Europas Fluggesellschaften kämpfen mit Gegenwind
Frankfurt/Paris (dpa) - Der starke Euro hat Europas Fluggesellschaften im Sommer zusätzlich gebremst. Sowohl Marktführer Lufthansa als auch Konkurrent Air France/KLM berichteten am Donnerstag von negativen Währungseffekten auf ihr Geschäft.
Am weltweiten Boom des Luftverkehrs nahmen die Netzwerk-Carrier Europas nur in abgeschwächter Form teil, wie die internationale Dachorganisation IATA in Genf mitteilte. Während die globale Nachfrage der Passagiere im September um 5,5 Prozent anzog, verzeichneten die europäischen Airlines nur rund 3,4 Prozent mehr Fluggäste. Hingegen wuchs das Aufkommen in der Golfregion, wo die wichtigsten Konkurrenten sitzen, mit über 10 Prozent weltweit am stärksten. In Asien setzte am Donnerstag Japan Airlines (JAL) trotz eines schwachen Startquartals die Jahresprognose nach oben.
Bei der Lufthansa bremste neben dem starken Euro auch das überraschend schwache Frachtgeschäft den von Konzernchef Christoph Franz eingeschlagenen Sparkurs. Das Konzernergebnis lag nach neun Monaten mit 247 Millionen Euro nur noch bei etwas mehr als einem Drittel des Vorjahreswerts (697 Mio), wie das Unternehmen in Frankfurt berichtete. Für das wichtige dritte Quartal verzeichnete die Lufthansa bei einem nahezu konstanten Umsatz von 8,3 Milliarden Euro einen Gewinneinbruch um 30 Prozent auf 451 Millionen Euro.
Das Unternehmen macht auch hohe Einmalbelastungen für das Sparprogramm „Score“ etwa durch hohe Abfindungen für die schlechten Zahlen geltend. Die Stückkosten seien erfolgreich gesenkt worden.
Zwischen Juli und September machte dem Kranich-Konzern zudem der starke Euro zu schaffen. Vor allem für japanische Kunden wurden Lufthansa-Tickets immer teurer. In der Folge fielen die Durchschnittserlöse auf dem ohnehin hartumkämpften asiatischen Markt um fast 10 Prozent. „Gegenwind kann jederzeit aufkommen“, sagte Finanzchefin Simone Menne, die auf der anderen Seite sinkende Preise für den in Dollar abgerechneten Sprit verbuchen konnte. Bei der im Sommer schwächelnden Fracht sieht die Lufthansa Anzeichen für ein starkes Jahresendgeschäft.
Hohe Abfindungen und die Schieflage der italienischen Alitalia haben derweil dem Lufthansa-Rivalen Air France/KLM im Sommer einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Während das operative Geschäft im dritten Quartal mehr Ertrag abwarf, ging der Überschuss infolge der Sonderbelastungen um 51 Prozent auf 144 Millionen Euro zurück, wie der Konzern in Paris mitteilte. Das eingeleitete Sparprogramm zeigte allerdings Wirkung. So verbesserte sich der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal um 29 Prozent auf 634 Millionen Euro.
Air France/KLM streicht tausende Arbeitsplätze. Das kostet - wie bei Lufthansa - zunächst einmal Geld. Auch im Frachtgeschäft läuft es angesichts einer schwachen Nachfrage nicht rund. Der starke Euro bremste das Umsatzwachstum aus: Die Erlöse stiegen im Quartal lediglich um 0,4 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich schlug zudem die Krise bei Alitalia durch, an der Air France/KLM mit einem Viertel beteiligt ist.
Zunehmend verzichtbar erscheinen beim wirtschaftlichen Kampf über den Wolken Riesenjets vom Typ Airbus A380 oder Boeing 747-8 zu werden. Nachdem Lufthansa bereits vor einigen Tagen erklärt hatte, drei bestehende Optionen für die A380 nicht ziehen zu wollen, stellt nun auch Air France/KLM infrage, ob sie die letzten zwei ihrer insgesamt zwölf bestellten Maschinen des Typs tatsächlich abnimmt.
Möglicherweise würden beide Aufträge auf andere Modelle umgeschrieben, sagte Air France/KLM-Chef Alexandre de Juniac. Weltweit setzen Fluggesellschaften derzeit auf etwas kleinere, flexibler einzusetzende Langstreckenjets wie die Boeing 777 oder die Airbus A350.