Nach Brexit Fischer fordern uneingeschränkten Zugang zu Gewässern
Hamburg (dpa) - Der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens bereitet den deutschen Fischern Sorgen. Für die Hochseefischerei könne der Brexit im schlimmsten Szenario bedeuten, dass keine Nordseeheringe mehr gefangen werden dürften.
Das sagte der Vorsitzende des Deutschen Hochseefischerei-Verbandes, Uwe Richter, der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin. 100 Prozent der deutschen Heringsquote für die Nordsee würden in der britischen Wirtschaftszone gefangen. Außerdem komme ein nicht unerheblicher Teil der Makrelen, mindestes 50 Prozent, aus der 200-Seemeilen-Zone Großbritanniens. Ausweichmöglichkeiten seien rar.
Der Hochseefischerei-Verband hofft, dass in den Brexit-Verhandlungen erreicht wird, dass die Fischer der EU-Mitgliedsstaaten wie bisher in der britischen Wirtschaftszone fangen dürfen. Auch die britische Fischindustrie brauche Europa künftig als Absatzmarkt, sagte Richter. „Der Zugang der Briten zum europäischen Binnenmarkt muss an den Zugang der europäischen Fischer zur britischen 200-Seemeilen-Zone gekoppelt werden“, forderte er. „Fischereifragen dürfen nicht von den Handelsverhandlungen getrennt werden. Die künftige Handelsausrichtung stellt ein wichtiges Verhandlungsargument für die Branche dar.“
Richter sagte: „Unser Ziel für die Zukunft muss es auch sein, ein Agreement zur künftigen gemeinschaftlichen, nachhaltigen Bewirtschaftung der Fischbestände zu erzielen.“ Derzeit würden im Rahmen der gemeinsamen Fischereipolitik der EU mehr als 100 Fischbestände gemeinsam bewirtschaftet, sagte Richter. Noch seien die Verhandlungen aber nicht an dem Punkt angelangt, räumte er ein.
In der deutschen Hochseefischerei mit drei Mitgliedsunternehmen in Bremerhaven, Cuxhaven und Sassnitz sind nach Angaben Richters rund 450 Menschen beschäftigt, wovon 340 zum „fahrenden Personal“ zählen. Sie sind auf insgesamt acht Fangschiffen weltweit unterwegs. Zudem gebe es zahlreiche Arbeitsplätze an Land, vor allem in der Heringsverarbeitung und Logistik.