Schwache T-Aktie enttäuscht Telekom-Aktionäre
Köln (dpa) - Kleinaktionäre sind enttäuscht und Telekom-Chef René Obermann unzufrieden mit Aktienkurs und Regulierung. Bei der Hauptversammlung der Deutschen Telekom demonstrierten Management und Anleger zumindest in zwei Punkten Einigkeit.
„Niemand kann mit einem Kurs von unter neun Euro zufrieden sein“, sagte der Vorstandschef beim jährlichen Aktionärstreffen in Köln. Und er forderte angesichts der harten Regulierung mehr Chancengleichheit im Wettbewerb.
Dass es nun schon seit Jahren nicht mehr aufwärts geht mit der Aktie, sorgt für Unmut bei manchen Anlegern. „Die Telekom braucht dringend eine Perspektive, um ein Ausbluten zu verhindern und um Umsatz- und Marktanteile zu verteidigen“, sagte Klaus Kaldemorgen von der größten deutschen Fondsgesellschaft DSW. In einem schwierigen Markt habe sich der Bonner Konzern besser geschlagen als die vergleichbaren europäischen Konkurrenten, kontert Obermann. An der Börse notierte die T-Aktie am Nachmittag mit 8,77 Euro leicht im Plus.
Unklar ist derzeit auch, ob die Anteilseigner über 2012 hinaus mit einer festen Dividende rechnen können. Für das laufende Geschäftsjahr werden an die Aktionäre im Rahmen eines für drei Jahre angelegten Programms noch einmal mindestens 70 Cent ausgeschüttet. Anfang kommenden Jahres wolle der Vorstand über die künftige Finanzstrategie entscheiden, sagte Finanzvorstand Tim Höttges.
Das bröckelnde Kerngeschäft will Obermann künftig durch steigende Umsätze in den Wachstumssparten auffangen. So sollen sich die Erlöse aus dem mobilen Internet, aus Cloud- und Onlinediensten für Privatkunden sowie dem Bereich vernetztes Zuhause auf ein Volumen von 29 Milliarden Euro erhöhen. Man müsse den Geschäftsfeldern aber Zeit für ihre Entwicklung geben. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom rund sechs Prozent Umsatz verloren. Zugleich werde das Unternehmen im Kerngeschäft um jede Kundenbeziehung kämpfen, betonte Obermann. Auch die Marktführerschaft im Mobilfunk, die die Vodafone den Bonnern abgenommen hatte, soll zurückerobert werden.
Der Telekom-Chef kritisierte die scharfe Regulierung in Deutschland und die bevorzugte Behandlung von Kabelnetzbetreibern. Inzwischen werde auch im Mobilfunk durch die Eingriffe zur Absenkung der sogenannten Terminierungsentgelte zugelangt. Hierdurch würden Anreize zum Investieren genommen. Obermann: „Wir brauchen weniger statt mehr Regulierung“. Entscheidend seien der Vorrang von Marktlösungen und stabile Netzentgelte zur Finanzierung der neuen Netze, betonte er.
In den USA sucht die Telekom weiterhin nach einer Lösung für die angeschlagene Tochterfirma T-Mobile. „Ein vollständiger Verkauf wie an AT&T ist aber eher unwahrscheinlich, wir müssen andere Wege gehen“, unterstrich Obermann. Alle Optionen seien offen.
Im vergangenen Jahr war der geplante Verkauf von T-Mobile USA an den Konkurrent AT&T am Widerstand der Aufsichtsbehörden gescheitert. Die Konzerntochter ist mit gut 33 Millionen Kunden nur die Nummer vier des Landes und war in den vergangenen Jahren erheblich unter Druck geraten. Kunden kehrten dem Unternehmen auch wegen des Umsatzrenners iPhone, das die Telekom in den USA nicht vermarkten darf, den Rücken.