Energiepreise heizen Inflation in Deutschland an
Wiesbaden (dpa) - Die Explosion der Energiepreise hat die Inflation in Deutschland erstmals sei fast zweieinhalb Jahren über die europäische Warnschwelle von 2,0 Prozent getrieben. Das Statistische Bundesamt errechnete für Februar eine Jahresteuerung von 2,1 Prozent.
Das ist nach Angaben vom Freitag der höchste Wert seit Oktober 2008 (plus 2,4 Prozent) und noch 0,1 Prozentpunkt mehr, als die Behörde in einer ersten Schätzung angenommen hatte. Von Januar auf Februar 2011 erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,5 Prozent.
Die Preise zogen im vierten Monat in Folge an. Hauptursache: Teure Energie. Für Heizöl (plus 32 Prozent), Kraftstoffe (plus 11,8 Prozent) und Strom (plus 7,5 Prozent) mussten Verbraucher deutlich tiefer in die Tasche greifen als ein Jahr zuvor. Würden die Preissteigerungen bei Energie aus der Inflationsrate herausgerechnet, ergäbe sich für Februar 2011 ein Wert von 1,2 Prozent.
So jedoch überschritt die Jahresrate die Warnschwelle der Europäischen Zentralbank (EZB). Der für europäische Zwecke berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) für Deutschland lag im Februar um 2,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat.
Die EZB sieht stabile Preise bei einer Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent gewahrt. Dass nun Europas größte Volkswirtschaft diese Marke gerissen hat, nährt die Erwartung, dass die Notenbank sich bald von der Politik des billigen Geldes verabschieden und die Zinsen im Euro-Raum anheben wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte Anfang März eine Zinserhöhung schon im April in Aussicht gestellt - es wäre die erste der EZB seit fast drei Jahren.
Deutsche-Bank-Chefvolkswirt Thomas Mayer zeigte sich skeptisch, dass eine Leitzins-Erhöhung die galoppierende Inflation in Deutschland aufhalten wird. „Für dieses Jahr erwarten wir im Durchschnitt eine Inflationsrate von knapp über zwei Prozent. Mittelfristig, also in den nächsten zwei bis vier Jahren, müssen wir uns auf eine Inflationsrate von bis zu vier Prozent einstellen“, sagte Mayer dem „Tagesspiegel“ (Samstag). Damit bekräftigte der Ökonom frühere Aussagen.
Die Notenbank geht indes derzeit davon aus, dass die Rohölpreise trotz der politischen Spannungen in den arabischen Förderländern nicht weiter steigen werden. In diesem Fall dürfte sich die Teuerung bei Energie im Jahresverlauf verlangsamen.