Experten: Jobaufschwung im Mai weiter abgeschwächt
Nürnberg (dpa) - Der Jobaufschwung hat sich nach Experteneinschätzung im Mai weiter abgeschwächt. Die Zahl der Arbeitslosen sei in diesem Monat nur noch um rund 100 000 gesunken - und damit deutlich schwächer als im Schnitt der vergangenen drei Jahre.
Das berichten Volkswirte deutscher Großbanken in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Insgesamt gab es nach ihren Berechnungen im Mai 2,86 Millionen Jobsuchende. Das wären rund 100 000 weniger als vor einem Jahr. Die offiziellen Zahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Donnerstag bekanntgeben.
„Grundsätzlich setzt sich der gute Trend fort: Die Arbeitsmarkt bleibt weiterhin intakt, aber die ganze Entwicklung läuft stockender und zäher als im vergangenen Jahr“, sagt der Commerzbank- Volkswirt Eckart Tuchtfeld. „In den kommenden Monaten kann es auch mal einen Rückschlag geben“, prognostiziert er. „Was man derzeit spürt, sind die Schleifspuren des konjunkturell schwachen Winterhalbjahrs“. Nachdem die Wirtschaft begonnen habe, sich zu erholen und Rückenwind vom Export bekomme, „ist nun für den Arbeitsmarkt wieder eine gute Basis vorhanden“, sagt Tuchtfeld.
Auch Allianz-Volkswirt Rolf Schneider rechnet zwar für die nächsten Monate nach Abzug saisonaler Faktoren eher mit einer stagnierenden Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Gegen Jahresende könnte aber ein etwas runder laufender Konjunkturmotor für neuen Schwung auf dem Arbeitsmarkt sorgen. Schneider schließt für das vierte Quartal einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen auf 2,6 bis 2,7 Millionen nicht aus; das wären immerhin 100 000 bis 200 000 weniger als im Mai. Derzeit belastet nach Schneiders Beobachtungen das geringe Wirtschaftswachstum im Winterhalbjahr den Arbeitsmarkt noch.
Einig sind sind sich die Fachleute, dass eine insgesamt gute Entwicklung stark von der Euroschuldenkrise abhängt. Weitere Probleme in Griechenland, Spanien und Portugal könnten rasch zur Wachstumsbremse in Deutschland werden und binnen kurzer Zeit auf den Arbeitsmarkt durchschlagen. Zum Austritt Griechenlands aus dem Euroraum sollte es auf keinen Fall kommen, mahnt Allianz-Volkswirt Rolf Schneider. Bei einer dauerhaften Verbesserung der Situation in der Eurozone könnte nach Einschätzung von Alexander Koch von der HypoVereinsbank umgekehrt aber auch der Arbeitsmarkt profitieren.