EU achtet auf Messe-Klüngel
Messestreit: Düsseldorfs Messechef gegen Dumping-Angebote.
Düsseldorf. Die Messe-Gelände in Deutschland sind dramatisch erweitert worden. Länder und Kommunen haben erkannt, dass ein funktionierendes Ausstellungsgelände eine Geldquelle sein kann. Beispiel Düsseldorf: Hier beziffert man die Sekundäreffekte, die die Messe in der Region auslöst, auf zwei Milliarden Euro jährlich. Dennoch mischen sich Misstöne in die Schalmeienklänge: Zwischen den Messestädten herrscht ein Preiskampf.
Kölns neuer Messechef Gerald Böse komponiert seinen eigenen Messeschlager: Er hat die Jeans-Messe Jam von München in die Domstadt gelockt, Leipzig die Games Convention und Düsseldorf die Online-Marketingmesse OMD abgeluchst.
Das funktioniert natürlich nur mit Geld: Wie aus der Düsseldorfer Politik zu hören ist, ködert Böse die frei flottierenden Messen mit satten Umsatzbeteiligungen und äußerst optimistischen Besucherkalkulationen. Das macht den Umzug nach Köln einfach. Dass im Fall der OMD sogar der Sohn des alten Düsseldorfer Messechefs Claus Groth die Hände im Spiel hatte, stößt im Rathaus übel auf.
Die Kölner Messe hat zuletzt bei 200 Millionen Euro Umsatz ein Minus von 11,2 Millionen Euro eingefahren. Obgleich die Kredite für die neuen Messehallen weiterlaufen, soll es ab 2012 wieder Gewinne geben. Wie das mit neuen, aber kaum auskömmlichen Messen gehen soll, ist Werner Dornscheidt ein Rätsel.
Der Düsseldorfer Messechef sieht bereits die EU-Kommission in Aktion: "In Frankreich oder England sind die Messen privat und deswegen teurer." Wer in Deutschland Messen subventioniere, müsse mit dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung rechnen.
Die Düsseldorfer Messe hat seit 2000 330 Millionen Euro ins Gelände gesteckt - finanziert aus eigener Kraft. 2008 soll mit 450 Millionen Euro Umsatz das beste Jahr der Firmengeschichte werden. Gewinn: weit über 40 Millionen Euro.