Europas Stahlkocher im Krisenmodus
Düsseldorf (dpa) - Weiter Krisenstimmung in der Stahl-Branche. Trotz einer leichten Erholung zum Jahresbeginn stehen auch die deutschen Hersteller unter Druck. Bis zu 2000 Jobs sind bis Ende kommenden Jahres in Gefahr.
Europaweit befindet sich die Branche im Krisenmodus.
Hintergrund seien anhaltende Überkapazitäten, sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff, bei der Handelsblatt-Jahrestagung „Stahlmarkt 2014“ in Düsseldorf. Sinkende Absatzpreise in Verbindung mit weiterhin relativ hohen Rohstoffkosten hätten zu einer schwierigen wirtschaftlichen Lage geführt.
„Dies hat auch die Stahlindustrie in Deutschland unter Anpassungsdruck gesetzt“, sagte Kerkhoff. Nach dem Abbau von 1000 Stellen in der deutschen Stahlindustrie im vergangenen Jahr sei auch im laufenden Jahr 2014 mit einem weiteren Personalabbau zu rechnen. Bis Ende kommenden Jahres stehen in Deutschland nach Einschätzung von Experten noch einmal bis zu 2000 Stahl-Jobs auf der Kippe. Ende vergangenen Jahres hatte die Branche in Deutschland noch rund 87 300 Beschäftigte.
Bereits im vergangenen Jahr seien rund 1,6 Millionen Tonnen an Rohstahlkapazitäten in Deutschland stillgelegt worden, sagte Kerkhoff. Weitere Stilllegungen in der Größenordnung von bis zu zwei Millionen Tonnen seien bis Ende 2015 bereits geplant.
Bei einer deutschen Rohstahlkapazität von rund 53 Millionen Tonnen rechnet der Branchenverband für 2014 weiterhin mit einem leichten Anstieg der deutschen Stahlproduktion um 400 000 Tonnen auf rund 43 Millionen Tonnen. Im Januar hatte die Stahlherstellung in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bereits um gut zwei Prozent auf knapp 3,7 Millionen Tonnen zugelegt. Die Anlagen waren zum Jahresbeginn zu 88 Prozent ausgelastet.
„Der deutsche Markt kommt 2014 schneller wieder in Schwung, als es in Spanien und Italien der Fall ist“, sagte Kerkhoff. Insgesamt werde der Abstand zwischen Deutschland und den anderen großen Stahlmärkten in Europa damit in diesem Jahr weiter zunehmen. Auch der österreichische Stahlkonzern Voestalpine hatte am Dienstag auf die anhaltenden Schwierigkeiten der Branche hingewiesen.
Auch die schwierige Entwicklung dürfe jedoch nicht zu einem Anlass für staatliche Eingriffe werden, hieß es. „Es muss dringend darauf geachtet werden, dass nicht durch falsche politische Weichenstellungen, ob in Brüssel oder Berlin, die Konsolidierung gerade zulasten der wettbewerbsfähigen Strukturen in Europa erfolgt“, sagte Kerkhoff.