Fraport zieht Bilanz Frankfurter Flughafen ächzt unter Nachfragedruck
Frankfurt/Main (dpa) - Der Frankfurter Flughafen arbeitet immer häufiger an seiner Kapazitätsgrenze. Nach einem überraschend starken Passagieranstieg im vergangenen Jahr um 6,1 Prozent erwartet der Betreiber Fraport auch 2018 einen ähnlichen Wert auf dann bis zu 68,5 Millionen Fluggästen.
An etwa 140 Tagen werde der Flughafen mehr als 200.000 Gäste abfertigen, berichtete Fraport-Chef Stefan Schulte bei der Bilanzvorlage. Vor 2014 ist das so gut wie nie vorgekommen.
Auch nach harter Kritik des Hauptkunden Lufthansa sucht das Management nach Möglichkeiten, die Abläufe in den beiden bestehenden Terminals zu verbessern. Der dritte Passagierbau wird erst ab dem Jahr 2023 zur Verfügung stehen, ein kleiner Teilbereich für Billigflieger kommt den Fraport-Plänen zufolge voraussichtlich im Jahr 2020.
Fraport wartet nach Schultes Worten dringend auf neue, von der Bundesregierung zugesagte Bundespolizisten, um die Passkontrollen zu beschleunigen. Die Leute müssten aber zunächst noch ausgebildet werden. Bei den von privaten Dienstleistern unter Aufsicht der Bundespolizei organisierten Personenkontrollen sei der Durchsatz an deutschen Kontrolllinien nur halb so groß wie etwa in Amsterdam, London oder Zürich, monierte der Flughafenchef.
Neben technischen Neuerungen müsse auch die Möglichkeit geschaffen werden, innerhalb der Kontrolllinie besonders langsame Passagiere zu überholen, schlug Schulte vor. Er sei sehr froh, dass die neue Bundesregierung die zu komplexe Aufgabenverteilung in diesem Bereich überprüfen wolle. Die Flughäfen wollen den Einsatz der Dienstleister selbst steuern und mit Anreizen verbessern.
Am leer gefegten Job-Markt im Rhein-Main-Gebiet tut sich Fraport immer schwerer, für den erwarteten Ansturm ausreichend Arbeitskräfte zu finden. Um die derzeit rund 2000 freien Stellen zu besetzen, wirbt das Unternehmen unter anderem in Griechenland und Kroatien um Arbeitskräfte, wie Personalvorstand Michael Müller berichtete. Man wolle die Leute in der Nähe des Flughafen unterbringen und dafür auch neue Boardinghouses errichten.
Im abgelaufenen Jahr steigerte der Fraport-Konzern seine Erlöse um 13,5 Prozent auf gut 2,9 Milliarden Euro. Der operative Gewinn (Ebitda) ging um knapp fünf Prozent auf 1,0 Milliarden zurück, nachdem das Unternehmen ein Jahr zuvor von Sondererlösen wie der Entschädigung für ein gescheitertes Terminal-Projekt in Manila profitiert hatte.
Unter dem Strich sank der Gewinn um zwölf Prozent auf 330 Millionen Euro. Zwar sollen sich die Fraport-Aktionäre - allen voran das Land Hessen und die Stadt Frankfurt - mit einer stagnierenden Dividende von 1,50 Euro begnügen; für 2018 stellte der Vorstand aber eine Anhebung in Aussicht.
Im laufenden Jahr soll neben dem Umsatz auch der Gewinn wieder auf 400 bis 430 Millionen Euro steigen - wozu die Auslandsbeteiligungen unter anderem in Griechenland ebenfalls einen steigenden Anteil liefern sollen. Beim Umsatz geht Fraport-Chef Schulte von einem Anstieg auf bis zu 3,1 Milliarden Euro aus.
Nach der Eröffnung einer neuen Landebahn 2011 war der Boom von Billigfliegern wie Ryanair lange an Fraport vorbeigegangen, die Passagierzahlen stiegen nur mäßig. Seit 2017 startet die irische Fluglinie aber auch am Main - angelockt von einem neuen Rabattsystem für die Flughafengebühren. Lufthansa und andere Airlines protestierten, nutzen die Rabatte aber inzwischen selbst intensiv, wie Schulte anmerkte.
Inzwischen hat auch Lufthansa bei dem Flughafenbetreiber millionenschwere Kostensenkungen durchgesetzt. Lufthansa-Chef Carsten Spohr machte erst am Donnerstag Druck und drohte, weitere Riesenjets vom Typ Airbus A380 von Frankfurt nach München zu verlagern. Ab Ende März lässt die Lufthansa bereits fünf A380 aus der bayerischen Hauptstadt in die USA und nach Asien starten. Schulte meinte, dass ihm keine Hinweise auf weitere Verlagerungen vorlägen. Auch das aktuelle Wachstum sei sehr stark von der Lufthansa getrieben.