Ermotti soll UBS längerfristig führen
Zürich (dpa) - Die mit Verlusten und Imageproblemen kämpfende Schweizer Großbank UBS schafft an ihrer Spitze klare Verhältnisse. Der frühere Bundesbank-Chef Axel Weber soll nun doch bereits im Mai 2012 Vorsitzender des UBS-Verwaltungsrates werden, wie das Züricher Institut mitteilte.
Zudem soll der bislang nur als Übergangschef amtierende Sergio Ermotti dauerhaft die Geschäfte der Bank führen. Ermotti war Ende September an die Spitze der UBS gerückt, nachdem der bisherige Vorstandschef Oswald Grübel wegen des aufsehenerrenden Zockerskandals im Investmentbanking zurückgetreten war.
Ursprünglich sollte Weber im Mai zunächst lediglich als Vizepräsident in den Verwaltungsrat der UBS einziehen und dann nach einem Jahr Einarbeitungszeit an die Spitze wechseln. Doch bei der in Turbulenzen geratenen Bank wurde zuletzt immer stärker auf einen früheren Generationswechsel gedrungen, um eine Hängepartie zu verhindern. Der bisherige Verwaltungsratschef Kaspar Villiger macht nun mit der Hauptversammlung im Mai den Weg für Weber frei.
Ende Oktober hatte die Bundesbank ihrem früheren Chef zähneknirschend die Erlaubnis gegeben, schon im Februar bei der UBS beginnen zu dürfen. Das stieß auf Kritik. Notenbanker haben nach ihrem Ausscheiden aus dem Amt eigentlich eine Frist von einem Jahr einzuhalten, bevor sie eine neue Tätigkeit übernehmen. Weber hatte Ende April im Streit um das Krisenmanagement im Euro-Staatschuldendebakel die Bundesbank verlassen. Zeitweise galt er auch als aussichtsreicher Nachfolge von Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank.
„Die Nominierung von Axel Weber und Sergio Ermotti bringen UBS die erforderliche Stabilität und schaffen klare Verhältnisse“, sagte Villiger. „Dies ermöglicht es, die zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen und regulatorischen Veränderungen zu bewältigen, mit denen die Bank zurzeit konfrontiert ist.“ Villinger lobte die beiden Manager als zwei „hoch kompetente, erfahrene Persönlichkeiten mit komplementären Fähigkeiten“.
Die Bank befindet sich seit der Finanzkrise 2008 in rauem Fahrwasser. Sie musste im Gegensatz zum Lokalrivalen Credit Suisse mit Milliarden-Beträgen vom Schweizer Staat vor dem Kollaps gerettet werden. Viermal musste die Bank ihr Kapital erhöhen. Hinzu kam ein Steuerstreit mit den USA, der das Image der UBS beschädigte.
Derzeit macht das Investmentbanking große Probleme. Zudem lasten die neuen strengen Kapitalvorschriften schwer auf der Bank. Und dann kam im Spätsommer auch der Zockerskandal in London dazu. Ein 31 Jahre alter Händler hatte der Bank durch nicht genehmigte Transaktionen einen Verlust von 2,3 Milliarden Dollar eingebrockt.
Seine künftige Strategie will Vorstandschef Ermotti am Donnerstag vorstellen. Es ist aber bereits klar, dass er die UBS neben dem Geschäft in der Schweiz künftig auf die Vermögensverwaltung konzentrieren möchte. Dagegen wird es im schwankungsanfälligen Investmentbanking deutliche Einschnitte geben. Es soll „fokussierter, weniger komplex und weniger kapitalintensiv“ werden. Ermotti will dieses Geschäft ebenso wie das Fondsgeschäft stärker auf die Vermögensverwaltung ausrichten. Der Manager hat den Auftrag, die Strategie mit laut Bank „größter Konsequenz und Sorgfalt“ umzusetzen.