EZB sieht weiter Preisdruck
Frankfurt/Main (dpa) - Der Preisdruck im Euroraum bleibt aus Sicht der Europäischen Zentralbank (EZB) auch nach der jüngsten Leitzinserhöhung bestehen. „Die Risiken (...) für die Preisentwicklung sind weiterhin nach oben gerichtet“, schreiben Europas Währungshüter in ihrem Monatsbericht.
Insbesondere die Energiepreise könnten wegen der politischen Spannungen in Nordafrika und im Nahen Osten stärker anziehen als erwartet. Das würde die Inflation im Euroraum weiter anheizen und gleichzeitig die Konjunktur bremsen. Im Durchschnitt führe ein um 10 Prozent höherer Ölpreis zu einem Anstieg der Verbraucherpreise im Eurogebiet um rund 0,2 Prozent im ersten Jahr und 0,45 Prozent nach drei Jahren.
Die Jahresteuerung im Euroraum war im März auf 2,6 Prozent gestiegen. Die EZB hob den Leitzins daraufhin um 0,25 Punkte auf 1,25 Prozent an und signalisierte weitere Zinsschritte: Die EZB sieht ihr oberstes Ziel der Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von knapp unter zwei Prozent gewährleistet.
Ulrich Stephan, oberster Anlagestratege für Privat- und Geschäftskunden der Deutschen Bank, glaubt nicht an ausufernde Inflationsraten im Euroraum. Ende 2011 rechnet er mit einer Jahresteuerung von 2,3 Prozent, 2012 mit 1,9 Prozent: „Treiber der Inflation sind neben dem Ölpreis vor allem auch die Nahrungsmittelpreise. Diese sind aktuell deutlich angezogen.“
Die EZB sieht weitere Gefahren an der Preisfront: „Allgemein könnte das kräftige Wirtschaftswachstum in den aufstrebenden Volkswirtschaften (...) zu einem weiteren Anstieg der Rohstoffpreise führen. Ferner könnten indirekte Steuern (...) aufgrund der in den kommenden Jahren erforderlichen Haushaltskonsolidierung stärker erhöht werden als derzeit angenommen.“
Volkswirte rechnen längst damit, dass die EZB den Ausstieg aus ihrer extrem expansiven Geldpolitik fortsetzen und den Leitzins in weiteren Trippelschritten auf 2,0 Prozent anheben wird. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet schloss das zuletzt nicht aus: „Wir werden weiter die nötigen Entscheidungen treffen, um die Preisstabilität mittelfristig zu garantieren.“
Am Mittwoch hatte auch das als möglicher Trichet-Nachfolger gehandelte EZB-Ratsmitglied Mario Draghi erklärt, die Notenbank suche nach einem Ausweg aus der lockeren Geldpolitik. Vor dem Hintergrund der anziehenden Weltwirtschaft sei es notwendig, konjunkturstützende Maßnahmen der Regierungen und Notenbanken zu beenden.