Forscher: Arbeitslosigkeit sinkt stärker als erwartet

Nürnberg/Berlin (dpa) - Trotz Japan-Krise und rasant steigender Ölpreise rechnen Arbeitsmarktforscher in diesem Jahr mit einem stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit als zunächst erwartet.

Im Schnitt werden 2011 rund 2,93 Millionen Männer und Frauen ohne Arbeit sein, wie aus einer am Dienstag veröffentlichten Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Dies wären rund 320 000 weniger Erwerbslose als 2010. Bisher hatten die Nürnberger Arbeitsmarktforscher mit 2,96 Millionen Arbeitslosen gerechnet.

„Die kräftige Erholung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes im Jahr 2010 setzt sich 2011 fort“, prognostizierten die Autoren. Die Dynamik werde zwar im Lauf des Jahres etwas nachlassen. Dennoch werde die Zahl der Erwerbstätigen mit 40,84 Millionen - 360 000 mehr als im Jahr 2010 - so hoch sein wie nie zuvor im geeinten Deutschland. Das IAB unterstellt bei seiner Prognose ein Wirtschaftswachstum von drei Prozent.

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sprach von einer ermutigenden Prognose. „Die Krise ist überwunden. Und Deutschland startet stark durch. Ausruhen geht jetzt überhaupt nicht. Die Herausforderung liegt jetzt immer stärker darin, die stetig wachsende Zahl offener Stellen passgenau zu besetzen“, sagte sie am Dienstag in Berlin.

„Außergewöhnlich hohe wirtschaftliche Risiken“ könnten nach IAB-Einschätzung allerdings den Jobaufschwung gefährden. So könnte eine gedrosselte Ölförderung in den arabischen Staaten die Ölpreise in die Höhe treiben. Weitere Risikofaktoren seien die schwierige Haushaltslage einiger EU-Staaten und die Katastrophe in Japan. Sollte die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr deshalb nur um 1,75 Prozent wachsen, würde die Arbeitsloslosigkeit nur noch auf knapp 3 Millionen sinken.

Trotz des erwarteten Rückgangs der Arbeitslosenzahlen rechnen die Arbeitsmarktforscher zunächst nicht mit einem flächendeckenden Fachkräftemangel, wohl aber in einigen Berufen. „Folglich besteht kein Anlass zur Beunruhigung, wohl aber zur Vorbereitung von Strategien, wie man dem mittelfristig sinkenden Arbeitskräfteangebot begegnen will“, heißt es in der IAB-Studie. Dies könnten Lohnanreize ebenso sein wie Weiterbildungsangebote für Beschäftigte.

In wachsendem Umfang profitiert der Arbeitsmarkt auch von der Überalterung der deutschen Gesellschaft - immer weniger in Ruhestand gehende Beschäftigte können von jungen Menschen ersetzt werden. Allein in diesem Jahr verringere sich dadurch die Zahl der Arbeitskräfte um rund 200 000. Ein Teil der freiwerdenden Stellen wird nach der IAB-Prognose von Frauen besetzt. Auch Jobsucher aus den mittel- und osteuropäischen Staaten, die von Mai an in Deutschland arbeiten dürften, würden einen Teil der Lücke füllen.