Experten erwarten trotz Reform noch höhere Strompreise
Düsseldorf/Berlin (dpa) - Bund und Länder haben sich auf eine Reform des Gesetzes zur Förderung Erneuerbarer Energien verständigt. Sinken wird der Strompreis dadurch nicht, sagen Experten. Die Abgaben für den Aufbau der grünen Stromerzeugung steigen weiter.
„Die Kosten für Endverbraucher steigen seit zehn Jahren und alle Indikatoren zeigen weiter stark nach oben“, sagte Andreas Löschel, Chef der Expertenkommission, die im Auftrag der Bundesregierung die Energiewende begutachtet, der „Wirtschaftswoche“. Der politische Kompromiss helfe wenig.
„Die Strompreise werden wieder nach oben gehen, wenn die Windparks auf See ans Netz gehen oder wenn herkömmliche Kraftwerke umfassender gefördert werden sollten. Auch der Netzausbau wird noch teuer“, betonte der Professor am Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Deshalb werde auch die Umlage weiter steigen, die Stromverbraucher an die Betreiber von Windparks oder Solaranlagen zahlen.
Diese beträgt zurzeit 6,24 Cent je Kilowattstunde. „Bei der Umlage für Erneuerbare ist nicht bei sechseinhalb Cent Schluss“, sagt der Ökonom voraus, der am Dienstag den aktuellen Monitoring-Bericht an
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) überreichen
wird. „Die könnte in fünf Jahren um zwei Cent steigen.“
Das Bundeswirtschaftsministerium geht nach einem „Spiegel“-Bericht davon aus, dass die EEG-Umlage bis 2020 auf 7,7 Cent je Kilowattstunde steigt. Damit würden die Stromkunden in den nächsten sechs Jahren zusätzlich mit rund zehn Milliarden Euro belastet, schreibt das Magazin in seiner neuen Ausgabe. Für einen durchschnittlichen Vier-Personen-Haushalt steige die jährliche Belastung um 60 Euro. Ein Grund seien auch Sonderwünsche der Länder bei der Förderung von Bio- und Windenergie, die sie vergangene Woche beim Energiegipfel mit der Regierung aushandeln konnten.
Die geplanten Einschnitte fallen damit weniger stark aus. Im Jahr 2020 ergäbe sich durch das Entgegenkommen eine Erhöhung der Umlage um 0,2 Cent je Kilowattstunde, hatte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgerechnet. Über die Umlage werden Förderkosten für Windräder, Biogas- und Solaranlagen auf die Strompreise umgelegt.
Haushalte und Unternehmen haben im vergangenen Jahr so viel Geld für Ökostrom bezahlen müssen wie nie zuvor. Die Kosten erreichten nach aktuellen Angaben der zuständigen Netzbetreiber 2013 rund 21,8 Milliarden Euro (2012: 17,3 Mrd). Im neuen Jahr wird mit einem weiteren Anstieg auf etwa 23,5 Milliarden Euro gerechnet.
Weil der Ökostrom aus Wind, Sonne und Biogas 2013 an der Börse nur 2 Milliarden Euro wert war, erreichte auch die auf die Strompreise aufgeschlagene EEG-Umlage mit 19,4 Milliarden Euro einen Rekordwert. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlte im Schnitt etwa 220 Euro Ökostromumlage im Jahr. Alle bisherigen Vergütungen für Ökostromanbieter sind auf 20 Jahre garantiert, nur an künftigen Zahlungen kann etwas geändert werden.
Nach den Verhandlungen im Kanzleramt hieß es vergangene Woche, Bund und Länder seien entschlossen, die Kostensteigerungen bei der Umlage für den Ökostrom-Ausbau zu begrenzen und gleichzeitig einen verlässlichen Ausbaupfad für die Energiewende zu vereinbaren. Die Novelle soll am Dienstag vom Kabinett beschlossen werden und im August in Kraft treten.