Frankfurter Flughafen: 300 Flugausfälle durch Streik
Frankfurt/Main (dpa) - Am Frankfurter Flughafen haben die 200 Streikenden auf dem Vorfeld für die kommende Woche eine noch härtere Gangart angekündigt.
Wenn der Betreiber Fraport nicht einlenke, werde „definitiv“ weitergestreikt, sagte der Tarifvorstand der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF), Markus Siebers, der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. „Wir werden nicht zurückstecken.“
Am zweiten Streiktag fielen am größten deutschen Flughafen 301 Flüge aus, wie ein Sprecher der Betreibergesellschaft Fraport nach Ende des Ausstands mitteilte. Das war knapp jeder dritte der insgesamt 1082 geplanten Starts und Landungen in der 14-stündigen Streikzeit von 8.00 bis 22.00 Uhr. Am stärksten betroffen war die Lufthansa, sie strich bis zum Nachmittag 250 Flüge von und nach Frankfurt.
Die zwei Streiktage haben den Flughafen-Betreiber Fraport bisher bis zu vier Millionen Euro gekostet. „Die Verluste der Airlines sind darin nicht eingerechnet“, sagte ein Fraport-Sprecher. Nach Angaben der Lufthansa ist der ihr entstandene Verlust noch nicht ermittelt.
Die GdF zeigte sich mit dem zweiten Streiktag „sehr zufrieden“: „Unsere Leute haben standgehalten - und sie werden weiter standhalten“, sagte Siebers nach Beendigung des Ausstands der dpa. Auch die Gegenseite zeigte sich „zufrieden“: Immerhin sei es gelungen, 70 Prozent der Flüge abzufertigen, sagte Fraport-Sprecher Mike Schweitzer. „Niemand muss im Terminal übernachten.“
Die rund 200 Vorfeldlotsen, Flugzeugeinweiser und Disponenten hatten bereits am Donnerstag für sieben Stunden gestreikt. Siebers kündigte an, die Gewerkschaft werde im Falle eines erneuten Ausstands 24 Stunden vor Beginn warnen und möglicherweise die Streikdauer ausdehnen. Am Wochenende werde es aber keinen Ausstand geben. Dann könnten alle Beteiligten nachdenken. Von Donnerstag auf Freitag hatte die GdF die Streikdauer bereits von 7 auf 14 Stunden verdoppelt.
Die Fraport blieb dennoch bei ihrer Position und forderte die GdF auf, kompromissbereit an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Ohne Rücksicht auf die Passagiere sowie die Fluggesellschaften und unsere Beschäftigten beharrt die GdF auf ihren überzogenen Forderungen. Dies ist ein inakzeptables Verhalten“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens. Man sei auch auf einen längeren Arbeitskampf eingerichtet und schule weiteres Personal, um die streikenden Vorfeldleute ersetzen zu können. Dafür sei bislang ausschließlich eigenes Personal eingesetzt worden, das früher selbst einmal auf dem Vorfeld gearbeitet habe.
Betroffen von den Ausfällen waren vor allem Verbindungen in deutsche und andere europäische Städte. An den Schaltern der Fluggesellschaften bildeten sich am Morgen lange Schlangen, ein Chaos blieb aber aus. Viele Reisende hatten sich bereits über das Internet informiert und ihre Flüge umgebucht. Bei den innerdeutschen Verbindungen galten Tickets von Lufthansa und Air Berlin auch als Bahnfahrkarten, Flüge nach Übersee wurden bevorzugt abgefertigt. Am Vormittag beruhigte sich die Lage schon wieder.
In den Zügen der Bahn wurde es eng, weil gestrandete Fluggäste auf die Schiene umstiegen. Nach Angaben eines Bahnsprechers mussten aber keine Züge gestoppt oder gar geräumt werden. Am Donnerstag war es in sieben Stunden Streik laut Fraport zu 172 Flugausfällen gekommen, während die Gewerkschaft die Zahl deutlich höher bei mindestens 250 ansetzte. In der Zeit waren ursprünglich 526 Flüge geplant gewesen. Übernachten auf dem Flughafen musste laut Fraport niemand.
Das mehrheitlich öffentlich kontrollierte MDax-Unternehmen will die Forderung nach einem eigenen Tarifwerk mit hohen Gehaltssteigerungen für die rund 200 Vorfeldbeschäftigten nicht akzeptieren. Es hat auch einen Schlichterspruch Ole von Beusts abgelehnt, der ebenfalls deutliche Verbesserungen für die Beschäftigten vorgeschlagen hatte. Laut Fraport laufen die GdF-Forderungen auf Steigerungen zwischen 64 und 73 Prozent mehr Geld hinaus.
Nach einem Bericht des „Handelsblatts“ (Samstag) fordert die Gewerkschaft als Grundlage für weitere Verhandlungen die Verkürzung der Laufzeit des Tarifvertrages auf zwei Jahre. Außerdem verlangt die GdF in dem Schreiben, das Handelsblatt Online vorliegt, „die Umsetzung der Entgelttabellen zu 100 Prozent ab Beginn der Laufzeit“ sowie einen früheren Beginn der Nachtarbeit um 20 Uhr.
In Berlin erneuerte Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt seine Forderung nach einer gesetzlichen Regelung zur Tarifeinheit. „Eine kleine Spartengewerkschaft nutzt mit wenigen Streikenden ein Erpressungspotenzial, um völlig unverhältnismäßige Forderungen durchzusetzen“, erklärte Hundt, der bereits im vergangenen Jahr mit einer entsprechenden Initiative gescheitert war.