Vattenfall vertagt Entscheidung über Kundenservice

Stockholm (dpa) - Doch noch keine Entscheidung zum Stellenabbau beim Kundenservice des Energieversorgers Vattenfall: Der Vorstand des schwedischen Staatskonzerns hat am Dienstag in Stockholm die Entscheidung über die Zukunft der 900 Stellen in Berlin und Hamburg bis zum Jahresende aufgeschoben.

Zur Alternative stehen Auslagern oder eine interne Lösung mit Stellenabbau

Am Vortag hatten 2500 Vattenfall-Beschäftigte an beiden deutschen Standorten auf Initiative der Gewerkschaft verdi gegen den geplanten Stellenabbau protestiert. Vattenfall-Sprecher Stefan Müller sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Demonstrationen seien bei der Sitzung des Gesamtvorstandes „zur Sprache gekommen“.

Vattenfall wolle nun die Vorbereitungen für ein mögliches Outsourcing „komplett zuende bringen“ lassen. „Gleichzeitig soll es aber auch eine zweite und abschließende Verhandlungsrunde mit dem Mitbestimmungspartner über eine interne Lösung geben“, erklärte der Unternehmenssprecher.

Zu der von verdi bei den Demonstrationen genannten Zahl von wahrscheinlich 450 Stellenstreichungen wollte der Vattenfall-Sprecher nicht Stellung nehmen. Nach Meinung der Vattenfall-Geschäftsleitung sind die Personalkosten für den Service zu hoch. In Berlin und Hamburg arbeiten jeweils etwa 450 Mitarbeiter für diese Sparte.

Nach Einschätzung des Vattenfall-Betriebsrats in Berlin könnte eine Neustruktur des Kundenservices ein Pilotprojekt für die Einsparung von Lohnkosten in anderen Unternehmensbereichen sein. Beim Kundenservice werde schon länger versucht, den Hebel anzusetzen, um dort auch mehr Niedriglohnbeschäftigte einsetzen zu können.

Die Aufteilung des Kundenservice auf die Standorte Berlin und Hamburg sei noch auf die Zeit der lokalen Energieversorger Bewag und HEW zurückzuführen, sagte Betriebsrat Volker Schmidt: „In beiden Städten werden die jeweiligen Heimatmärkte abgedeckt“. Das operative Geschäft sei zwar an beiden Standorten identisch, zu Doppelarbeit komme es aber schon länger nicht mehr.

Verdi kündigte an, die Zeit bis zum Jahresende nun für weitere Verhandlungen mit dem Arbeitgeber nutzen zu wollen. „Wenn sich die Situation allerdings zuspitzt, stehen wir wieder auf der Straße“, sagte Verdi-Sprecher Hartwig Willert.

Vattenfall will wegen der Kosten für den deutschen Atomausstieg und den Folgen der Finanzkrise jährlich 600 Millionen Euro bei seiner deutschen Tochter einsparen. Möglicherweise sollen die Einsparungen aber noch viel weitergehen. Vattenfall-Deutschland-Chef Tuomo Hatakka sagte der Tageszeitung „Die Welt“ (Dienstag): „Mit dem deutschen Atomausstieg ist der Konsolidierungs- und Kostendruck höher geworden“.