Exporte überraschen mit Zwischenspurt im August

Wiesbaden (dpa) - Die deutsche Exportwirtschaft hat im August einen Zwischenspurt eingelegt. Als die Börsen weltweit auf Talfahrt gingen, waren Produkte „Made in Germany“ gefragt. Lange wird sich Deutschland aber nicht mehr von der Flaute der Weltwirtschaft abkoppeln können.

Im Monatsvergleich legten die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 3,5 Prozent auf einen Wert von 73,5 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem deutlich geringeren Zuwachs um 1,1 Prozent gerechnet. „Die deutsche Exportwirtschaft hat auch im August ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt“, kommentierte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) das Ergebnis.

Experten werten die August-Erfolge der Exportindustrie allerdings nur als Zwischenhoch, nachdem die Ausfuhren zuletzt im Juli um 1,2 Prozent und im Juni um 0,5 Prozent nachgegeben hatten. So rechnet der Außenhandelsverband BGA mit einer Abschwächung: „Die Wachstumszahlen werden sich zum Jahresende hin nicht auf diesem Niveau halten lassen, zumal der krisenbedingte Nachholeffekt aufgebraucht ist.“ Der Außenhandel habe sein Vorkrisenniveau längst wieder überschritten.

Darüber hinaus leide die Branche unter den aktuellen Unsicherheiten, die auch die Entwicklung den Euro-Dollar-Kurses beeinflussen, sagte BGA-Präsident Anton Börner: „Für eine Stabilisierung ist es ausschlaggebend, dass die Politik keine Zweifel daran lässt, für die Stabilisierung der Gemeinschaftswährung bis zum Äußersten zu gehen.“

Während die Exporte in dem von Kurseinbrüchen an den Börsen geprägten Sommermonat zulegten, blieben die Einfuhren im Monatsvergleich unverändert. Damit steigt die Hoffnung, dass der Außenhandel im dritten Quartal das deutsche Wirtschaftswachstum anschieben kann.

„Angetrieben wird die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland derzeit von einem starken Exportwachstum, das in diesem Jahr bei 8,0 Prozent liegen wird, laut Prognose im kommenden Jahr aber auf 4,7 Prozent zurückgehen wird“, sagte das Beratungsunternehmen Ernst & Young voraus.

Im Vorquartal waren die Importe stärker gestiegen als die Exporte, so dass sich der Außenbeitrag insgesamt negativ auf das Bruttoinlandsprodukt auswirkte.

Nach Angaben der Statistiker stiegen die Ausfuhren im August im Jahresvergleich um 14,6 Prozent. Die Einfuhren kletterten mit 12,6 Prozent ähnlich stark. Der Handelsbilanzüberschuss erhöhte sich von Juli auf August um 1,3 Milliarden auf 11,8 Milliarden Euro.

Aus Sicht der Commerzbank lassen die Außenhandelszahlen bisher nichts von einem Einbruch erkennen. „Die deutschen Ausfuhren wachsen derzeit deutlich stärker als der Welthandel. Dies unterstreicht, dass die deutsche Wirtschaft sehr wettbewerbsfähig ist“, urteilte Expertin Ulrike Rondorf.

Die Länder der Europäischen Union bleiben der mit Abstand wichtigste Markt der deutschen Exporteure, wenn der Vorsprung gegenüber Drittländern auch kleiner wird. In die EU-Länder wurden im August Waren im Wert von 48,7 Milliarden Euro versandt (plus 12,7 Prozent im Vorjahresvergleich), Waren im Wert von 44,8 Milliarden Euro (plus 12,4 Prozent) von dort bezogen.

Die Exporte in Drittländer stiegen binnen Jahresfrist um 17,1 Prozent auf 36,6 Milliarden Euro, während die Einfuhren um 12,8 Prozent auf 28,7 Milliarden Euro wuchsen.