Eurozone fällt bei Konkurrenzfähigkeit zurück

Lausanne/Washington (dpa) - Die USA hat ihre Vormachtstellung in der Wirtschaft als wettbewerbsfähigstes Land der Erde zurückerobert. Deutschland behauptet sich gut im globalen Konkurrenzkampf und kann im Jahresranking des angesehenen Schweizer Wirtschaftsinstituts IMD seinen neunten Rang verteidigen.

Aber die Bundesrepublik ist die rühmliche Ausnahme in der Eurozone. Die Studie könnte der Debatte über die EU-Sparpolitik neuen Auftrieb geben.

Auch neueste Wirtschaftsdaten lassen die USA in einem guten Licht erscheinen. Stark ansteigende Konsumausgaben haben das Bruttoinlandsprodukt der weltgrößten Volkswirtschaft im ersten Quartal 2013 aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent wachsen lassen, wie das Handelsministerium in Washington am Donnerstag mitteilte. Steigende Aktienkurse und Häuserpreise sowie die bessere Lage auf dem Arbeitsmarkt haben die Stimmung der Verbraucher deutlich verbessert.

Mit seinem neunten Platz ist Deutschland weiterhin die einzige Euro-Volkswirtschaft unter den Top Ten der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt. Als wichtige Erfolgsrezepte Deutschlands nennt das IMD neben einer eisernen Fiskaldisziplin die solide Exportwirtschaft und die Stärke gesunder mittelständischer Unternehmen. Neun andere Länder der Eurozone haben sichtbar mit der Schuldenkrise zu kämpfen und sacken im Vergleich der 60 wichtigsten Volkswirtschaften teils besorgniserregend ab.

Das betrifft nicht nur südeuropäische Krisenstaaten wie Spanien, das im Vergleich zu 2011 sechs Plätze einbüßte und nun auf dem 45. Rang eingestuft wurde. Die Niederlande rutschten gemessen an den 333 Kriterien des „World Competitiveness Rankings“ der Lausanner Hochschule vom 11. auf den 14. Platz ab; Finnland von Rang 17 auf 20.

Deutlich besser stehen europäische Länder da, die weiterhin ihre nationale Währung haben: Die Schweiz stieg vom bisher 3. auf den 2. Platz, Schweden verbesserte sich vom 5. auf den 4. Rang, Norwegen vom 8. auf den 6. und Dänemark vom 13. auf den 12. Platz.

„Während die Entwicklung in der Eurozone nach wie vor stagniert, haben die eindrucksvolle Rückkehr der USA an die Spitze der Rankings und ermutigende Nachrichten aus Japan die Debatte um die Sparpolitik neu belebt“, erklärte Stéphane Garelli, Direktor des IMD World Competitiveness Center (WCC), bei der Vorstellung der Studie zur Wettbewerbsfähigkeit.

Nach Einschätzung der Wirtschaftswissenschaftler des IMD haben teils zu stringente Spar- und Reformaktionen in manchen Euroländern Probleme eher noch verschärft. „Strukturreformen sind zwar unumgänglich, aber Wachstum bleibt eine Grundvoraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Garelli. „Außerdem sorgen die harten Sparmaßnahmen viel zu häufig für Widerstand in der Bevölkerung. Schließlich müssen die Länder den sozialen Zusammenhalt bewahren und Wohlstand schaffen.“

Allerdings gibt es in der Eurozone auch kleine Lichtblicke. So konnte sich Griechenland in punkto Konkurrenzfähigkeit wenigstens vom 58. auf den 54. Platz vorarbeiten. Vor der Aufnahme in die Eurozone stand das Land freilich weit besser da: 1997 sah das IMD die griechische Volkswirtschaft noch auf Rang 36 - Deutschland kam damals auf Platz 16.

Als wichtige Gründe für den Erfolg der USA nennt das IMD das Wiedererstarkten des dortigen Finanzsektors - der allerdings 2007 maßgeblich die Finanzkrise ausgelöst hatte - sowie die Fähigkeit zu technischen Innovationen und erfolgreiche Unternehmen. Daran hat sich seit vielen Jahren kaum etwas geändert: Auch 1997 waren die Amerikaner im IMD-Ranking Spitzenreiter, 2012 immerhin Vize hinter Hongkong.

Das Bild trüben aber deutliche Kürzungen der US-Staatsausgaben. Allein im bedeutenden Verteidigungsbereich wurde im Auftaktquartal aufs Jahr gerechnet mehr als 12 Prozent eingespart - auch in anderen Bereichen sind milliardenschwere Zwangseinsparungen in Kraft.

Zu den Ländern, die ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Vorjahr verbessern konnten, gehören auch China (21, vorher 23) und Japan (24, vorher 27).

Das IMD stützt sich auf eigene Erhebungen, zu zwei Dritteln fließt aber die Auswertung nationaler und internationaler Statistiken in das Ranking ein. Unterm Strich sehen die Lausanner Experten als maßgeblich zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: „Produktion, Diversifizierung, Export, Infrastrukturinvestitionen, Bildung, Förderung von KMU (Kleinere und Mittlere Unternehmen), Durchsetzung von Haushaltsdisziplin und vor allem Wahrung des sozialen Friedens.“