Siemens streicht 5250 Jobs in Deutschland
Weltweit sollen 17 000 Arbeitsplätze wegfallen. Bayerns Standorte sind am stärksten betroffen, in NRW sollen 600 Stellen gestrichen werden.
München. Siemens-Chef Peter Löscher, vor einem Jahr geholt, um den Elektrokonzern aus dem Schmiergeld-Sumpf zu führen, setzt beim Personal jetzt radikal den Rotstift an: Fast 17 000 der insgesamt 420 000 Stellen sollen in Vertrieb und Verwaltung weltweit bis 2010 wegfallen, davon 5250 Arbeitsplätze in Deutschland. Zuletzt wurde auf einen Wegfall von 6450 deutschen Stellen spekuliert.
In München legte Löscher am Dienstag erstmals genaue Planzahlen vor und verteidigte vehement seine Kürzungspläne: "Die Geschwindigkeit, mit der sich das Geschäft weltweit verändert, hat erheblich zugenommen. Wir stellen Siemens darauf ein", sagte er. Auch vor dem Hintergrund einer sich eintrübenden Konjunktur müsse man jetzt handeln, um Siemens effizienter zu machen, betonte er.
Die Abbaupläne hatte Siemens bereits im November 2007 angekündigt. Die Vertriebs- und Verwaltungskosten sollen auf ein wettbewerbsfähiges Niveau. Bis 2010 sollen die Kosten in diesen Bereichen um 1,2 Milliarden Euro gesenkt werden. Dort sollen rund 12 600 Stellen gekappt werden. Die übrigen 4150 fielen im Zuge des Umbaus von Geschäftsbereichen weg. Siemens erzielt zuletzt bei 72,4 Milliarden Umsatz 3,9 Milliarden Euro Gewinn.
Am stärksten betroffen sind die großen bayerischen Siemens-Standorte in Erlangen, München und Nürnberg mit 2850 Stellen. In NRW sollen rund 600 Arbeitsplätze wegfallen, davon 50 in Düsseldorf, in Berlin 350.
Vom Stellenabbau sind alle drei der großen Sektoren des Konzerns betroffen, also die Energiesparte, die Medizintechnik und der Industriesektor. Einen Schwerpunkt bildet der Industriesektor mit dem Wegfall von weltweit 6350 Arbeitsplätzen, davon 2400 durch Restrukturierungen. Im Fokus steht dabei die Verkehrstechnik (TS Krefeld), die unter den Problemen mit der fehlkonstruierten Straßenbahn Combino leidet. Im Werk Krefeld werden 40 von 2128 Mitarbeitern abgebaut. Zusätzlich will sich Siemens von der Service- und Montagesparte SIMS mit 1200 Mitarbeitern trennen.
Wie sich die Pläne auf die betroffenen Standorte im Einzelnen auswirken, sei Gegenstand weiterer Beratungen mit den Arbeitnehmern, sagte Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm. "Wir wollen mit den Arbeitnehmervertretern schnell Verhandlungen aufnehmen, um den Stellenabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", sagte er.
Dabei werde man das gesamte zur Verfügung stehende Instrumentarium wie Transfergesellschaften oder Altersteilzeit durchsprechen. "Betriebsbedingte Kündigungen können nur letztes Mittel sein", sagte er.
Die Arbeitnehmervertreter haben ihren Widerstand gegen den Stellenabbau angekündigt und notfalls auch mit Streik gedroht. Die Gewerkschaft und die Betriebsräte wollten möglichst bald gemeinsam über das weitere Vorgehen beraten, sagte der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer.
"Sollte es nötig werden, sind in der Folge unterschiedliche Formen des Protestes und des Widerstands möglich", erläuterte er. Besorgt äußerte sich auch der bayerische Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU). Er wolle sich in Kürze mit Konzernchef Peter Löscher treffen, kündigte er an.