Beben und Lage in Libyen drücken Dax unter 7000 Punkte

Frankfurt/Main (dpa) - Das schwere Erdbeben in Japan und die anhaltend unsichere Lage in Libyen haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag auf den tiefsten Stand seit Mitte Januar gedrückt. Der Dax verlor 1,16 Prozent auf 6981,49 Punkte und sank damit erstmals seit dem 12. Januar unter die psychologische wichtige Marke von 7000 Punkten.

Im Verlauf der Woche büßte der deutsche Leitindex fast drei Prozent ein und zehrte damit fast alle Gewinne vom Januar und Februar auf. Der Dax hatte in den ersten Wochen des Jahres kräftig zugelegt und war bis auf 7441,82 Punkte gestiegen. Auch der MDax und der TecDax gaben zum Wochenausklang kräftig nach. Sie gaben 1,38 Prozent auf 10 011,76 Punkte beziehungsweise 1,08 Prozent auf 869,43 Punkte nach.

Der wichtigste Grund für den Kursverlust am Freitag war das verheerende Erdbeben in Japan. Vor dem Beben hatten bereits die anhaltenden Unruhen in Nordafrika und im arabischen Raum die Märkte verunsichert. Der dadurch stark gestiegene Ölpreis hatte zuletzt bereits die gute Stimmung vertrieben und die größtenteils sehr guten Unternehmenszahlen überlagert. „Der Markt war bereits kippelig und das Erdbeben ist da quasi das Tüpfelchen auf dem i“, sagte Florian Weber von der Schnigge Wertpapierhandelsbank.

Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research betonte, dass sich die Angst breit mache, dass es zu weiteren Erdstößen in Japan kommen könnte. Für den schwachen Gesamtmarkt sei allerdings die unsichere Lage in Saudi-Arabien und die damit verbundene Sorge um die Ölförderung wohl ein noch wichtigerer Belastungsfaktor.

Am stärksten betroffen waren am Freitag die Aktien der Rückversicherer, auf die immense Kosten zukommen könnten. Die Aktien des Branchenführers Munich Re sackten im Dax um 4,28 Prozent auf 111,75 Euro ab und die Papiere des Konkurrenten Hannover Rück büßten am MDax-Ende 5,28 Prozent auf 38,645 Euro ein. Die Folgen des Bebens sind zwar noch nicht absehbar, Händler verwiesen jedoch auf Aussagen der Munich Re vom Vortag. Der weltgrößte Rückversicherer hatte erklärt, er müsse um sein Gewinnziel für 2011 bangen, falls es nach den schweren Naturkatastrophen in Australien und Neuseeland im Januar und Februar zu weiteren Großschäden kommen werde.

Am Ende des deutschen Leitindex lagen jedoch die Papiere des Kasseler Salz- und Düngemittelproduzenten K+S, die wegen einer Aktienplatzierung von BASF um 4,74 Prozent auf 51,670 Euro abrutschten. Der Chemiekonzern hat durch den Verkauf seiner noch bestehenden Anteile an der früheren Tochter zirka eine Milliarde Euro eingenommen und will damit seinen Schuldenstand reduzieren. Die 19,7 Millionen K+S-Aktien seien für 50 Euro das Stück platziert worden, hieß es. Die BASF-Titel gaben 0,58 Prozent auf 58,39 Euro ab.

Unter den wenigen Gewinnern im Dax waren dagegen Versorgeraktien. Eon gewannen 1,01 Prozent auf 23,080 Euro und RWE legten 0,53 Prozent auf 47,925 zu. Händler verwiesen auf den defensiven Charakter der beiden Werte, weshalb sie in einem schwachen Markt gefragt seien.

Zahlen gab es am Freitag nur vom Flughafenbetreiber Fraport, dessen Papiere sich mit einem Minus von 0,91 Prozent auf 50,26 Euro etwas besser als der Gesamtmarkt schlugen. Ein Händler sah die Ergebnisse für 2010 als „mehr oder weniger“ im Rahmen der Erwartungen an. Unterschiedlich wurde allerdings der Ausblick aufgenommen. Der Börsianer bezeichnete diesen als operativ etwas enttäuschend. Analyst Johannes Braun von der Commerzbank sah ihn dagegen als „solide“ an

Der EuroStoxx 50 verlor ebenfalls deutlich an Boden und ging mit einem Abschlag von 0,89 Prozent auf 2883,84 Punkte aus dem Handel. Verluste verbuchten auch die Leitindizes in Paris und London. Der Dow-Jones-Index in New York lag zum europäischen Handelsschluss leicht im Minus.

Am Rentenmarkt sank die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 2,91 (Donnerstag: 2,98) Prozent. Der Rentenindex Rex legte um 0,26 Prozent auf 122,17 Punkte zu. Der Bund Future stieg um 0,28 Prozent auf 122,37 Punkte. Der Eurokurs ging dagegen leicht zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3773 (Donnerstag: 1,3817) US- Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7261 (0,7238) Euro.