400 Euro. Discounter kommen aber bereits mit Schnäppchenpreisen von 699 Euro — die Preise dürften also noch stark nachgeben.