Europa beendet Leidenszeit

Die Euro-Zone hat die längste Rezession ihrer Geschichte überwunden.

Wiesbaden. Angetrieben vom Konjunkturmotor Deutschland hat die krisengeplagte Euro-Zone nach anderthalb Jahren Misere den Weg aus der Rezession gefunden. Auch der große Nachbar Frankreich hat im zweiten Quartal überraschend deutlich um 0,5 Prozent zum Vorquartal zugelegt, nachdem die Wirtschaft zuvor im Winter zweimal in Folge geschrumpft war.

Da die Wirtschaftsleistung in Krisenländern wie Spanien (minus 0,1 Prozent) und Italien (minus 0,2 Prozent) gleichzeitig weniger stark zurückging als zuletzt, konnte der Euro-Raum erstmals seit sechs Quartalen wieder leicht um 0,3 Prozent zum Vorquartal wachsen, wie das Europäische Statistikamt Eurostat gestern berichtete.

Damit haben die Euro-Länder die längste Rezession ihrer noch jungen Geschichte überwunden. Überraschend deutlich konnte dabei das Euro-Krisenland Portugal das tiefe Tal der Rezession verlassen: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs um 1,1 Prozent und damit so rasant wie in keinem anderen Land der Euro-Zone.

Doch die entscheidenden Impulse lieferten Europas größte Volkswirtschaften, die zusammen fast die Hälfte des BIP der Euro-Zone erwirtschaften. Dabei habe Deutschland den Löwenanteil geliefert, erklärte Dekabank-Experte Andreas Scheuerle. Denn die größte Volkswirtschaft des Währungsraums war im zweiten Quartal nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts um 0,7 Prozent gewachsen und damit so stark wie seit Anfang 2012 nicht mehr. Insgesamt erwirtschaftete der Euroraum im Frühjahr zwar noch 0,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Aber das Minus wird kleiner.

Positive Impulse für die deutsche Wirtschaft kamen vor allem aus dem Inland: Sowohl die privaten, als auch die öffentlichen Haushalte konsumierten mehr als im Vorquartal. Wie erwartet zogen zudem die Investitionen deutlich an. Das dürfte insbesondere an Nachholeffekten liegen: In dem ungewöhnlich langen und kalten Winter musste ein großer Teil der Bauproduktion zurückgestellt werden. Etwas überraschend trug der Außenhandel ebenfalls zum Wachstum bei.

Während Portugal positiv überraschte, fiel die Wirtschaftsleistung im krisengeschüttelten Zypern im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 um 5,2 Prozent und damit stärker denn je. Auch die griechische Wirtschaft schrumpfte um 4,6 Prozent.