„FAZ“: Niederländer soll neuer Chef der Eurogruppe werden

Brüssel/Berlin (dpa) - Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem soll nach einem Zeitungsbericht neuer Chef der Eurogruppe werden. Eine entsprechende informelle Absprache hätten die Staats- und Regierungschefs des Euroraums am Rande des EU-Gipfels vergangene Woche in Brüssel getroffen, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Endgültig entscheiden wollten die 17 Euro-Finanzminister dann im Januar.

Die Bundesregierung hält sich zur Nachfolge von Jean-Claude Juncker weiter bedeckt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin, das Thema werde zum gegebenen Zeitpunkt unter den Finanzministern entschieden. Weiter wolle man sich jetzt an den Personaldiskussionen nicht beteiligen: „Es wird dann entschieden, wenn es nötig ist, entschieden zu werden.“

Auch in Brüssel hieß es, es sei noch keine Entscheidung gefallen. Es gebe aber wenig Alternativen zu Dijsselbloem. Der Anwärter muss nach dpa-Informationen amtierender Finanzminister sein, aus einem stabilitätsorientierten Land kommen und den Club der Euro-Kassenhüter nicht spalten, sondern zusammenhalten.

Der seit Anfang November amtierende niederländische Ressortchef wollte sich am Montag in Berlin mit Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) treffen. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.

Juncker, Luxemburgs Premierminister, hatte angekündigt, die Führung der Eurogruppe Ende Januar aufgeben zu wollen. Die Bundesregierung hatte darauf gedrungen, dass sein Nachfolger aus dem Kreis der 17 Euro-Minister kommt und das Amt nicht hauptamtlich übernimmt. Diese Position habe sich durchgesetzt, hieß es laut „FAZ“ in Brüssel. Unter den amtierenden Ministern sei die Auswahl offenbar gering gewesen.

Der Sozialdemokrat Dijsselbloem hatte am Freitag in Den Haag erklärt, er werde die Frage nach seiner Bereitschaft zur Übernahme des Amts beantworten, wenn sie ihm von der Eurogruppe gestellt werde. Zudem werde er niederländischer Finanzminister bleiben.

Das Nachfolgeverfahren muss noch eröffnet werden. Dabei sollen die 17 Länder der Eurozone gebeten werden, Kandidaten zu benennen. Mit einem raschen Beschluss wird in Brüssel nicht gerechnet - das könnte sich bis Ende Januar hinziehen. Der Eurogruppenvorsitz werde nicht in einen Vollzeitjob umgewandelt, hieß es weiter.

Juncker hatte den Posten 2005 übernommen und blieb die ganze Zeit luxemburgischer Premier. Noch im vergangenen Sommer galt Schäuble als Nachfolge-Favorit. Sein hartes Auftreten gegenüber Schuldenländern mache jedoch seine Wahl unwahrscheinlich, hieß es in Brüssel.

Nur noch vier Länder der Eurozone haben bei der Kreditwürdigkeit die Bestnote „AAA“ der internationalen Ratingagenturen: Deutschland, Finnland, Luxemburg und die Niederlande. Auch die finnische Kassenhüterin Jutta Urpilainen gilt in Brüssel als Hardlinerin. Sie komme deshalb für den Prestigeposten nicht in Frage, hieß es.