Exporte brechen im Oktober ein
Wiesbaden (dpa) - Die weltweite Konjunkturschwäche hat unerwartet deutliche Bremsspuren bei der deutschen Exportwirtschaft hinterlassen.
Im Oktober fielen die Ausfuhren im Monatsvergleich kalender- und saisonbereinigt überraschend stark um 3,6 Prozent auf 89,2 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 1,3 Prozent gerechnet. Die Einfuhren gingen den Angaben zufolge um 1,0 Prozent auf 75,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vormonat zurück.
Trotz des schwachen Oktobers steuert der deutsche Außenhandel auf ein Rekordjahr zu. In der Nacht zu Nikolaus hatten die Exporte erstmals in einem Jahr den Wert von einer Billion Euro überschritten. Damit werde 2011 ein Rekordjahr, teilte der Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) mit. Der Verband erwartet, dass die Exporte im Gesamtjahr um 12 Prozent auf insgesamt 1075 Milliarden Euro steigen. Die Importe legen demnach um 14 Prozent auf 919 Milliarden Euro zu.
Im Jahresvergleich stiegen die Ausfuhren im Oktober nach Berechnungen der Statistiker um 3,8 Prozent. Die Einfuhren legten um 8,6 Prozent zu. Wichtigste Handelspartner bleiben die EU-Länder, die deutsche Waren im Wert von 52,4 Milliarden Euro kauften. Das Gros davon fiel auf die Länder der Eurozone mit 34,8 Milliarden Euro.
Experte Lothar Heßler vom Bankhauses HSBC Trinkaus wertete den Rückschlag bei den Exporten „als Ausrutscher“. Allerdings hätten die Daten Hinweise geliefert, dass im vierten Quartal mit einem Abschwung in der deutschen Exportwirtschaft zu rechnen sei.
BGA-Präsident Anton F. Börner beurteilte die Zahlen des Statistikamtes hingegen insgesamt positiv: „Deutschland erweist sich in der Eurokrise als Zugpferd für die europäische Wirtschaft. Während unsere Einfuhren aus den europäischen Nachbarländern überproportional stark anstiegen, legten jedoch die Ausfuhren eine Atempause ein.“ Allerdings erlaubten die jüngsten Zahlen ausländischer Auftragseingänge, verhalten optimistisch in die Zukunft zu schauen.
Zuversichtlich stimmten Börner auch die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels. Sie seien ein wichtiger Schritt zur Eindämmung der Vertrauens- und Staatsschuldenkrise: „Jetzt kommt es darauf an, die künftige Fiskalunion so attraktiv zu gestalten, dass von ihr eine Sogwirkung auf die Skeptiker ausgeht.“