EZB verkündet das Ende der Zinsen
Sparer ärgern sich schon länger über mickrige Zinsen. Der Frust dürfte nun aber noch zunehmen.
Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat in einem historischen Schritt die Zinsen im Euroraum quasi abgeschafft. Der Leitzins, zu dem sich Banken bei ihr Geld leihen, liegt nur noch bei 0,15 Prozent. Zudem verlangen die Währungshüter Strafzinsen von Kreditinstituten, die Geld bei der Notenbank parken. Das sind schlechte Nachrichten für Sparer — doch Verbraucher können auch profitieren.
Niedrige Spar-Zinsen werden meist relativ schnell an Kunden weitergereicht. Da Sparer ohnehin schon lange unter Mini-Zinsen auf Sparbuch oder Tagesgeldkonto leiden, hagelt es aus Deutschland Kritik: „Niedrigzinsen enteignen Sparer und reißen Lücken in die Altersvorsorge künftiger Rentner“, wettern Sparkassen, Volksbanken und Versicherer.
Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, kritisierte die EZB für die Zinssenkung: „Sie plündert die Ersparnisse aus, sie bedroht die Lebensversicherung.“ Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding sagt dagegen: Aufgabe der Notenbank sei es, für stabile Preise zu sorgen. „Zu behaupten, die EZB enteigne die europäischen Sparer, verkennt das Mandat der EZB. Ihre Aufgabe ist es nicht, Sparern selbst in einer Finanzkrise einen gewünschten Ertrag auf risikoarme Anlagen zu sichern.“
Wie Unternehmen profitieren sie von günstigen Kreditzinsen — wenn die Banken die Senkung weiterreichen. Prinzipiell ist billiges Geld gut für Schuldner: Verbraucher können eine Waschmaschine oder ein Haus günstiger finanzieren, Gleiches gilt für Investitionen von Unternehmen und Staatsschulden.
Normalerweise bekommen Banken, die Geld bei der Zentralbank parken, einen Zins gutgeschrieben. In der Krise senkten die Währungshüter diesen Einlagenzins auf Null. Jetzt haben sie ihn unter Null gedrückt, damit brummt die EZB den Banken einen Strafzins auf, wenn diese Geld bei ihr horten. Ziel ist eine Schwächung des Euro, um einen Anstieg der Inflationsrate zu erreichen. Banken sollen überschüssige Liquidität nicht bei der EZB parken, sondern Geld in Form von Krediten weiterreichen.
Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon schob derartigen Befürchtungen einen Riegel vor. „Wir werden das sicher nicht an unsere Kunden weitergeben. Wir können den Sparern nicht sagen: Jetzt musst Du für Dein Vermögen auch noch Strafe zahlen“, sagte er. Volksbanken-Präsident Uwe Fröhlich betonte, dass zwar nicht mit negativen Zinsen im Kundengeschäft zu rechnen sei: „Zu befürchten ist jedoch — insbesondere im Zusammenspiel mit einer weiteren Zinssenkung der EZB — , dass der Sparzins künftig noch schmaler ausfallen wird, als er ohnehin schon ist.“