Inflation in China geht zurück
Peking (dpa) - Die hohe Inflation in China schwächt sich schneller als erwartet ab. Mit dem Rückgang des Preisanstiegs auf den niedrigsten Stand seit 13 Monaten gewinnt die Zentralbank in Peking Spielraum für eine Lockerung der Geldpolitik, um einer Abschwächung der Konjunktur zu begegnen.
Als Zeichen für das langsamere Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft stieg die Industrieproduktion im November im Vergleich zum Vorjahr mit 12,4 Prozent geringer als erwartet, wie das nationale Statistikamt am Freitag in Peking berichtete.
Die Verbraucherpreise stiegen im November nur noch um 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Vormonat hatte die Inflation noch bei 5,5 Prozent gelegen. „Die Zahlen für November deuten an, dass sich die Inflation schneller abschwächt als ich gedacht habe“, sagte die Expertin Zhang Monan vom Staatlichen Informationszentrum der Nachrichtenagentur Xinhua. Der Rückgang sei Ergebnis der knapperen Geldpolitik, der geringeren ausländischen und inländischen Nachfrage und niedrigerer Rohstoffpreise.
Die Nahrungsmittelpreise legten im November weiter stark um 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Im Oktober hatte der Anstieg aber noch 11,9 Prozent betragen. Als weiteres Zeichen, dass der Inflationsdruck auch in den nächsten Wochen nachlassen wird, stiegen die Erzeugerpreise im November nur noch um 2,7 Prozent. Es ist der niedrigste Stand seit zwei Jahren. Ursache ist der Rückgang der Rohstoffkosten. Im Oktober lag der Index noch bei fünf Prozent. Experten hielten einen Rückgang auf Null im Dezember für möglich.
Die Industrieproduktion, die in den ersten elf Monaten um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen war, wuchs im November nur noch um 12,4 Prozent. Die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft hatte sich bereits durch den Einkaufsmanager-Index (PMI) angedeutet, der im November mit 49,7 unter die neutrale Marke von 50 Punkten gefallen war. Hier entscheidet sich Expansion oder Schrumpfung eines Sektors. Der Anstieg der Einzelhandelsumsätze lag im November aber weitgehend unverändert bei 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
Um die Wirtschaftspolitik für das kommende Jahr festzulegen, kommt die chinesische Regierung vom 12. bis 14. Dezember zu ihrer jährlichen zentralen Arbeitskonferenz zusammen. Vergangene Woche hatte die Zentralbank die Anforderungen für die Mindestreserven der Banken etwas gelockert, was Experten als erstes Zeichen werteten, dass nicht mehr so stark auf die Geldbremse getreten wird. Durch die Unsicherheiten und die rückläufige Nachfrage auf seinen ausländischen Absatzmärkten muss sich Chinas Exportwirtschaft auf „ernste Herausforderungen“ einstellen, hatte das Handelsministerium diese Woche gewarnt.