EZB sieht keine Inflationsgefahr
Frankfurt/Main (dpa) - Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht derzeit keine Inflationsgefahr im Euroraum. Zwar dürfte die Teuerung in den kommenden Monaten nochmals ansteigen und vor allem wegen der Entwicklung der Rohstoffpreise vorrübergehend knapp über dem Wert von 2,0 Prozent liegen.
Das berichtete die Notenbank in ihrem am Donnerstag in Frankfurt vorgelegten Monatsbericht. Gegen Ende des Jahres dürfte sich der Preisanstieg aber wieder abschwächen. Vorerst bleiben die Währungshüter bei ihrer Prognose, wonach die Verbraucherpreise mittelfristig stabil bleiben.
Der Leitzins, der seit Mai 2009 auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent verharrt, sei „immer noch angemessen“. Angesichts möglicher Risiken wie der weiteren Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise sowie der anstehenden Steuererhöhungen in vielen Ländern werde die EZB die Preisentwicklung aber genau beobachten.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte bereits Mitte Januar deutlich gemacht, dass die EZB jederzeit bereit sei, eine ausufernde Teuerung mit Zinserhöhungen zu verhindern. Einige Volkswirte glauben allerdings nicht an ein baldiges Drehen an der Zinsschraube, da mehrere hoch verschuldete Länder noch immer mit der Rezession kämpfen. „Die EZB wird bei ihren geldpolitischen Entscheidungen weiterhin Rücksicht auf die Krisenländer nehmen müssen“, ist Commerzbank-Experte Christoph Weil überzeugt.
Im Dezember war die Inflationsrate in der Eurozone von 1,9 Prozent auf 2,2 Prozent gestiegen. Trichet hatte zugegeben, von diesem hohen Anstieg überrascht worden zu sein.
Die EZB strebt eine jährliche Teuerung von knapp unter 2,0 an. Seit der Euro-Einführung lag die Inflation im Euroraum nach EZB- Angaben im Schnitt bei 1,97 Prozent. In Deutschland habe sie in den letzten zwölf Jahren bei nur 1,5 Prozent gelegen, sagte Trichet und betonte: „Damit war sie dort deutlich niedriger als in den 1990er Jahren mit 2,2 Prozent, niedriger als in den 1980er Jahren mit 2,8 Prozent und viel niedriger als in den 1970er Jahren.“
Am Mittwoch hatte auch die Bundesregierung betont, dass sie aktuell kaum Inflationsgefahren sieht: Die Teuerung werde im Schnitt bei moderaten 1,8 Prozent liegen. Mit einem Anstieg auf 4 bis 6 Prozent in den kommenden Jahren rechnet dagegen der Branchenverband BGA.