Wirtschaft in Großbritannien Finanzexperte: May muss die Steuerschrauben lockern

London (dpa) - Nach der Wahlschlappe von Premierministerin Theresa May in Großbritannien sieht ein Londoner Finanzexperte Chancen für einen Wechsel in der Steuerpolitik und damit für mehr Wirtschaftswachstum.

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„Wenn die Konservativen die fiskalischen Schrauben etwas lockern, würde dies der Wirtschaft sehr gut tun“, sagte James Athey vom Vermögensverwalter Aberdeen Asset Management der Deutschen Presse-Agentur. Denn dies würde helfen, den erwarteten Gegenwind deutlich zu reduzieren.

Die von May geführten Konservativen müssten politisch weiter nach links rücken. Athey verwies auf den Wahlkampf von Mays Herausforderer Jeremy Corbyn von der Labour-Partei, der mit Plänen einer expansiven Fiskalpolitik besonders bei jungen Leuten gepunktet habe.

„Die politische Unsicherheit wird überhaupt keinen Einfluss auf die Verbraucher haben, und der Effekt auf die Wirtschaft wird sehr gering sein“, sagte Athey. Er betonte aber zugleich, May müsse rasch eine handlungsfähige Regierung auf die Beine stellen. Denn es blieben Risiken. Das Pfund bleibe von leichteren Schwankungen betroffen, „bis klar wird, wie die politische Agenda künftig aussieht.“ Der Kurs der britischen Währung war nach den ersten Prognosen zum US-Dollar stark gefallen, stabilisierte sich aber später. Falls das Pfund aber doch stärker einbreche, würden auch die Preise wieder steigen und die Verbraucher belasten.

Die starke Weltwirtschaftslage mit guten Konjunkturdaten in den USA und in der Eurozone nutze der britischen Wirtschaft jedoch, sagte Athey. „Es gibt ein großes unterstützendes Umfeld, das der britischen Wirtschaft helfen wird, ihren Kurs fortzusetzen.“ Wichtig sei aber auch, dass die Verhandlungen mit der EU über den Brexit rasch aufgenommen und nicht verschoben würden.

Kritisch sieht der Experte die Rolle von May: „Sie ist eindeutig geschwächt. Sie muss die Botschaft des Wählers genau analysieren und ihre Politik daran ausrichten.“ Die Konservativen würden May aber derzeit nicht fallenlassen, meinte Athey. „Bei einem neuen Machtkampf um die Parteispitze und einer möglichen erneuten Wahl besteht die Gefahr, dass die Tories als unwählbar, unorganisiert und zerstritten angesehen werden.“ Am besten sei es daher jetzt für die Partei, sich um May zu scharen.

Mays konservative Partei hatte bei den vorgezogenen Neuwahlen angepeilt, ihre absolute Mehrheit im britischen Parlament auszubauen und mit einem robusten Mandat in die harten Brexit-Verhandlungen zu gehen. Stattdessen hatte die Partei aber ihre Mehrheit verloren und strebt nun eine Koalitionsregierung mit der nordirischen DUP an. Das Wahlergebnis gilt als Schlappe für May, die erst nach dem Brexit-Votum im Juni 2016 das Amt übernommen hatte.