EnBW-Chef Villis wirft das Handtuch

Stuttgart (dpa) - Das Ringen um die Führung des Energiekonzerns EnBW ist beendet und Vorstandschef Hans-Peter Villis gestürzt. Nach monatelangen Querelen mit der grün-roten Landesregierung wirft der Chef des drittgrößten deutschen Energieversorgers das Handtuch und verlängert seinen Vertrag nicht.

Der 53-jährige Manager muss nach über vier Jahren an der Spitze das Karlsruher Unternehmen spätestens im Herbst 2012 verlassen. EnBW war durch den Atomausstieg zuletzt schwer angeschlagen; der langjährige Verfechter der Kernkraft war der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg ein Dorn im Auge. Das Land und der Kommunalverband OEW halten jeweils 46,5 Prozent an dem Versorger.

Über seinen Entschluss habe er den Aufsichtsrat am Dienstag informiert, hieß es. Zur Begründung schrieb das Unternehmen, Villis könne aus seiner Sicht „nicht mehr vom ungeteilten Vertrauen des Aufsichtsrats ausgehen“. Es wird damit gerechnet, dass Villis das Unternehmen früher verlässt. Wer ihm nachfolgt, ist völlig offen.

Den Karlsruher Versorger trifft der anstehende Wechsel an der Spitze zur Unzeit. Wiederholt hatten Beobachter davor gewarnt, angesichts der bevorstehenden Veränderungen im Zuge der Energiewende eine Personaldebatte anzustoßen. Das Unternehmen ringt um eine neue Strategie, kämpft gegen rote Zahlen nach dem Atomausstieg und versucht, sich auf dem Energiemarkt neu auszurichten. „Mitten in der Krise das Pferd zu wechseln, macht wenig Sinn“, lautete das Credo von Villis' Unterstützern - darunter auch viele EnBW-Arbeitnehmer.

Ärger gab es jedoch immer wieder mit der grün-roten Landesregierung. Dem ungeliebten Atomfan Villis stand Grün-Rot misstrauisch gegenüber. Die Regierung kommentierte Villis' Schritt wortkarg. „Die Landesregierung hat die Entscheidung von Herrn Villis, für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung zu stehen, mit Respekt zur Kenntnis genommen und bedankt sich für seine geleistete Arbeit in einer schwierigen Phase für das Unternehmen“, erklärte Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Ähnlich formulierte es Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. „Es wird jetzt in bewährter Einigkeit zwischen OEW und Land ein entsprechendes Suchverfahren geben“, fügte er hinzu. Die Federführung dabei habe Aufsichtsratschef Claus Dieter Hoffmann.

Nach dpa-Informationen hatten das Land und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) zuvor deutlich gemacht, dass sie nicht mehr mit Villis planen. Die von CDU-Politikern dominierte OEW hatte lange an dem Manager, der vom Konkurrenten EON gekommen war, festgehalten. Dem Vernehmen nach hat sich das Land aber jetzt bereiterklärt, im Gegenzug für den Rückzug von Villis einer Kapitalerhöhung zuzustimmen. Allerdings muss der Landtag darüber entscheiden.

Der bisherige Atomstromer EnBW musste wegen des Ausstiegs aus der Atomkraft zwei seiner vier Reaktoren abschalten und ist dadurch tief in die roten Zahlen gerutscht. Villis hatte die Eigner zu einer Finanzspritze von 800 Millionen Euro aufgefordert, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben zu können. Während die OEW die 400 Millionen Euro aufbringen wollte, zögerte die Regierung. Sie pochte auf eine klare Strategie und mehr Kooperationen mit den Kommunen. Das Land war Ende 2010 unter dem damaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus (CDU) bei dem Karlsruher Energieversorger eingestiegen.

Aufsichtsratschef Hoffmann würdigte Villis' Leistungen in den vergangenen vier Jahren: Der Manager habe wesentliche Projekte im Bereich Wärmeerzeugung, erneuerbare Energien und internationale Beteiligungen initiiert und umgesetzt. Die EnBW erklärte weiter: „Es besteht gegenseitiges Einvernehmen, dass Herr Villis seine Aufgaben als Vorstandsvorsitzender ungeachtet der Ankündigung weiterhin erfüllt.“