Friedrich von Metzler wird 70 Jahre alt: Ein Bankier aus Leidenschaft
Friedrich von Metzler wird 70 Jahre alt. Der furchtbarste Einschnitt in seinem Leben war die Ermordung seines Sohnes.
Frankfurt. In der Bank nennen sie ihn schlicht „FM“. Öffentlich setzt er auf diskreten Charme statt auf große Bühne: Friedrich von Metzler — Bankier aus Tradition, Bürger aus Überzeugung. „Wer mich kennt, weiß, dass es für mich in überschaubarer Zukunft keinen Ruhestand geben wird“, verkündete er vor einem Jahr. Da hatte der weit über Frankfurt hinaus bekannte Mäzen das Tagesgeschäft „seiner“ Privatbank gerade in jüngere Hände gelegt. Am Dienstag feiert von Metzler seinen 70. Geburtstag.
„Die Bank ist mein Hobby“, sagte von Metzler einmal. Dass der gebürtige Dresdner mitten in Deutschlands Finanzmetropole landete, ist kein Wunder: Seit 1674 ist die Familie im Geschäft, das Bankhaus B. Metzler seel. Sohn & Co. ist die älteste Privatbank in Deutschland in ununterbrochenem Familienbesitz. Der Jubilar führt sie in elfter Generation gemeinsam mit acht Partnern.
Ausgebildet bei Banken in Großbritannien, den USA und Frankreich, trat von Metzler 1969 in das Bankhaus ein und wurde 1971 persönlich haftender Gesellschafter. Unabhängigkeit schreibt das Haus groß, das mit Dienstleistungen für Institutionen, Firmen und vermögende Privatkunden sein Geld verdient.
Noch als Kind kam Friedrich von Metzler aus Dresden an den Main. Er habe sich daher „immer als waschechter Frankfurter gefühlt“, sagte er später. Heute ist er Ehrenbürger der größten Stadt Hessens und fördert den Finanzplatz Frankfurt ebenso leidenschaftlich wie kulturelle und soziale Projekte.
In den 1980/90er Jahren ist von Metzler zum Beispiel beteiligt an der Umwandlung der Frankfurter Wertpapierbörse in die Deutsche Börse AG, später sitzt er lange im Aufsichtsrat des Konzerns. Soziale Projekte für Kinder und Jugendliche fördert er über die Albert-und-Barbara-von-Metzler-Stiftung.
Die Stiftung legte auch ein Stipendium für arbeitsuchende Akademiker aus Südeuropa auf — eine weitere Duftmarke des überzeugten Europäers von Metzler: „Wer aus der aktuellen Krise ableitet, Europa sei zu unterschiedlich für eine einheitliche Währung, und der Euro sei von Beginn an zum Scheitern verurteilt gewesen, der liegt falsch.“ Nicht die Unterschiedlichkeit der Eurostaaten sei das Problem, sondern die mangelhafte Einhaltung gemeinsamer Regeln.
Abgeschottet haben sich Friedrich von Metzler und seine Frau Sylvia auch nicht nach der Entführung und Ermordung ihres jüngsten Sohnes Jakob (11) im Herbst 2002. Viele bewundern die Würde, mit der die Bankiersfamilie das durch diverse Klagen des Kindermörders immer wieder aufgewühlte Leid erträgt. Öffentlich äußerte sich die Familie nie zu dem Verbrechen. Ein persönliches Anliegen jedoch war ihr die ZDF-Verfilmung „Der Fall Jakob von Metzler“: Um zu zeigen, wie sehr sich die Polizei eingesetzt hat — auch mit einer umstrittenen Folterdrohung gegen den Mörder.