Energiewende: Der DGB warnt

Umsteuern bringt zu wenige und zu gering bezahlte Jobs.

Düsseldorf. Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in NRW, Andreas Meyer-Lauber, warnt vor einer Euphorie in Zusammenhang mit der angestrebten Energiewende in Deutschland. „Wir stellen die Energiewende nicht in Frage. Aber damit sie zum Erfolg wird, muss auch die soziale Dimension, insbesondere die Dimension von Beschäftigung und guter Arbeit, mitgedacht werden“, sagte er gestern in Düsseldorf.

Die Gewerkschaften treibt die Sorge um, dass die Beschäftigungsbilanz negativ ausfallen könnte. Derzeit sind laut DGB landesweit 400 000 Mitarbeiter zwischen Rhein und Weser im Energiesektor beschäftigt. Das ist bundesweit mit Abstand spitze, schließlich gilt NRW als Stromland Nummer 1. Doch diese Position resultiert vor allem aus den großen Kohlekraftwerken entlang der Rheinschiene. Die stehen aber zumindest langfristig zur Disposition, wenn Deutschland und auch NRW die selbst gesteckten Klimaziele erreichen will.

„Dem gegenüber stehen derzeit 24 000 Arbeitsplätze im regenerativen Anlagen- und Systembau“, sagte Meyer-Lauber. Mit dieser Bilanz macht er eine deutlich andere Rechnung auf als etwa Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne), der nicht müde wird zu betonen, die Energiewende sei ein Jobmotor. Alleine im Braunkohlebereich arbeiten im rheinischen Revier rund 32 000 Menschen im Tagebau oder den Kraftwerken. Gerade aber die Braunkohle gilt wegen der geringen Effizienz und dem hohen Schadstoffausstoß bei der Verbrennung als Klimakiller.

„Die Tendenz ist nicht gut für NRW“, warnt Meyer-Lauber. Das belegte auch die Bilanz der Subventionen, die derzeit in die erneuerbaren Energien fließen. Hauptprofiteure für die Förderung von Wind- und Solarenergie sind die nord- und die süddeutschen Bundesländern.

Noch ein anderer Trend macht dem DGB-Chef Sorge: Die neuen Arbeitsplätze sind bei der Bezahlung und mit Blick auf die soziale Absicherung oft schlechter gestellt als die etablierten Jobs in der fossilen Energieverwertung. Meyer-Lauber vergleicht die Situation bei den neuen Firmen mit der in der IT-Branche vor zehn Jahren: „Dort gab es auch viel Enthusiasmus, aber kaum Tarifverträge oder Betriebsräte. Das muss sich erst etablieren.“ Häufig würden noch Dumpinglöhne gezahlt, oder die Produktion finde ohnehin in Asien statt.