Fresenius will Konkurrenten Rhön-Klinikum schlucken
Bad Homburg/Bad Neustadt (dpa) - Fresenius will den Konkurrenten Rhön-Klinikum schlucken und den mit Abstand größten privaten Krankenhauskonzern Deutschlands schmieden.
Der Gesundheitsriese plant, die Rhön-Kliniken für 3,1 Milliarden Euro zu kaufen und mit den Häusern seiner Tochter Helios zusammenzuführen. Das kündigte das Dax-Unternehmen am Donnerstag in Bad Homburg bei Frankfurt an. Helios ist bereits nach der Übernahme der Damp-Gruppe in Schleswig-Holstein der größte private Klinikbetreiber in Deutschland. Auch Rhön gehört - wie der Rivale Asklepios - zu den Größten der Branche.
Mit der Fusion von Fresenius und Rhön entstünde ein Krankenhausriese mit erheblichen Größenvorteilen und einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro. Fresenius bietet für jede Rhön-Aktie 22,50 Euro und damit rund 50 Prozent mehr als den Kurs vor dem Angebot. Nach der Ankündigung gewannen die Papiere fast die Hälfte an Wert.
Rhön kündigte an, die Offerte erhalten zu haben und diese zu prüfen. Erik Hamann, Finanzchef des MDax-Konzerns, erklärte dazu: „Aufsichtsrat und Vorstand von Rhön werden nach Vorlage der kompletten Angebotsunterlagen eine Stellungnahme zu dem Angebot abgeben.“ Rhön-Gründer Eugen Münch, der gemeinsam mit seiner Frau 12,45 Prozent an der Rhön-Klinikum AG hält, ist laut Mitteilung mit dem Geschäft einverstanden und will auch den übrigen Aktionären die Annahme empfehlen.
Der Deal kommt nur bei einem Angebot von 90 Prozent und einer Aktie zustande. Fresenius-Chef Ulf Schneider sagte: „Der geplante Erwerb der Rhön-Klinikum AG ist ein bedeutender Schritt im weiteren Ausbau unseres Krankenhausgeschäfts.“ Ein Abschluss der Transaktion wird im dritten Quartal 2012 angestrebt. Eine Börsennotierung von Helios-Rhön ist nicht vorgesehen.
Außerdem müssten auch die Kartellbehörden erst zustimmen. „Wenn diese Fusion zustande kommt, wird sich das eine Wettbewerbsbehörde ansehen müssen“, sagte ein Sprecher des Bundeskartellamtes in Bonn. Diesem lag am Donnerstag noch keine entsprechende Anmeldung vor. Möglicherweise muss die Übernahme wegen der Größe des neuen Konzerns aber auch bei der EU-Kommission angemeldet werden. Fresenius-Chef Schneider schloss nicht aus, dass einzelne Klinikstandorte veräußert werden müssen, um die kartellrechtliche Freigabe zu erhalten.
Zur Helios-Gruppe gehören derzeit 75 Kliniken in Deutschland mit mehr als 23 000 Betten. Die Fresenius-Tochter erwirtschaftete 2011 einen Umsatz von 2,7 Milliarden Euro. Bei Helios arbeiten mehr als 43 000 Mitarbeiter.
Auch Rhön ist einer der größten Klinikbetreiber in Deutschland. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2011 einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von 161 Millionen Euro. Zur Rhön-Klinikum AG gehören 53 Kliniken mit rund 16 000 Betten sowie 39 Medizinische Versorgungszentren. Im Jahr 2011 wurden knapp 2,3 Millionen Patienten behandelt.
Im gesamten Bundesgebiet gibt es Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft zufolge derzeit 2064 Krankenhäuser, 667 davon sind in privater Hand. Konkurrent Sana wollte sich am Donnerstag nicht zu den Plänen von Fresenius äußern, Asklepios war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Fresenius will den Kauf mit eigenen Mitteln und einem Kredit stemmen. Die gesamte Finanzierung sei durch Zusagen verschiedener Banken abgesichert, teilte der Dax-Konzern mit. Fresenius erwartet, dass sich die Übernahme im ersten vollen Jahr der Konzernzugehörigkeit positiv auf das Konzernergebnis auswirken werde.
Im vergangenen Jahr hatte Fresenius bereits den Zukauf der norddeutschen Damp-Gruppe und die Übernahme von 51 Prozent am Katholischen Klinikum Duisburg bekanntgegeben. Der Markt für Übernahmen kommunaler sowie kirchlicher Häuser durch private Krankenhausbetreiber habe 2011 eine deutliche Belebung gesehen, sagte Konzernchef Schneider jüngst. Dies dürfte sich auch 2012 fortsetzen.
Fresenius ist auch stark ins Jahr 2012 gestartet. Der Umsatz legte im ersten Quartal um 13 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro zu, teilte der Konzern in Bad Homburg mit. Das Konzernergebnis stieg den vorläufigen Zahlen zufolge um 18 Prozent auf 200 Millionen Euro.